Süddeutsche Zeitung

Kinderbetreuung:Die Wartelisten sind lang

Die Situation in den meisten Kindergärten im Landkreis ist angespannt, Personal ist kaum noch zu finden. Die Stadt Moosburg will übergangsweise Platz in Containern schaffen

Von Gudrun Regelein und Alexandra Vettori , Freising

164 Namen stehen derzeit auf der Kindergarten-Warteliste der Stadt Freising für das neue Betreuungsjahr. Auch Neufahrn hat eine solche Liste, doch wie lange die ist, mag Michaela Wiencke, Leiterin des Personal- und Ordnungsamtes, nicht sagen. "Die Lage ist angespannt", lautet ihr Kommentar. Im Vorjahr gab es Riesenärger in Neufahrn, weil nicht alle Kinder sofort einen Platz bekamen. Allerdings, betont Wiencke, seien Wartelisten so früh im Jahr auch wenig aussagekräftig.

"Da stehen auch Kinder drauf, die erst im Mai 2020 drei Jahre alt werden, die nur ihren Wunschkindergarten besuchen wollen oder im Laufe der nächsten Zeit erst hierher ziehen", sagt sie. Auf jeden Fall wird eine zweite Schulkindergarten-Gruppe am Keltenweg eingerichtet, "Kinder, die bis August drei Jahre alt werden, bringen wir unter".

Eine Aussage ist freilich schon jetzt möglich, ist sie doch aus allen Rathäusern zu hören: Die Personalsituation ist so angespannt wie nie, daran ändern auch Arbeitsmarktzulagen oder Personalwohnungen, die in Kombination mit neuen Kindertagesstätten (Kitas) gebaut werden, nichts. "Wir können längst nicht mehr alle Stellen zeitnah besetzen, insbesondere kurzfristige Personalausfälle sind schwer zu kompensieren", berichtet Christl Steinhart, Sprecherin der Stadt Freising. Die Stadt ist Trägerin von 15 Kitas mit 53 Gruppen für Kinder von einem bis zehn Jahren. Gut 150 pädagogische Kräfte, Praktikanten inklusive, stemmen die Betreuung; das ist rund ein Fünftel der Beschäftigten der Stadt.

Einrichtungen wird es genug geben, Personal aber nicht

Entspannung ist nicht in Sicht, denn in den künftigen Freisinger Baugebieten Seilerbrücklwiesen und Angerstraße sind weitere Einrichtungen geplant, dazu kommen die Erweiterung des Kindergartens Sonnenschein und ein zusätzliches Kinderhaus im Stadtteil Lerchenfeld. Baulich habe die Stadt ihre Hausaufgaben gemacht, betont Steinhart. Für den leer gefegten Arbeitsmarkt bei Betreuungspersonal aber hat auch Freising keine Lösung.

Moosburg leidet unter ähnlichen Problemen: Die Nachfrage nach Kindergartenplätzen dort ist groß, zu groß. Nach der Anmeldewoche haben viele Familien im September noch keinen Platz. Derzeit fehlen rund 50. Deshalb hat der Stadtrat beschlossen, übergangsweise in Containern Raum für zwei Kindergartengruppen mit 50 Plätzen zu schaffen. Laut Verwaltung kommen noch weitere 50 Kinder dazu, die im Laufe des Jahres drei werden und damit einen Anspruch auf einen Betreuungsplatz haben. Die Lage verschärft sich, weil im katholischen Kindergarten Sankt Pius wegen Personalmangels die vierte Gruppe voraussichtlich nicht fortgeführt werden kann. Die 25 Plätze übernimmt die Stadt. Voraussetzung dafür allerdings ist, dass es genügend Personal gibt. Für den Container-Kindergarten werden fünf bis sechs Erzieherinnen und Kinderpflegerinnen benötigt. Doch der Stellenmarkt ist auch in Moosburg leergefegt.

Eching und Hallbergmoos stehen gut da, Fahrenzhausen und Langenbach haben Engpässe

"Ganz gut" schaut es dagegen in Eching aus, "normal können wir die Dreijährigen aufnehmen, auch wenn einige Einrichtungen noch Personal suchen", sagt Johanna Fütterer, die im Echinger Rathaus für die Kinderbetreuung zuständig ist. Dafür zeichnet sich derzeit ein Engpass bei den Hortplätzen ab. Zufrieden ist man auch in Hallbergmoos. "Es gibt sehr viele Schulanfänger, dementsprechend wurden auch Plätze in Kindergärten frei. Bisher konnten alle Anmeldungen berücksichtigt werden", freut sich Bürgermeister Harald Reents. Es gebe sogar noch freie Plätze im "Bunten Haus", die würden aber sicher im Laufe des Jahres belegt. In Fahrenzhausen stehen derzeit sechs Kinder auf der Warteliste. Im Rathaus sinnt man auf Lösungen, zumal für die nächsten Jahre weiter steigende Zahlen erwartet werden und die vorhandenen Betreuungsplätze voraussichtlich nicht mehr ausreichen.

Enge befürchtet man auch in den Langenbacher Kindergärten. Sowohl die beiden Gemeinde-Einrichtungen "Hummelnest" und "Mooshäusl" als auch die kirchliche "Arche Noah" sind von September an nahezu ausgebucht. Zumindest räumlich wird es trotzdem keine Probleme geben: Bürgermeisterin Susanne Hoyer hatte die Idee, mit einem Waldkindergarten zusätzliche Plätze zu schaffen. Das Grundstück dafür ist bereits gefunden.

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Quelle:
SZ vom 17.05.2019/lada
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