Kaum jemand hält sich dort gern länger auf:Schlechtes Zeugnis für den Bürgerplatz

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Studenten der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf stellen in Eching ihre Bestandsanalyse vor, die Noten fallen nicht sonderlich gut aus. Nun überlegen sie, was man verbessern kann

Von Alexandra Vettori, Eching

Sehr genau haben die 70 Studenten der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf bei ihrer Bestandsaufnahme auf und um den Echinger Bürgerplatz hingeschaut. Seit Oktober streifen sie durch die Gemeinde, unterhalten sich mit Passanten oder wälzen Akten und Pläne im Rathaus. Am Mittwoch präsentierten die jungen Leute - sie studieren im vierten Semester Landschaftsbau und -Management - im Echinger Rathaus die Ergebnisse ihrer Analyse mit dem Fazit: Es herrscht Handlungsbedarf, soll aus dem Bürgerplatz endlich ein zentraler Treffpunkt werden, der seinen Namen verdient.

Bisher wird er kaum genutzt, in der Regel queren Passanten den Bürgerplatz nur schnell, mit Ausnahme einiger Jugendlicher, die keinen gemütlicheren Platz zum Abhängen gefunden haben. In den Interviews beklagen die Echinger die räumliche Leere und dass nichts los ist. Auch Gastronomie wird vermisst, die Bürgerhauswirtschaft ist nach wie vor verwaist, das Café Zentral im Alten- und Service Zentrum (ASZ) liegt nach Ansicht der Studenten in einer schlecht einsehbaren, nicht sehr einladend gestalteten Ecke und wird daher von Nicht-Stammgästen kaum angenommen.

Die Parkbänke erwecken den Anschein, dass sie wahllos angeordnet wurden, und sind selten besetzt, ebenso wie die Fahrradständer. Den Grund für Letzteres haben die Studenten schon ermittelt: Die Ständer sind alle nicht überdacht, weshalb die Fahrräder lieber an schützten Stellen am Rathaus abgestellt werden.

Die Studentengruppe, die sich mit der Tiefgarage beschäftigte, hat große Schäden festgestellt. Korrosionsspuren an den Pfeilern hätten sich seit dem TÜV-Bericht im Jahr 2009 massiv verschlimmert, wie sie mit Fotos dokumentierten. In dem sechs Jahre alten Bericht ging man noch von Sanierungskosten in Höhe von 500 000 Euro aus, das, so schlussfolgerten die Studenten, dürfte wohl nicht mehr ausreichen. Auch am Pflasterbelag des Platzes, am Brunnen, an Handläufen und Abdeckungen der Sicherheitsschächte haben die Studenten viele Mängel gefunden. Eine Abdeckung, erzählte einer, sei so verbogen gewesen: "Ich habe mich nicht getraut, mich drauf zu stellen." Insgesamt wurden so viele Mängel aufgezählt, dass anwesende Vertreter des Bauamtes in Erklärungsnot gerieten. Man führe viele Reparaturen nicht mehr durch, weil in einigen Jahren sowieso Baustelle herrsche, hieß es.

Schlecht weg kommt auch der Baum- und Strauchbestand rund um den Bürgerplatz. So hat die kleine Allee an der Hauptstraße nur einen ein Meter breiten Grünstreifen und entsprechend wenig Wurzelraum, was man den Bäumen auch ansieht: "Sie sind schief und zusammengestutzt, teilweise sind die Haupttriebe gekappt", beschrieb der Referent der Ökologie-Gruppe die Situation, die Blütenkirschen litten dazu an Wunden und Baumkrebs. Auch den meisten Bäumen auf dem Platz geht es schlecht, ihre Pflanzbecken sind zu klein. Die Robinie zwischen Kirche und Rathaus leidet an Knospensucht, eine Folge des ständigen Rückschnitts an der gleichen Stelle. Gute Beispiele fanden die Studenten allerdings auch, so sei die große Rosskastanie auf der Nordseite des ASZ in vitalem Zustand. Positiv werteten die Studenten zudem die junge Kastanienallee hinter der Kirche, die Eschen neben dem Bürgerhaus seien ebenfalls noch weitgehend gesund und wiesen viele Spechtlöcher auf.

Bürgermeister Josef Riemensberger, der fast den ganzen Vormittag zuhörte, attestierte den Studenten hinterher, dies seien "hochinteressante Ausführungen". Tatsächlich sei der Bürgerplatz schon immer unbeliebt gewesen. Er selbst sei jetzt gespannt, welche Entwürfe der Ist-Analyse folgen, "wenn sie alles zur Seite schieben und neu denken".

© SZ vom 30.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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