Agenda-21-Gruppen in Freising"Wir sind das Sprachrohr für die jungen Menschen"

Lesezeit: 3 Min.

Die Unterführung am ehemaligen Bahnposten 15 wurde auf Initiative des Jugendstadtrats mit Graffiti verschönert.
Die Unterführung am ehemaligen Bahnposten 15 wurde auf Initiative des Jugendstadtrats mit Graffiti verschönert. (Foto: Marco Einfeldt)

Der Jugendstadtrat in Freising, der zu den Agenda-21-Gruppen der Stadt zählt, setzt sich vor allem für bessere Freizeitmöglichkeiten für Jugendliche ein.

Von Gudrun Regelein, Freising

Die Agenda 21 wurde 1992 bei der UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro verabschiedet. Sie ist ein entwicklungs- und umweltpolitisches Aktionsprogramm mit Schwerpunkt Nachhaltigkeit für das 21. Jahrhundert. In Freising fiel der Stadtratsbeschluss, auf lokaler Ebene die Agenda 21 umzusetzen, im Juli 1997 einstimmig. Danach gründeten sich schrittweise verschiedene Agenda-Gruppen - mittlerweile sind es neun. Die SZ Freising stellt diese in einer losen Serie vor. Heute: der Jugendstadtrat.

Auch der Jugendstadtrat zählt zu den Agenda-21-Gruppen der Stadt Freising dazu. Gegründet wurde er 2015, um den jungen Menschen in der Stadt die Chance zu geben, mit ihren Wünschen und Anliegen gehört zu werden. 2020 dann waren viele der Gründungsmitglieder Anfang 20 und zogen für ein Studium oder andere Lebenspläne aus Freising weg - das Jugendparlament zählte immer weniger Mitglieder. Philomena Böhme dagegen, die von Anfang an dabei gewesen war, kandidierte für die Freisinger Mitte für den Freisinger Stadtrat - und gewann ein Mandat. Die langjährige Sprecherin des Jugendstadtrates wollte aber, dass dessen Arbeit fortgesetzt wird, sie machte für ihn Werbung an den Schulen Freisings. Mit Erfolg: Es kam zu einer Neustartsitzung mit vielen neuen Gesichtern, unter ihnen Jona Förstmann und Laura Reindl, beide sind 17 Jahre alt.

Mittlerweile zählt der Jugendstadtrat wieder etwa 15 Mitglieder. Getroffen wird sich im Rathaus alle zwei Wochen und nicht mehr wie früher nur einmal im Monat. Es sind junge Menschen ab 13 Jahren, die zusammenkommen, um eigene Projekte zu planen und umzusetzen. "Wir sind das Sprachrohr für die jungen Menschen in Freising, wir wollen ihre Interessen umsetzen", erklärt Laura Reindl. Zu besprechen gebe es immer viel, die Themenliste sei lang. Vor allem bei den Freizeitmöglichkeiten gebe es viele Wünsche, gerade das Abendprogramm in Freising sei begrenzt.

Graffiti, eine Eis-Disco und Festivals

Schon einige Events für Jugendliche wurden in den vergangenen Jahren eigenständig organisiert oder mitorganisiert, berichtet Jona Förstmann. Zu den Highlights zählen die Eisdisco "Party on Ice" 2018 und das Bandfestival "Out of the Basement" im Lindenkeller im Oktober 2022. Im vergangenen Jahr gingen dann beim Festival "Sommer Sonne Sound" verschiedene Konzerte im Stadtgarten und im Lindenkeller über die Bühne und in diesem März fand das "Indie-Go"-Jugendbandfestival statt. Daneben gab es vom Jugendstadtrat schon einige Graffiti-Projekte an der Unterführung am ehemaligen Bahnposten 15 und an der Mittelschule Lerchenfeld, aber auch an der "Langen Nacht der Demokratie" nahm er teil.

Auch der Belag im Skaterpark wurde kürzlich dank des Jugendparlaments erneuert und der mutwillig zerstörte Trinkwasserbrunnen wieder neu aufgestellt. In der Luitpoldanlage wurde der Basketballplatz erneuert. "Unser Ziel ist, die Lebensqualität der jungen Menschen zu verbessern, wir kümmern uns um ihre Interessen", sagt Laura Reindl. Viele der Wünsche und Ideen könnten auch umgesetzt werden, andere - wie das vom Jugendstadtrat beantragte freie WLAN in Freising Innenstadt - dagegen nicht. "Es hieß aus der Verwaltung, dass das aus technischen Gründen nicht möglich ist", sagt sie. Auch das Klavier für alle, das "Street-Piano Freising", auf dem jeder, der das möchte, spielen kann, wurde bislang nicht bewilligt.

Die Stadt ist offen für die Projekte

Neue Projekte möchte sich der Jugendstadtrat noch in diesem Jahr bei einer Klausur überlegen und entwickeln. Die Klausur sei auch als eine Art Teambuilding-Maßnahme geplant, erzählt Jona Förstmann. "Wir haben zuletzt viele neue Mitglieder bekommen und wollen uns gerne besser kennenlernen." Jeder ab 13 Jahren sei im Jugendstadtrat willkommen, jeder könne einfach kommen. Der Austausch und die Zusammenarbeit mit der Stadt seien gut, "wir fühlen uns gehört und werden ernst genommen." Sie habe den Eindruck, dass jungen Menschen seitens der Stadt eine Stimme gegeben wird, sagt Jona Förstmann. "Die Stadt ist offen für unsere Projekte, ich habe den Eindruck, dass sie sich freut, dass es uns gibt."

Das Engagement im Jugendparlament koste zwar Zeit, sagen beide. Aber: "Wenn mir etwas nicht gefällt, versuche ich, es zu verändern. Statt mich zu beschweren, werde ich aktiv. Im Jugendstadtrat kann ich etwas bewegen", sagt Jona Förstmann. "Mitmachen statt motzen" sei das Motto des Jugendstadtrates, für Laura Reindl ist dieser eine "coole Option, für junge Menschen in der Stadt neue Freizeitmöglichkeiten zu schaffen". Politik sei wichtig, sagt sie. "Ich kann mir vorstellen, mich auch später politisch zu engagieren."

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Geschichte Bayerns
:Männer, Macht und das große Welttheater

Am Freisinger Domberg sind ganz neue Einblicke möglich: In einer Sonderausstellung sind Räume wie der Fürstengang, die barocke Dombibliothek oder das ehemalige Archiv zugänglich, die der Öffentlichkeit sonst ganz oder teilweise versperrt sind. Ein spannender Rundgang.

SZ PlusVon Petra Schnirch

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: