Keine betriebsbedingten Kündigungen:Maschinen stehen still

Firmengruppe Appl schließt Sellier-Druck, Binderei besteht fort

Von Peter Becker, Freising

Die Maschinen stehen seit diesem Montag bei der Sellier Druck GmbH, der traditionsreichsten Freisinger Druckerei, still. Das Unternehmen gehört seit 1978 zur Appl-Firmengruppe mit Sitz in Wemding im Donau-Ries. Diese stuft den Freisinger Ableger als nicht mehr rentabel ein. Laut einer Presseinformation wird in Freising ein Kompetenzzentrum für die Fertigung von Zeitschriften und Katalogen entstehen. Dort werden dann bereits gedruckte Produkte in der Binderei weiterverarbeitet. Hinter den Kulissen sollen laut der Gewerkschaft Verdi seit geraumer Zeit Arbeitskämpfe stattfinden, nachdem das Unternehmen Appl aus dem Tarifvertrag ausgestiegen ist. Seit Anfang 2014 hat eine Erfolgsprämie das bis dahin gezahlte Urlaubs- und Weihnachtsgeld ersetzt.

Die Wurzeln der Druckerei reichen bis in die fürstbischöfliche Zeit in Freising zurück. 1909 erwarb schließlich der Verlagsbuchhändler Arthur Sellier den Betrieb, der seit 1968 seinen Namen trug. 1978 ging die Druckerei in der Appl-Firmengruppe auf. Die Neuorientierung sei erforderlich gewesen, weil der Betrieb in den vergangenen Jahren Verluste in Millionenhöhe ausgewiesen habe und nicht mehr profitabel gewesen sei, heißt es in der Presseerklärung. Ohne die Unterstützung aus Wemding hätte die Freisinger Filiale bereits vor Jahren geschlossen werden müssen. Um die komplette Stilllegung des Betriebs zu vermeiden und die insgesamt 80 Arbeitsplätze zu retten, habe sich die Geschäftsführung zu diesem Schritt entschlossen,

Eher beiläufig hatte jedoch laut Sabine Pustet von der Gewerkschaft Verdi Druckereimanager Markus Appl während einer Informationsveranstaltung im Juni des vergangenen Jahres erwähnt, dass die Schließung der Druckabteilung in Freising geprüft werde. "Die Binderei bleibt erhalten", versichert die Gewerkschaftssprecherin. Im März dieses Jahres kündigte Appl dann an, dass die Freisinger Filiale im zweiten Halbjahr 2015 geschlossen werde. Dem Versprechen ließ er nun Taten folgen: In der Druckerei gab es einst drei Maschinen: Eine war defekt und wurde laut Verdi bereits im vergangenen Jahr abgebaut. Die zweite folgte vor wenigen Wochen und am 28. August ließ Appl die letzte verbliebene abschalten.

Von der Stilllegung der Druckerei sind letztlich zwölf Drucker und zwei Helfer betroffen. Laut Pressemitteilung der Firma sollen diese in anderer Funktion in Freising weiterbeschäftigt werden. Die Geschäftsführung verspricht, dass es keine betriebsbedingten Kündigungen geben werde. Laut Verdi sollen sie alternativ zum Standort nach Wemding überwechseln. Appl übt aber nach Ansicht der Gewerkschaft Druck auf die Beschäftigten aus, dass sie von 1. September an in anderen Abteilungen arbeiten. Derzeit laufen Verhandlungen über einen Interessensausgleich mit dem Betriebsrat.

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