Jugendreporterin fragt nach:Länger gemeinsam lernen

Luisa Huesmann

Luisa Huesmann ist 18 Jahre alt. Zuletzt besuchte sie den Sozialzweig der Freisinger Fachoberschule. In ihrer Freizeit engagiert sich Luisa Huesmann bei der Freiwilligen Feuerwehr und im Arbeitskreis Jugendpolitik.

(Foto: Privat)

Johannes Becher steht Luisa Huesmann Rede und Antwort.

Von Luisa Huesmann

Für die Freisinger SZ hat KJR-Jugendreporterin Luisa Huesmann drei Fragen an Johannes Becher gerichtet.

Ich habe selber erfahren, wie angespannt der Wohnungsmarkt in Freising ist. Hast Du einen Lösungsansatz?

Wir wollen bayernweit eine Milliarde Euro pro Jahr in den sozialen Wohnungsbau investieren und müssen schauen, dass wir Wohnungen bauen, die auch für Schüler, Studenten und Menschen mit geringem oder mittlerem Einkommen bezahlbar sind. Man kann versuchen, nachzuverdichten und Flächen, die eh schon bebaut sind, mit kreativen Lösungen zu nutzen. Wichtig wäre auch, dass die Mieten zumindest einigermaßen im Rahmen gehalten werden. Das kann man machen, wenn die Wohnungen der öffentlichen Hand gehören, wenn Genossenschaften, der Landkreis oder der Staat bauen. Man bräuchte auch qualifizierte Mietpreisspiegel, damit auch eine Mietpreisbremse, die für den freien Markt etwas bringt, entsprechend durchgesetzt werden kann.

Der Leistungsdruck, vor allem an Gymnasien, ist teils enorm. Und es werden immer wieder politisch Schulreformen durchgeboxt, die bei Schülern und Lehrern auf Unverständnis stoßen. Wie würdest Du unser Schulsystem gestalten?

Ich sehe das auch so, dass unser Schulsystem ziemlich stark leistungs- und druckorientiert ist - und zwar von der ersten, zweiten Klasse weg. Ich halte es für sinnvoll, wenn man den Übertritt verschiebt und die Kinder länger gemeinsam in der Grundschule lernen, sechs Jahre wären gut. Wir haben jetzt außerdem lange diskutiert, ob das Gymnasium acht oder neun Jahre dauern soll, dabei wurde versäumt, darüber zu diskutieren: Was passiert eigentlich in der Schule? Wie funktioniert Bildung und wie schaffen wir es, dass die Kinder mit Spaß lernen? Ich denke auch, dass es Fächer gibt, in denen es keine Noten braucht, in Musik oder Sport etwa. Hier ist ein Umdenken überfällig. Bildung findet schließlich nicht nur in der Schule statt. Es gibt drei Säulen: die Schulen, die Vereine oder Verbände und die offene Jugendarbeit in Jugendzentren. Diese drei Säulen müssen gut harmonieren und auf einer Augenhöhe betrachtet werden. Ich glaube auch, wir haben echt engagierte Lehrerinnen, Lehrer, Rektorinnen und Rektoren. Die Aufgabe der Politik ist es nicht, immer neue Vorschriften zu machen, sondern auch, diesen Menschen das Vertrauen zu geben, dass sie ihre Ideen umsetzen können. Außerdem setze ich mich für Jugendsozialarbeit an Schulen ein. Wir haben eine solche an ein paar Grund- und allen Mittelschulen im Landkreis, aber ich meine, dass es auch an Realschulen und Gymnasien Probleme gibt und Situationen, in denen Schüler über kompetente Ansprechpartner froh sind.

Die Grünen sind die Partei der Nachhaltigkeit. Gibt es diesbezüglich Themen oder Meinungen, die Dir zu radikal sind?

In den Zielen gehe ich voll mit. Wir werden, wenn wir unsere Lebensgrundlagen erhalten und den Klimawandel so begrenzen wollen, dass es erträglich ist, eher radikale Ziele brauchen. Ich habe allerdings manchmal ein Problem mit den vorgeschlagenen Mitteln und Wegen. Ich würde jetzt nicht vorschlagen, dass es einen Tag in der Kantine gibt, an dem es nur noch vegetarisches Essen geben darf. Wir müssen die Leute überzeugen, dass das Ziel das Richtige ist. Im privaten Rahmen würde ich gerne nur Bio-Lebensmittel kaufen, schaffe das aber tatsächlich nicht. Das ärgert mich selber, aber mit meinem vollen Terminplan ist es nicht immer so einfach, das konsequent durchzuziehen. Aber ich hatte noch nie ein Auto, ich mache Carsharing. Und ich bin schon zwei Jahre gar nicht mehr geflogen. Ich versuche das in Europa komplett zu vermeiden. Mir fehlt gar nichts.

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