Junge Talente:Jedes Wort ein Treffer

Asli Reyhan Cirkin, Christopher Blank, Raffael Luto und Laura Schönhärl bekommen den Jugendkulturpreis 2017

Von Tobias Weiskopf, Freising

"Warum braucht es einen Jugendkulturpreis, wenn der Landkreis doch schon einen Kulturpreis hat?", fragt Landrat Josef Hauner, als er am Dienstag die Preisverleihung im Kaffeehauszelt des Uferlos-Festivals eröffnet. Wenn man sich die Preisträger anschaue, dann sei die Frage schon beantwortet, so der Schirmherr. Vier junge Talente aus dem Landkreis stehen da auf der Bühne und vereinen Facettenreichtum mit Kreativität auf hohem Niveau.

Die 17-jährige Schülerin des Dom-Gymnasiums, Laura Schönhärl aus Kirchdorf, erhält den Förderpreis für ihre Kurzgeschichte "Die Waffe". "Dieser Text ist Hilfeschrei und Anklage zugleich", erklärt Jury-Mitglied Klemens Plail. Angesichts einer Gesellschaft, die sich immer mehr in eine Richtung entwickle, perfektes Funktionieren erwarte und belohne sowie das Anderssein als Scheitern erachte, halte sie dagegen, indem sie die Literatur als Waffe nutze, so der Laudator. "Und jedes Wort ist ein Treffer", sagt Plail. Nun hat sie den Förderpreis als Anerkennung für ihr Talent und als Motivation für ihren Weg in den Journalismus bekommen.

Der dritte Preis geht an den 23-jährigen Moosburger Christopher Blank, den die Jury für seine Fotografie-Künste auszeichnet. Er habe ständig "Snapshots", also spontane Bilder für ein soziales Netzwerk, von seiner Ex-Freundin aufnehmen müssen und sei so erst vor kurzem zum Fotografieren gekommen, erzählt der Preisträger. Seitdem habe er immer den "kleinen schwarzen Kasten", wie er seinen Fotoapparat nennt, umhängen - mit dem Auftrag: "Mach was draus!" Egal ob Naturfotografie - da reizen ihn besonders die Alpen - Street-Fotografie oder Porträtaufnahmen, Blank beherrscht alle Kategorien. Christopher Blank sagt, für ihn gehe es nicht darum, ein Bild stundenlang zu bearbeiten, sondern den Augenblick einzufangen und "Menschen so zu fotografieren, wie sie sind". Laudator Gerhard Schebler sieht in Blanks Wirken "beste Voraussetzungen für eine erfolgreiche Karriere als Fotograf und Filmemacher."

Den zweiten Platz belegt die Freisinger Schülerin Asli Reyhan Cirkin, die mit vier selbstgeschriebenen, poppig-souligen Nummern das Kaffeehauszelt auf dem Uferlos-Festival schier zum Beben bringt. Wer sich ganz auf ihre Stimme konzentriert, kann in ihrer Klangfarbe Ähnlichkeiten mit Lena Meyer-Landrut erkennen. Die hat es ja bekanntlich ganz weit nach oben geschafft. Da ist es auch nicht verwunderlich, dass sich Moderator Christoph Rothe fragt: "Warum ich die Stimme in den Charts nicht rauf und runter höre, ist mir ein Rätsel?" Laudatorin Jutta Ederer lobt die junge Musikerin für ihre "selbst komponierten und arrangierten Songs". Mit ihrer ausdrucksvollen Stimme - kraftvoll und klar - sorge sie für Gänsehautmomente, betont Ederer. Während von der ESC-Gewinnerin Lena Meyer-Landrut von 2010 gar nicht mehr so viel zu hören ist, ist Jutta Ederer überzeugt, "dass uns Asli Reyhan Cirkin mit ihrem vielversprechenden Potenzial weiterhin überraschen wird."

Junge Talente: Asli Reyhan Cirkin, Christopher Blank, Raffael Luto und Laura Schönhärl (von links) bei der Preisverleihung.

Asli Reyhan Cirkin, Christopher Blank, Raffael Luto und Laura Schönhärl (von links) bei der Preisverleihung.

(Foto: Marco Einfeldt)

Bleibt der diesjährige Gewinner Raffael Krickel alias Raffael Luto. Gerade hat er seine erste CD "Goodbye Descartes" mit dem gleichnamigen Titelsong, der sich auf den französischen Philosophen René Descartes bezieht, veröffentlicht. Das Lied beendet er mit der Textzeile: "Ich fühle, also bin ich." Etwas anders als der große französische Philosoph, dafür aber mit mehr Poesie und Humor verzaubert er seine Zuhörer - und seine Lehrer, wie Laudatorin Hannah Schorgg erzählt. Wo andere kurz vor der Verzweiflung seien, antworte Raffael Krickel "in einer Astrophysik-Klausur auf die komplexesten physikalischen Fragestellungen mit entzückenden Gedichten", berichtet sie und gibt zwei Exemplare aus der Schulzeit des Künstlers zum Besten.

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