Kirchbergers Woche:Freier Funk für alle

Warum es so wichtig ist, die künftig geöffnete Stadtmoosach mit einem massiven Geländer zu versehen

Von Johann Kirchberger

Gelegentlich hört oder liest man von Freisingern, welch tolles Ferienquartier sie gefunden hätten. Keinen Fernseher gebe es dort, keine Zeitungen, keinen Laptop, kein Internet, ja nicht einmal eine Smartphone-Verbindung. Herrlich sei das, da könne man sich so richtig erholen. Daheim in Freising dagegen wird gerade darüber gejubelt, dass der Stadtmarketingverein "Aktive City" unter dem Schlagwort "Freising funkt" daran arbeitet, mittels unzähliger Router und einer Freifunk-Software in der gesamten Innenstadt ein Wlan-Netzwerk aufzubauen. Damit hier jedermann zu jeder Zeit einen kostenlosen Internetzugang hat, was die Attraktivität Freisings angeblich enorm steigert. Wirklich? Ist es tatsächlich erstrebenswert, dass Besucher der Innenstadt nur noch mit dem Smartphone in der Hand durch die Straßen laufen, Emails empfangen und senden, statt sich in aller Ruhe in den Geschäften umzusehen? Muss man wirklich ständig erreichbar sein? Vermutlich ja und so gesehen macht es natürlich auch Sinn, entlang einer vielleicht schon bald geöffneten Moosach ein massives Geländer zu errichten. Wer ständig auf sein Handy schaut, könnte leicht in den Bach fallen.

Der Wahlkampf hat zwar noch nicht begonnen, trotzdem ist schon jetzt abzusehen, dass einige Kandidaten durch den Rost fallen werden. Das gilt für den SPD-Bewerber - ganz schlecht platziert auf der Landesliste - für die neue Kandidatin der Grünen - steht nicht einmal auf der Landesliste - und das gilt wohl auch für den Bewerber der Freien Wähler. Der will zwar einen Wahlkampf mit Herz, Verstand und Vernunft führen, was sehr lobenswert ist, aber seine Partei wird es wohl nicht nach Berlin schaffen. Und die Chance, sich als Direktkandidat gegen den Amtsinhaber von der CSU durchzusetzen, darf mit Verlaub für alle zusammen als sehr gering eingestuft werden.

Da sind die Chancen, sich etwas Eigenes aufzubauen, zum Beispiel mit einem Jodeldiplom von Traudi Siferlinger, schon größer. Wer es aber bei einem ihrer regelmäßigen Seminare mangels Talent nicht schaffen sollte, sich der alpenländischen Folklore anzunähern, der hat jetzt eine Alternative. Der Kulturverein Dreiklang bietet bald Kurse für Alphornbläser an. Für alle Flachlandtiroler ein Muss. Wer aber Schuhplatteln lernen will, ist in Freising aufgeschmissen. Nicht einmal bei Durchsicht des Volkshochschulprogramms wird man hier fündig. Gleitschirmfliegen ist im Angebot, einen Sportbootführerschein kann man machen, obwohl Motorboote auf unseren Binnengewässern wie dem Pullinger Weiher verboten sind, ja sogar die geheime Sprache der Vögel kann man hier lernen. Schuhplatteln aber fehlt, Goaßlschnalzn auch. Noch.

In München mag es das alles geben, vermisst wird dort aber saubere Luft. Deshalb soll jetzt ein Bürgerbegehren gestartet werden. Aber was ist mit uns? Mit Pulling, Attaching und den anderen Orten in der Flughafenregion? Sauber ist hier die Luft schon lange nicht mehr. Benno Zierer von den Freien Wählern hat deshalb jetzt die Errichtung einer Luftgütemessstation gefordert. Aber unabhängig davon, was da einmal gemessen wird. Flugzeuge und Autos werden weiterhin die Luft verpesten und die Verursacher werden weiterhin bestreiten, irgendetwas mit der Luftverschmutzung zu tun zu haben. Das ist sicher.

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