Kirchbergers Woche:Geschickt und nachhaltig

Die Feuerwehren im Landkreis haben innovative Lösung für ihre alternden Fahrzeuge gefunden

Von Johann Kirchberger

Weil alles einen gewissen Vorlauf braucht, beschäftigen sich die Freisinger Stadträte stets schon im Frühjahr mit ihrem Septemberfest, das aber nicht so heißt, sondern schlicht und einfach Volksfest genannt wird. Es ist nämlich ein Fest für das Volk, also die Einheimischen, nicht für italienische und amerikanische Touristen. Die fahren im September zum Münchner Oktoberfest. Deshalb ist die Mass Bier bei uns deutlich billiger. 7,40 Euro darf der Festwirt heuer seinen Gästen im Bierzelt abnehmen, so hat es der Stadtrat festgelegt. Exakt so viel wie im Jahr 1995, damals allerdings waren es 7,40 Mark.

Wie viele Mark die Stadt 1983 für den Spielbus der Stadtjugendpflege ausgegeben hat, lässt sich heute nicht mehr genau sagen, ohne ganz tief in den Archiven zu wühlen. Das Geld dafür war auf jeden Fall gut angelegt, der Spielbus ist zu einem Erfolgsmodell geworden. Aber jedes Modell kommt in die Jahre, und deshalb wurde das Fahrzeug mit den vielen Spielsachen jetzt ausgemustert. Eine nochmalige Instandsetzung sei nicht mehr lohnenswert, heißt es. Das ist nachvollziehbar bei einem 34 Jahre alten Fahrzeug, zumal der Nachfolger für 20 000 Euro recht günstig zu bekommen war. So richtig kaputt scheint der ausgemusterte Spielbus aber nicht zu sein. Er wurde nämlich mit einem Hilfskonvoi nach Weißrussland geschickt. Möglicherweise gibt es dort Automechaniker, die geschickter sind als jene in Freising.

Auch im ungarischen Majs scheint es tüchtige Schlosser und Schrauber zu geben. Vor über 20 Jahren nämlich hat die Echinger Feuerwehr ein Löschfahrzeug - Baujahr 1976 - ausgemustert und es den Kollegen in Ungarn überlassen, wo es bis zuletzt im Einsatz war. Nachdem sich Bürgermeister Thaler bei einem Besuch in der Partnergemeinde überzeugen konnte, dass das Fahrzeug immer noch "gut in Schuss" ist, holten die Echinger das zum Oldtimer gereifte LF 8 wieder zurück. Vermutlich, um es bei Umzügen und Festen vorzuführen. Zum Ausgleich bekamen die Majser ein erst 29 Jahre altes, im Vorjahr ausgemustertes Fahrzeug der Dietersheimer Feuerwehr. Damit es wieder "in Schuss" gebracht wird. Die Ungarn können so was ja.

Ganz allein, ohne Unterstützung aus Osteuropa, haben die Freisinger Feuerwehrler ihr erstes Fahrzeug gehegt und gepflegt. Heuer wird der Oldtimer, bei dem es sich dem Namen nach um eine ältere Dame handelt, 90 Jahre alt und am Sonntag darf die "Liesl", die immer noch schnurrt wie eine Junge, bei einem Tag der offenen Tür wieder einmal bewundert werden.

Liesl, ein schöner Name, gleichwohl aber für das neue Hallen-Freibad in Lerchenfeld irgendwie unpassend. Weil aber die Stadtwerke nicht 30 Millionen Euro für einen namenlosen Bau ausgeben wollen, wird seit Tagen in den diversen Internetforen nach einem Namen gesucht. Vorschläge gibt es viele - Rabenweg-Arena, Baderl, Wasserhaus, Kurbi et orbi, Nasszelle, Badeparadies und viele mehr. In München wurde dieser Tage Richtfest für Bayerns größtes Finanzamt gefeiert. Dafür würde uns spontan ein Name einfallen, unschlagbar und treffend, den Finanzminister Markus Söder gerne und kostenlos übernehmen darf: Raubritterburg.

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