Kirchbergers Woche:Erst bauen, dann schauen

Hauptsache, der Mensch bleibt mobil

Von Johann Kirchberger

Wer in Freising als Zielort Regensburg in sein Navi eingibt, wird über die A 92 zum Neufahrner Kreuz und dann über die A 9 und die A 93 geleitet. Das ist die schnellste Strecke, aber nicht die kürzeste. Die würde über die B 301 durch die Hallertau zur A 93 führen, fast 30 Kilometer wären da gespart. Aber man ist länger unterwegs, weil die verschiedenen Ortsdurchfahrten viel Zeit kosten. Und Zeit ist heutzutage kostbarer als Benzin.

Um Au lässt sich inzwischen bequem herumfahren, aber die Hopfenstraße verläuft immer noch mitten durch Attenkirchen und Rudelzhausen. In Attenkirchen wird seit 30 Jahren diskutiert, ob die Umgehung links oder rechts um den Ort herum geführt werden sollte, und mindestens noch einmal 30 Jahre dürfte es dauern, bis mit ernsthaften Planungen begonnen wird. In Rudelzhausen ist man weiter, da ist die Umfahrung in den vordringlichen Bedarfsplan aufgenommen worden. Vor 2030 wird es aber auch hier nichts mit der Umsetzung.

Ob sich die Gemeinden einen Gefallen mit Umgehungsstraßen tun, ist umstritten. Abgesehen vom Landverbrauch ziehen neue Straßen bekanntlich neuen Verkehr an, und umso schneller man auf der B 301 voran kommt, umso mehr Autos befahren sie. Zumal in einigen Jahren mit der Nordostumfahrung zwischen Zolling und Marzling auch das Nadelöhr Freising entfällt. Kommen einmal die Umfahrungen von Attenkirchen und Rudelzhausen dazu, heißt das freie Fahrt durch die Hallertau, für Pendler und für den Schwerlastverkehr. Navis und Routenplaner werden umdenken.

Profitieren würde Allershausen. Denn je mehr Fahrzeuge die A 93 schon bei Mainburg verlassen, um zum Flughafen zu gelangen, umso weniger nutzen die Abkürzung von Allershausen zur Freisinger Westtangente. Und mit der Südumfahrung von Allershausen wird es ohnehin nichts, so lange sich Allershausen und Kranzberg nicht einigen, ob die Trasse durch ein FFH-Gebiet oder an einigen Weihern vorbei verlaufen soll.

Neue Straßen wünscht sich auch Hallbergmoos. Die B 301 soll nach dem Willen der Gemeinde an den Rand der Isarauen verschoben werden, während das Straßenbauamt den Ausbau der bestehenden Straße favorisiert. Im Norden plant die Flughafengemeinde auf eigene Kosten eine Verbindung vom Flughafenzaun zur B 301. Und im Süden des Landkreises wird alles versucht, endlich eine Umgehung von Dietersheim zu bauen.

Ökologische Gesichtspunkte spielen bei allen Planungen keine Rolle, der Landverbrauch interessiert niemanden. Der spielt ja auch bei der Erweiterung des Flughafens keine Rolle. Hauptsache, der Mensch bleibt mobil, bei Arbeit, Spaß und Spiel. So werden in Bayern täglich 18 Hektar Grund und Boden betoniert. Der Landkreis Freising liegt bayernweit an der Spitze. Ob sich das jemals ändern wird? Ja, spätestens dann, wenn die letzte Wiese geteert und der letzte Baum abgeholzt ist.

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