Kehraus in Freising:Schluss mit lustig

Lesezeit: 2 min

Es hat sich bald ausgetanzt im Freisinger Fasching. (Foto: N/A)

Das derzeitige Präsidium der Narrhalla möchte nach internen Querelen die Verantwortung abgeben. Nachfolger sind jedoch nicht in Sicht. Jetzt wird sogar über eine Vereinsauflösung nachgedacht.

Von Franz Vogl, Freising

Die Adventszeit - in der man auf die Ankunft des Christkindes wartet - dauert etwa vier Wochen. Bei der Freisinger Narrhalla wird schon seit fast zwei Jahren gewartet, doch es kommt kein Erlöser. Noch-Präsident Stefan Olschewski wird gleich nach dem Fest des Herren seine verbliebenen 40 Mitglieder zu einer weiteren Aussprache bitten und sich mit der Frage auseinandersetzen müssen, ob der nun mehr als 60 Jahre alte Traditionsverein endgültig zu Grabe getragen werden soll.

Alle Bemühungen des noch vier Mit-glieder umfassenden Präsidiums sind bisher gescheitert. "Wir hatten interne Querelen, niemand möchte mehr Verantwortung übernehmen. Alle wissen immer, was nicht geht, aber keiner hat konkrete Vorschläge", spricht Olschewski offen aus. Im Frühjahr wollten er und sein im Krankenstand weilender Vize Rainer Mühlbauer von den Mitgliedern entlastet werden und für einen Neuanfang abtreten. Daraus wurde nichts, es gab keine Mehrheit, da niemand sonst das Ruder des Freisinger Narrenschiffs übernehmen wollte.

Noch 2014 waren die Präsidenten zuversichtlich, dass es mit dem organisierten Frohsinn in der Domstadt trotz erster Krisenanzeichen weiter gehen könne, "doch uns wurden nur Prügel zwischen die Beine geworfen und alle Ideen abgebügelt", erklärte Olschewski. So habe man seine Vorschläge grundsätzlich abgelehnt, beispielsweise seinen Freund, den österreichischen Sänger Wolfgang Ambros, einzuladen oder Max Riemensperger den Bärenorden um-zuhängen.

Besonders prekär aber sei die Situation im Nachwuchsbereich: "Wir bringen zwar eine Kindergarde zusammen, aber für die große Garde oder ein Prinzenpaar fehlen die Interessenten, keiner ist mehr bereit sich dafür zu quälen". Damit ist auch eine Ballsaison nicht zu bestreiten. Daher sei die Zwangspause unumgänglich geworden, "aber langsam geht uns das Geld aus, denn derzeit haben wir nur noch 40 Mitglieder laut Schriftführerin Anja Oberauer und unser finanzielles Polster ist sehr dünn". Er selbst wolle aber eigentlich nicht in die Freisinger Annalen als der Vorsitzende der Narrhalla eingehen, der das Licht endgültig ausgemacht hat. "Der Oberbürgermeister, die Bärenordensträger und gerade ältere Freisinger fragen immer wieder an, wie es mit uns weiter geht, sie würden auch im Hintergrund helfen, aber dies reicht nicht."

Er und sein Rumpfteam müssen sich daher für die Januar-Versammlung darauf vorbereiten, auch über eine Vereinsauflösung nachzudenken. Besonders enttäuscht ist er von den früheren Narrhalla-Funktionären, die sich alle nicht mehr um den Verein kümmerten oder Hilfe anbieten würden, "denn gerade von erfahrenen und gut vernetzten Aktiven könnten wir profitieren".

Die traditionsreichen Bälle in der Stadt Freising entfallen derzeit auch ohne Narrhalla, denn wegen des geplanten Asamtrakt-Umbaus ist die Luitpoldhalle das Ausweichquartier für den Freisinger Kulturbetrieb und ein schlecht besuchter Narrhalla-Ball sicher keine Notwendigkeit, "doch wahrscheinlich sieht man auch bei uns erst, was man an uns hatte, wenn wir ganz weg sind", meinte ein extrem frustrierter Narrhalla-Chef.

© SZ vom 10.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: