Süddeutsche Zeitung

Jugendkulturpreis Freising:Kunst in Zeiten der Pandemie

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Die Jugendkulturpreisträger des Landkreises erhalten während des Freisinger Sommerwunders ihre Auszeichnungen. "Es ist schön, wenn junge Menschen uns zeigen, was sie bewegt", sagt Freisings Kulturreferentin Susanne Günther

Von Melanie Glinicke, Freising

Nachdem es schon zwei Mal wegen schlechten Wetters verschoben wurde und "der Wettergott mit Regen einen Strich durch die Rechnung gemacht hat", wie Landrat Helmut Petz es ausdrückt, konnte nun am Donnerstag die Jugendkulturpreisverleihung bei strahlend blauem Himmel im Amtsgerichtsgarten stattfinden. Da das Uferlos-Festival pandemiebedingt ausfallen musste, wurde die Preisverleihung im Rahmen des Freisinger Sommerwunders veranstaltet.

Zu Beginn der Verleihung wurde ein Trompetenstück von Thomas Rath, dem ersten Preisträger des Wettbewerbs, abgespielt. Er konnte selbst nicht dabei sein, da er mit dem Gustav-Mahler-Jugendorchester unterwegs ist, wie Jurymitglied Martin Keeser den Gästen mitteilte. Als dann die Kulturreferentin Susanne Günther die Gäste begrüßte, ging sie besonders auf die jungen Menschen ein, denen die Pandemie einiges abverlangt hat, wie sie sagte. "Umso schöner ist es, dass die diesjährigen Preisträger diese Zeit mit Kunst verbracht haben. Kunst und Kultur verbindet, sie ist Spiegelbild und Kritiker unserer Gesellschaft und es ist schön, wenn die jungen Menschen uns zeigen, was sie bewegt", so Günther.

Junge Künstler fördern und wertschätzen, das wünscht sich Landrat Helmut Petz, der nach Günther auf die Bühne trat. Bei seiner Begrüßung richtete er seinen Dank an die Sponsoren und die Jury der Veranstaltung, besonders aber nannte er Thomas Rath, Johanna Jungbeck, Hannes Marschoun und Valentin Großkopf, die Gewinner des Wettbewerbs aus den Bereichen Musik, Kunst und Literatur. Bevor diese nun jeweils ihre Werke, mit denen sie den Preis gewonnen haben, vorstellten, wurde für jeden von ihnen eine Laudatio gehalten.

So erfuhren die Gäste von Evelyn Buchberger über den 14-Jährigen Valentin Großkopf, dass er neben dem Beruf als Schriftsteller auch gerne Grafik-Designer werden möchte. Neben seinem Buch "Die Feuermenschen", das er beim Jugendkulturpreis eingereicht hat, gibt es bereits viele weitere Ideen in seinem Kopf, wie Buchberger erzählte. Anschließend kam Großkopf auf die Bühne und präsentierte sein Werk in einer kurzen Lesung, in welcher die Gäste über einen schwarzhaarigen Jungen, den Sohn eines Fürsten, erfuhren, der mit seinem Drachen den Dorfjungen Marco kennenlernt. Doch allzu viel wollte er gar nicht vorlesen. "Wie es weitergeht, will ich gar nicht verraten, mein Buch kann man aber bis Herbst noch bestellen", sagte Großkopf.

Genau wie bei ihm stammt das Werk von Hannes Marschoun, mit dem er den dritten Platz gewonnen hat, aus dem Bereich Literatur. "Traum" ist der Titel seiner düsteren Novelle. "Man liest die Seiten atemlos und ist schockiert und fasziniert zugleich", sagte Chiara Vogt, welche die Laudatio für ihn gehalten hat. Anschließend las Hannes Marschoun den Anwesenden noch etwas aus seinem Buch vor. Dabei geht es um Florian, einen Alkoholsüchtigen, der von seiner Freundin Jana verlassen wurde. In der Szene, die Marschoun ausgewählt hat, sinniert er über sein Leben und versucht seine Sucht in den Griff zu bekommen, als es plötzlich an der Tür klingelt und ein unheimlicher Mann vor der Türe steht. Was danach passiert, ließ auch Marschoun für die Zuhörer ungewiss.

Als Gewinnerin des zweiten Preises nannte Martin Keeser Johanna Jungbeck. "Johanna hat es mit ihrem Kinderbuch über das Gundel in die Kinderherzen geschafft", sagte Amna Amjad, die ihre Laudatio hielt. Auf der Bühne stellte Johanna Jungbeck das Gundel, ein grünes Geschöpf mit braunen Flecken vor. "Das Gundel ist verträumt und tollpatschig und träumt davon, anders zu sein. In dem Buch steckt dann eine wichtige Message für Kinder und zwar, dass jeder seinen Wert hat und jeder einzigartig ist", so Jungbeck.

Mitgebracht hatte sie einen großen Aufsteller, auf dem man viele verschiedene Fotos des Gundels sehen konnte. So spricht es dort zum Beispiel mit einer Giraffe, einer Schnecke oder einer Eule, alles gezeichnet von Jungbeck. Ihr Kinderbuch ist noch im Bücherladen Pustet in Freising zu erhalten und von Oktober sogar in den Pustet-Filialen in Bayern, wie sie erzählte. Das Gundel hat auch einen eigenen Instagram-Account, auf dem es Freising entdeckt. "Ich wollte, dass es Freising ist, da ich selbst hier aufgewachsen bin und es so viele schöne Plätze gibt", so Jungbeck.

Den Preis für Thomas Rath nahm seine Mutter an sich. Lobende Worte kamen von Martin Keeser. "In Freising gibt es bestimmt kaum jemanden, der noch nicht in den Genuss von Thomas Trompetenspiel gekommen ist. Mal sehen, ob Freising ihn sich bald noch leisten kann, wenn seine Karriere so weitergeht", sagte er.

"Abschließend möchte ich mich noch mal für alle und alles bedanken, dass es trotz Corona alles so gut geklappt hat, ist toll. Mit einem Trompetenspiel von Thomas Rath können wir die Veranstaltung nun schön beenden", so Keeser. Damit begann die Musik von Thomas Rath zwischen den Bäumen des Amtsgerichtsgartens wieder zu spielen.

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SZ vom 24.07.2021
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