Süddeutsche Zeitung

Kinderbetreuung:100 Euro weniger

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Der Zuschuss des Freistaats an die Kommunen entlastet Eltern von Kindergartenkindern deutlich. Die teuren Krippenplätze dagegen werden noch nicht gefördert, das bleibt ein mittelfristiges Ziel.

Von Katharina Aurich, Freising

Berlin hat es vorgemacht, dort sind seit September Kindergärten und Krippen kostenfrei. In Bayern wird es noch dauern, bis die Kinderbetreuung für Eltern keine finanzielle Belastung mehr bedeutet, obwohl die Freien Wähler die Abschaffung der Gebühren in ihrem Wahlprogramm hatten. Immerhin hat der Ministerrat beschlossen, dass von April 2019 an Kommunen für jedes Kindergartenkind monatlich einen Zuschuss von 100 Euro erhalten, um die Gebühren für die Eltern entsprechend zu reduzieren. Im Landkreis Freising wird der Vorstoß, Eltern finanziell mehr zu unterstützen, begrüßt. Gleichzeitig gibt es noch viel zu tun, damit einkommensschwachen Familien geholfen und ein gutes Betreuungsangebot in Stadt und Land selbstverständlich wird.

Eltern von Krippenkindern gehen vorerst leer aus

Ein Wermutstropfen: Die Eltern von Krippenkindern, die wesentlich höhere Gebühren zahlen, gehen erst einmal leer aus. Von 2020 an sollen dann aber auch sie vom Freistaat entlastet werden. "Das Ziel der Freien Wähler (FW) ist die komplette Beitragsfreiheit wie in Berlin", sagt dazu Freisings Landtagsabgeordneter Benno Zierer. Aber das werde wohl noch Jahre dauern. Immerhin sei der 100 Euro Zuschuss der richtige Weg, "wir Freien Wähler sind nur der Elf-Prozent Partner und müssen mit der CSU-Kompromisse schließen", sagt Zierer.

Die Stadt Freising begrüße den 100 Euro Zuschuss, sagt Pressesprecherin Christl Steinhart. Gerade im teuren Ballungsraum München sei die Entlastung von Familien wichtig. Die Finanzierung der Kinderbetreuung ruht auf drei Säulen: den staatlichen Zuschüssen, den kommunalen Mitteln und den Elternbeiträgen; die Stadt wünsche sich aber auch eine größere Attraktivität der Berufe Erzieherin und Kinderpflegerin. Die Kommunen im Landkreis haben nämlich chronische Schwierigkeiten, Personal zu finden. Freising investiere heuer 6,6 Millionen Euro in die Mitarbeiter der Kinderkrippen und -gärten, so Steinhart. Wenn im April die finanzielle Unterstützung startet, werden die Mittel monatlich direkt an die Kommunen ausgezahlt. Diese reichen sie auch an nicht-kommunale Träger weiter. Die Eltern müssten keinen Antrag stellen, und die Kita-Träger seien verpflichtet, die Eltern darauf hinzuweisen, dass sich ihr Beitrag um 100 Euro monatlich reduziere, heißt aus dem Ministerium für Familie, Arbeit und Soziales. Sei der Elternbeitrag niedriger als 100 Euro, weil ein Kind nur vier Stunden täglich betreut werde, bleibe die Differenz beim Träger.

Viele Eltern zahlen bald nur noch Essens- und Spielegeld

Für die Eltern in Freising, die für ihr Kind eine täglich sechsstündige Betreuung im Kindergarten gebucht haben, sind im Moment monatlich 127 Euro zu bezahlen. Dazu kommen 68 Euro Essensgeld sowie drei Euro für Getränke. Diese Kosten würden sich ab April auf 98 Euro reduzieren. In Eching kostet eine täglich sechsstündige Betreuung monatlich 105 Euro, in Attenkirchen 98 Euro und in Zolling 103 Euro. Eltern, die in diesen Gemeinden sechs Stunden gebucht haben, müssen ab kommendem April nur noch das Essens-, Getränke- und Spielegeld bezahlen. Ein täglich sechsstündiger Krippenplatz dagegen kostet in Attenkirchen 251, in Zolling 235 und in Freising 309 Euro. An diesen Kosten wird sich erst einmal nichts ändern.

Nicht nur für die finanzielle Entlastung der Eltern, sondern auch für mehr Gerechtigkeit plädiert Norbert Flötzinger, Sachgebietsleiter "Wirtschaftliche Jugendhilfen" im Landratsamt. Es sei begrüßenswert, wenn die Regierung Familien unter die Arme greife, aber er halte nichts vom "Gießkannenprinzip". Es wäre besser, wenn die Unterstützung an das Einkommen gekoppelt wäre, denn besser Verdienenden falle es natürlich leichter, die Kinderbetreuung zu finanzieren, sagt er aus Erfahrung. Eltern mit einem sehr niedrigen Einkommen sind von den Kindergarten- und Krippengebühren befreit und das Jugendamt übernimmt die Kosten.

Bei kostenloser Betreuung entfiele viel Verwaltungsarbeit

2018 waren dies im Landkreis Beiträge für 284 Kinder. Seit dem Spitzenwert im Jahr 2015 mit 350 Kindern seien die Zahlen etwas gesunken, so Flötzinger. Für die Befreiung von den Beiträgen gebe es keine feste Einkommensgrenze. Die Berechnung orientiert sich für jeden Einzelfall am Einkommen und zum Beispiel an der Anzahl der Personen, die im Haushalt leben oder der Höhe der Wohnungsmiete. Die Beitragsübernahme gilt nur für ein Jahr, dann muss ein neuer Antrag gestellt werden. Dieser Verwaltungsaufwand entfiele, wäre die Betreuung für alle kostenlos.

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Quelle:
SZ vom 08.12.2018
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