Kirchbergers Woche:Gut Ding will Weile haben

Manchmal dauert es etwas länger, bis in Freising Projekte umgesetzt werden

Kolumne von Johann Kirchberger

So viele schöne Sachen hat Oberbürgermeister Eschenbacher neulich bei seinem virtuellen Spaziergang aufgezählt, vom Umbau der Innenstadt bis zur Sanierung des Asamtrakts, von den Schulen im Steinpark bis zur Moosachöffnung, vom Tunnel am Bahnposten 15 bis zu einem Parkhaus im Westen der Stadt. Alles sei auf dem Weg, werde bald fertig oder angepackt oder zumindest weiterverfolgt, hat er versprochen. Trotz Corona und trotz nicht ganz so voller Kassen.

Ein Projekt aber hat gefehlt, was nicht weiter überrascht, weil es nur in Wahlkampfzeiten auftaucht und Kommunalwahlen erst wieder in fünf Jahren sind. Gemeint ist die Untertunnelung des Freisinger Bahnhofs von der Saarstraße zum P+R-Platz, damit die Busse besser und schneller vom Stadtzentrum nach Lerchenfeld eilen können und umgekehrt natürlich auch. Also so in fünf Jahren, wenn die Wahlkämpfer wieder nach Themen suchen, um Punkte beziehungsweise Stimmen zu sammeln, wenn die diversen Großprojekte abgeschlossen sind und womöglich wieder ein paar Euro angespart sind, dann wird dieser schöne Plan bestimmt wieder auftauchen. Wie seit Jahrzehnten. Günstiger wäre zwar vielleicht, man würde nicht eine Straße unter die Gleise verlegen, sondern die Gleise unter die Straße, aber diese Idee hat bisher noch keine Fürsprecher gefunden.

Wie man Tunnel baut, da kennt man sich in Freising ja mittlerweile seit dem Vöttinger Durchstich aus. Für den Brückenbau hat man das THW, das hilft, wo es kann. Wenn etwa eine Baustellenbrücke von der Münchner Straße zum Fuß des Dombergs benötigt wird, oder wenn eine Moosachbrücke zur Luitpoldanlage gebaut werden muss, dann springen die technischen Helfer ein. An die Hochtrasse will die Stadt das THW aber nicht lassen. Hier sollen im Zuge der Brückensanierung die Brückenkappen verbreitert werden, damit ordentliche Radlwege gebaut werden können. Ein recht teures Vorhaben, das ganz viele Millionen Euro verschlingen wird. Deshalb wohl taucht es zwar immer wieder auf, um dann aber aus den verschiedensten Gründen verschoben zu werden. Heuer soll es aber losgehen. Vielleicht, möglicherweise aber auch erst im nächsten Jahr. Die Brücke ist ja nicht unbedingt einsturzgefährdet und Projekte, die viel kosten und nicht unbedingt etwas hermachen, werden eben gerne geschoben.

Keine Eile besteht auch bei Vorhaben, die recht umstritten sind. Die Haltestelle für Touristenbusse an der Johannisstraße etwa, die von den Freisingern selbst nicht benötigt wird, für die aber eine Parkanlage geopfert werden müsste. Oder der Bau eines Parkhauses auf dem Kriechbaum-Areal an der Wippenhauser Straße. Die einen halten das für dringend erforderlich, um Autos aus der Innenstadt herauszuhalten, die anderen wollen nicht länger in Straßen und Parkhäuser investieren, sondern Radwege bauen.

Manchmal läuft etwas mit den Freisinger Großprojekten auch ganz dumm. Da wurde jahrzehntelang der Bau eines Hallenbads gefordert und über den Standort gestritten, und als man sich endlich einig und das Werk vollendet war, kann es jetzt wegen Corona nicht genutzt werden. Dabei hat die Staatsbrauerei für das Hallenbad Fresch sogar ein Bier gebraut, das es nur dort gibt und das den passenden Namen "Nackerts" trägt. Nicht nur, weil es alkoholfrei und damit als Bier praktisch nackert ist, sondern auch, weil es vorwiegend von nackerten Saunabesuchern getrunken werden soll. Bloß wann, wann erlaubt das Corona?

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