Kirchbergers Woche:Die besinnliche Adventszeit

Freising und Moosburg leuchten, doch das Freudenfeuerwerk der Startbahngegner bleibt vorerst aus

Von Johann Kirchberger

Moosburg leuchtet und das Christkindl eröffnet die Weihnachtszeit. Am heutigen Samstag. So hat es die Moosburger Marketing eG noch vor Wochen auf Plakaten angekündigt. Wie bitte? Die Weihnachtszeit? Kommt da nicht erst die Adventszeit? Ja doch, die Moosburger haben die Kurve gerade noch einmal gekriegt, jetzt eröffnet das Moosburger Christkindl aus Gammelsdorf erst einmal die Adventszeit. Aber warum das Christkindl? Das ist doch bisher - zumindest unserer Erinnerung nach - immer erst am 24. Dezember gekommen. Und eigentlich müsste doch zunächst der Nikolaus durch die Gassen schleichen, mit Apfel, Nuss und Mandelkern. Schaut fast so aus, als wäre der Moosburger Festtagskalender ein wenig in Unordnung geraten.

Aber auch sonst ist man in Moosburg nicht zimperlich. Weil im Haushalt ein Millionenloch aufgetaucht ist, lässt sich die Stadt heuer das Feuerwerk während der großen Silvesterparty auf dem Plan von der Flughafen GmbH (FMG) sponsern. Ist ja auch naheliegend, denn mit allem was kracht und stinkt, kennt man sich bei dem FMG bestens aus. Auch die Startbahngegner hätten gerne ein Feuerwerk gezündet, ein Freudenfeuerwerk. Aber jetzt darf Ministerpräsident Horst Seehofer auf Druck der CSU-Fraktion seine Entscheidung zur dritten Startbahn nicht mehr wie vorgesehen vor Weihnachten, sondern erst im Februar oder März verkünden. Beton-Erwin und seine Freunde brauchen offensichtlich mehr Zeit, um Seehofer zu bearbeiten. Am liebsten würden sie eine Entscheidung gleich bis zum Jahr 2018 hinausschieben, wenn Seehofer in Ruhestand geht und womöglich Markus Söder übernimmt. Denn der schmiedet bekanntlich keine Koalition mit den Bürgern, sondern mit der Wirtschaft.

In Freising leuchten von heute an 1500 Glühlampen in der Hauptstraße und nächste Woche schwärmen wie gewohnt die Nikoläuse aus, um den Kleinen eine Freude zu machen. Eine Reihe von Organisationen bieten dafür ihre Dienste an. Zum Beispiel der Freisinger Leo-Club, der seinen Nikoläusen - hoffentlich alle geschult und ausgestattet mit einem Zertifikat der Erzdiözese - natürlich keinen Krampus mehr zur Seite stellt. Nein, denn der ist böse und muss in unserer weichgespülten Zeit im Wald bleiben und auf die Rute aufpassen. Begleitet werden die braven Männer inzwischen von himmlischen Engelchen, so versprechen es die Leos. Das alte Brauchtum, so scheint es, befindet sich auf dem Rückzug.

Wie ein bekanntes gallisches Dorf kämpft derweil die Gemeinde Mauern verzweifelt gegen die übermächtigen Truppen des Freistaats, die mitten im Ort einen Tetrafunkmasten errichten wollen, damit auch hier digital gefunkt werden kann. Alle Proteste gegen den als ungeeignet angesehenen Standort haben nichts gebracht, alle Alternativvorschläge wurden abgelehnt, alle geführten Prozesse gingen verloren. Gegen ein Heer von Gutachtern und Juristen konnte die kleine Gemeinde im Norden des Landkreises nichts ausrichten und muss nun tatenlos zusehen, wie auf dem Gandorfer Berg Löcher gegraben werden. Trotzdem will man in Mauern nach gallischem Vorbild nicht kampflos aufgeben. Dumm nur, dass Bürgermeister Georg Krojer als Kind nicht in den Kessel mit dem Zaubertrunk gefallen ist. Deshalb wird jetzt fieberhaft nach einem Druiden gesucht, der Mauerns Kämpfern zu neuer Stärke verhilft.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: