Kirchbergers Woche:Gute alte Stadtpolizei

Eine Idee, wie wieder mehr Ordnung herrschen könnte

Von Johann Kirchberger

Ganz so schlecht, ganz so rückständig, ganz so unterentwickelt war das Leben früher vielleicht gar nicht. Na gut, es gab keine Smartphones, keine Apps und kein Internet. Wenn man etwas wissen wollte, konnte man das nicht googeln, sondern musste im Großen Brockhaus blättern. Ja, und Weihnachtseinkäufe wurden nicht vom Packerlboten gebracht, sondern mussten selbst nach Hause getragen werden.

Aber es war ruhig in der Stadt, für Sicherheit und Ordnung sorgte die Freisinger Stadtpolizei, die praktischerweise am Rathauseingang ihr Büro hatte und schon damals blaue Uniformen trug. Die Beamten liefen den ganzen Tag und auch in der Nacht zu Fuß Streife in der Innenstadt und in den Stadtteilen. Sie wurden respektiert und ein wenig gefürchtet. Peinlich achteten sie darauf, dass Hecken zurückgeschnitten waren und die Ladenöffnungszeiten eingehalten wurden, stoppten Radler, die ohne Licht unterwegs waren, regelten den Verkehr und verteilten Strafzettel an Parksünder.

Das ist schon lange nicht mehr so. Die heutige Landespolizei leidet unter chronischer Unterbesetzung, hat keine Zeit für Streifengänge, Parksünder interessieren die Beamten nur in Ausnahmefällen. Weil sich aber die Freisinger nicht sonderlich um Park- und Halteverbotsschilder kümmerten und das bis heute nicht tun, wurden von der Stadt vor Jahren eigene Verkehrsüberwacher eingestellt. Die sind dem städtischen Ordnungsamt unterstellt und das ist ebenfalls unterbesetzt.

Nun ist irgendjemand in der Stadtverwaltung aufgefallen, dass zwar immer mehr Verordnungen und Satzungen aufgestellt werden, die das Miteinander der Stadtgesellschaft regeln sollen, aber niemand überwacht, ob diese Vorschriften eingehalten werden. Dazu gehören etwa Plakatierungs-, Sperrzeit-, Benutzungs- und Hauslärmverordnung - oder auch die Volksfestverordnung. Notwendig sei deshalb ein Ordnungsdienst, so der Vorschlag der Verwaltung. Der sollte nicht nur den ruhenden Verkehr überwachen, sondern sich auch um die allgemeine Ruhe, Sicherheit und Ordnung kümmern. Profis sollen also ran, denn eine freiwillige Sicherheitswacht, das ist so eine Erfindung des Freistaats, um sich die Einstellung von Polizisten zu sparen, gibt es seit einiger Zeit. Die ist aber, zahlenmäßig gesehen, sehr schwachbrüstig unterwegs.

Im Stadtrat indes scheint die Begeisterung über stadteigene Ordnungshüter nicht sonderlich groß zu sein. Ob man eine neue schlagende Armee aufbauen wolle, wurde im Finanzausschuss gefragt, ob man verhindern wolle, dass Leute auf der Straße stehen und sich unterhalten. Und natürlich befürchtete man die Kosten. Denn so ein Ordnungsdienst müsste dann ja auch nach 17 Uhr unterwegs sein (Nachtzuschläge!) und auch wenn es regnet. Kurzum, was Freising bräuchte, wäre wieder eine eigene Stadtpolizei, so wie es sie bis zu Beginn der Siebzigerjahre gegeben hat. Denn der Versuch des Staates, mit weniger Personal effektiver zu arbeiten, klappt leider nicht so richtig.

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