Juniorunternehmen:Lebensmittel im Altglas lagern

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Eine gute Verwertung für leere Prosecco-Flaschen haben diese Schülerinnen eines P-Seminars am Camerloher-Gymnasium gefunden. (Foto: Privat)

P-Seminar am Camerloher-Gymnasium stellt Gefäße aus Prosecco-Flaschen zum Aufbewahren von Linsen oder Mehl her

Von Johannes Schmid, Freising

Was kann man mit leeren Proseccoflaschen machen? Zum Altgas bringen, ist das Naheliegendste, kreative Köpfe geben den leeren Flaschen vielleicht noch als Blumenvase oder Dekoobjekt eine neue Bestimmung. Aber hochwertige Gefäße zur Lagerung von Lebensmitteln daraus herzustellen, darauf ist bis auf die 13 Schüler und Schülerinnen des Juniorunternehmens "Glasecco" noch keiner gekommen.

Das seit März existierende Unternehmen ist in einem P-Seminar am Camerloher-Gymnasium, entstanden. Die Schüler sollten entweder eine Dienstleistung, eine App oder ein Unternehmen realisieren. "Eine Mitschülerin hat ein bisschen rumprobiert", und dann sei die Idee für das Produkt dabei entstanden, erzählt Emily. Das Ganze läuft in Zusammenarbeit mit der Junior GmbH am Institut für deutsche Wirtschaft im Köln. Das Unternehmen hilft den Schülerinnen und Schülern bei den verwaltungstechnischen Angelegenheiten.

"Die Zusammenarbeit läuft über das Internet, die überprüfen unsere Finanzen und schauen, dass wir uns nicht verschulden", so Julia. Des weiteren haben sie über das Juniorprogramm ein System zur ersten Finanzierung bekommen. Kapitalgeber können einen Anteilschein erwerben, der Anteilinhaber kann selbst entscheiden, ob er das ihm zustehende Geld aus dem Gewinn dann dem Unternehmen spenden oder zurückbekommen will. "Im Prinzip wie an der Börse", so Kristina. Insgesamt gebe es 90 davon, über 50 wurden schon verkauft.

"Demnächst halten wir die erste Vollversammlung für die Kapitalgeber ab", erzählt Emily. "Und da schenken wir selbstverständlich Prosecco aus" fügt Sophie lächelnd hinzu. Dann stünden ihnen mehrere leere Flaschen zur Verfügung, denn für ihr Produkt verwenden sie nur die Milchglasflasche einer bestimmten Marke, und dementsprechend ist es schwierig, an das passende Leergut zu kommen. "Ich habe schon über 70 Restaurants und Bars angerufen", so Emily, "Allerdings haben wenige das, was wir brauchen".

Aber Not macht erfinderisch, so schenkt die Schule in Absprache nun bei Veranstaltungen den Prosecco aus den Flaschen aus, den die Jungunternehmer brauchen. Der Produktionsprozess gestaltet sich relativ aufwendig: Das obere Ende der Flasche wird durch Erhitzen und Handarbeit abgetrennt, die Kante des unteren Teils wird geschliffen, der Holzdeckel mit Dichtungsring kommt drauf und dann hat man das fertige Produkt. "Die Flaschen bearbeiten wir in Handarbeit, die Deckel lassen wir von einem Schreiner herstellen", für den sei das wesentlich einfacher, erzählt Emily.

Das Junior-Programm gebe außerdem vor, sich Paten, in dem Fall erfahrene Handwerker zu suchen, die die Jugendlichen mit ihrem Know-how unterstützen: "Wir haben den Schreiner und noch Kontakt mit einer Glashütte aufgenommen", so Julia. Generell ist das ganze Projekt sehr zeitaufwendig. "Es ist halt eines von 16 Schulfächern neben den anderen Fächern, und Freizeit bleibt da mit dem Projekt sonst nicht mehr viel", so Kristina, aber es mache letzten Endes doch viel Spaß.

Mittlerweile sind mehrere Geschäfte mit an Bord, wie Fashion & More oder der Bücherladen Pustet. Auf dem Uferlos-Festival Ende Mai gibt es die ersten drei Tage im Nachhaltigkeitszelt einen Stand, an dem die Schüler ihr Produkt verkaufen können. "In dem Glas kann man trockene Lebensmittel wie Linsen oder Mehl lagern" so Julia, "Der Deckel ist mit keinem künstlichen Lack, sondern nur mit Olivenöl behandelt", das mache die Lagerung von Lebensmitteln unbedenklich. "Man kann die Gläser aber auch nur zur Dekoration verwenden", fügte Emily hinzu, was sich anbietet, da sie optisch sehr ansprechend sind.

Nachdem sie so viel Arbeit in die Produktion gesteckt haben, war die Preisfrage ein Streitpunkt "Wir wollen nicht unter zehn Euro gehen, da wir sonst quasi gar keinen Gewinn machen", der Buchladen habe ihnen 15 Euro empfohlen, so Kristina. Letzend Endes ist es aber bei 13 Beteiligten verständlich, dass man sich manchmal nicht direkt einig ist. Sollte das Unternehmen gut anlaufen, wollen sie in Zukunft ihre Produktpalette noch erweitern.

"Aber erst mal müssen wir schauen, dass wir das mit dem jetzigen Produkt gescheit hinbekommen" sagt Kristina. Und wenn das Produkt gut läuft, könne man das ja nach dem Ende des P-Seminars weitermachen: "Warum nicht?", antwortete Sophie auf die Frage. Letzten Endes werden die Schüler mit dem Projekt wertvolles Know-how sammeln, dass ihnen im Berufsleben noch nützlich sein wird. Für Interessierte gibt es unter www.glasecco.de mehr Informationen.

© SZ vom 09.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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