Kasinos in Freising:Verbot und Spiele

Wider die ungezügelte Ausbreitung von Spielhallen: Freising will die Ansiedlung neuer Kasinos begrenzen. Vorbild ist ein bayernweit einmaliges Konzept der Stadt Erding.

S. Dannoura und A. Steiger

Seit Jahren feilt die Stadt Freising an einem Konzept, mit dem die ungezügelte Ausbreitung von Spielhallen verhindert werden soll. Die Nachbarstadt Erding ist einen entscheidenden Schritt weiter: Dort hat der Stadtrat am Dienstag eine Konzeption verabschiedet, mit deren Hilfe die Ansiedlung von Spielotheken gesteuert werden kann. Unterstützung holte sich Erding dafür bei der Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung (GMA). Demnach sollen in Erding nur mehr an zwei Standorten solche Vergnügungsstätten zugelassen werden.

Spielcasino Hohensyburg

Erding ist beliebt bei Betreibern von Spielotheken - das will der Stadtrat nun ändern. Genau wie in Freising.

(Foto: dpa)

In der benachbarten Herzogstadt ist das Problem auch akut: In 22 Spielotheken können die Automaten-Anhänger ihr Geld lassen - "eine überdurchschnittliche Ausstattung", wie die GMA feststellt. In Erding kommt eine Spielhalle auf 1400 Einwohner, in ganz Bayern liegt dieser Wert bei 3900 und in Deutschland bei 4700. Für diese Sonderstellung Erdings gibt es laut Expertise etliche Gründe: die überdurchschnittlich hohe Kaufkraft, die positive Bevölkerungsprognose und steigende Übernachtungen. Argumente, die alle auf Freising übertragbar wären.

In der Domstadt klingeln momentan an fünf Standorten mit insgesamt zehn Hallen die Kassen der Kasino-Betreiber. Kurz vor Fertigstellung ist ein Spielsalon mit vier Hallen im Gewerbegebiet Attaching, am Clemensängerring ist ein weiterer in Planung. Mehrfach versuchten die Stadträte vergebens, die Ansiedlung solcher "Spielhöllen", wie es abfällig hieß, zu verhindern. Bis zuletzt wehrten sie sich etwa gegen das Projekt an der Raiffeisenstraße in Attaching, mussten aber "unter Protest" zustimmen, weil ihnen die rechtliche Handhabe fehlte.

Nur wenn exakt festgelegt ist, wo derartige Vergnügungsstätten zulässig und verboten sein sollen, kann eine Kommune diese verhindern. Vor mehr als zweieinhalb Jahren erging bereits der Auftrag an die Freisinger Bauverwaltung, so einen Konzeptvorschlag auszuarbeiten. Dieser liegt nun offenbar vor und soll kommenden Mittwoch, 7. Juli, im Planungsausschuss vorgestellt werden.

"Wir haben eine Analyse gemacht", sagt Gerald Baumann, Chef des Stadtplanungsamts. Was in Erding von der GMA erledigt worden sei, "machen wir selber im Hause". Thematisiert werde diese Bestandsaufnahme im Zuge der vorgeschlagenen Strukturuntersuchung für die Angerstraße, kündigt Baumann an: Es sei vorgesehen, die Wohnbebauung auf der Westseite der Angerstraße auszuweiten - und zu deren Schutz sollten Spielhallen ausgeschlossen werden. Auch weitere Bereiche in der Stadt, an denen sich keine Kasinos etablieren dürften, würden in einer Handlungsempfehlung aufgelistet.

Bis über diesen Leitfaden für das gesamte Stadtgebiet im zuständigen Planungsausschuss diskutiert und abgestimmt ist, wird noch Zeit vergehen. Auch vor den Kollegen in Erding, das mittlerweile eine Vorreiterrolle in Bayern im Kampf gegen eine unkoordinierte Ausbreitung von Spielhallen einnimmt, liegt noch viel Arbeit: Alle Bebauungspläne müssen überarbeitet und mit einer städtebaulichen Begründung versehen werden. Auf die Stadt Freising kommt diese aufwendige Arbeit ebenfalls zu, sobald endlich ein Konzept vorliegt.

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