Süddeutsche Zeitung

Jubliäumsfeier:Musikalische Vielfalt aus der Region

Der Musikverein Zolling feiert Ende Mai ein Wochenende lang sein 30-jähriges Bestehen. Vorsitzender Markus Staudt wünscht sich für die Zukunft, dass die Blasmusik im Münchner Norden einmal so populär wird wie im Süden

Von Katharina Aurich, Zolling

Das Programm, das der Musikverein in Zolling für seine Jubiläumsfeier zum 30-jährigen Bestehen vom 24. bis 26. Mai auf die Beine stellt, kann sich sehen und vor allem hören lassen. Es seien alles regionale Gruppen, nur die Freunde aus Südtirol, eine Blaskapelle die es seit 150 Jahren gibt, komme von weiter her, kündigt Vorsitzender Markus Staudt an. Das Publikum solle nicht nur unterhalten werden, sondern auch erleben, welche musikalische Vielfalt es in der Region gebe.

Normalerweise bietet der Zollinger Musikverein Unterricht in allen Blech- und Holzblasinstrumenten an, auch Klavier und seit kurzem auch steirische Harmonika. 60 Schüler nutzen im Moment das Angebot. Seit seiner Gründung konzentriert sich der Verein auf die Blasmusik, Geigen- oder Cellounterricht gibt es nicht. Staudt ist es vor allem wichtig, die Blasmusik zu fördern und Interesse dafür zu wecken, denn in der Gegend nördlich von München gebe es im Gegensatz zum Voralpenland, Niederbayern oder Schwaben immer noch wenige Blaskapellen. "Im Blasorchester zu spielen ist bei uns nicht so verbreitet. Wir müssen kämpfen, dass wir nicht belächelt werden und um das Humtata-Image abzulegen ," so Staudt.

Von Böhmisch bis Funk & Soul

Los geht es am Freitagabend, 24. Mai, ab 18 Uhr unter dem Motto "Bayern, Bier und Blasmusik" auf dem Rathausplatz (bei schlechter Witterung im Bürgerhaus). Hier wird das Blasorchester des Musikvereins in Zolling um 18 Uhr mit Marschmusik auf den Rathausplatz einziehen, anschließend erfolgt die Eröffnung des Festwochenendes und das offizielle Anzapfen des ersten Bierfasses durch den Schirmherrn und ersten Bürgermeister von Zolling, Max Riegler.

Ab 18.30 Uhr spielt auf der Engie-Bühne Premium Bavaricum, eine über die Grenzen Bayerns hinaus bekannte Blasmusikbesetzung. Danach erklimmen die Musikanten der Marktkapelle Au die Bühne und spielen feinste bayerisch-böhmische Blasmusik, bevor ab etwa 21 Uhr die Funk&Soul Band BonelessCheese unter dem Leitung des Dirigenten des Musikverein in Zolling, Markus Fichtner, etwas ungewöhnlichere Blasmusiktöne anstimmt. Die musikalischen Leckerbissen werden durch Brotzeiten und Bier kulinarisch begleitet. Am Samstagabend steigt dann ab 19 Uhr das große Jubiläumskonzert unter dem Motto "Musikverein & Friends" wiederum auf dem Rathausplatz (bei schlechter Witterung im Bürgerhaus). Hier spielen neben dem Blasorchester des Zollinger Musikvereins die überregional bekannte Gruppe Luz Amoi, der Solo-Percussionist Stephan Halbinger, der Kirchenchor Zolling, das Percussionensemble der Stadtkapelle Pfaffenhofen unter der Leitung des Schlagzeugers der Münchner Philharmoniker, Michi Leopold, sowie die Trachtenkapelle St. Peter aus dem Grödnertal in Südtirol. Das Besondere: Jede Formation wird ein Stück gemeinsam mit dem Blasorchester des Musikvereins in Zolling spielen. Karten gibt es bei der Sparkasse Zolling oder bei Schreibwaren Koppe. Am Sonntagvormittag erfolgt dann der Abschluss des Festwochenendes mit festlichem Kirchenzug, Heiliger Messe auf dem Kirchplatz und Mittagstisch im Brunnenhof des Pfarrheims Zolling. Zur Unterhaltung spielt dort die Trachtenkapelle St. Peter aus Südtirol. SZ

Der Musikverein sei nach einer Durststrecke vor fünf Jahren jetzt wieder gut aufgestellt, im Blasorchester spielen 38 Musiker und im Jugendorchester 14 Nachwuchsbläser. Getragen werde der Verein aber auch von den treuen, passiven Gründungsmitgliedern, die verlässlich und ideell unterstützten. Inzwischen konnte der Verein auch wieder mehr Jugendliche gewinnen. Vor allem die Reise nach Rom sei ein unvergessliches Erlebnis gewesen und habe die Gruppe zusammengeschweißt, schildert Staudt. Entscheidend für den Bestand des Orchesters sei natürlich der Dirigent. Nachdem Gründungsdirigent Hans Halbinger nach 15 Jahren den Taktstock abgegeben hatte, wechselten seine Nachfolger recht häufig. Jetzt aber steht schon seit vier Jahren Markus Fichtner am Pult und sorgt für Kontinuität. Fichtner, der im Hauptberuf als Lehrer arbeitet, sei bewusst, dass alle Mitglieder die Musik als Hobby betrieben, Perfektionismus könne man nicht erwarten, es zähle die Freude am Musizieren und es solle Spaß machen, beschreibt Staudt. Grundlage für die drei Jahrzehnte lange Geschichte des Musikvereins sei die kontinuierliche Führung von Gründungsvorstand Franz Donauer, der den Verein 25 Jahre lang geleitet habe, sowie der gute Zusammenhalt unter den Musikern und die vielen loyalen Fördermitglieder, zählt Staudt auf.

Einzugsgebiet des Vereins sind die Gemeinden der Verwaltungsgemeinschaft Zolling, neben Zolling, Haag und Wolfersdorf noch Attenkirchen. Die Orchestermitglieder kommen aber auch aus Freising, unter ihnen einige Studierende. Staudt möchte künftig auch verstärkt ältere Menschen ansprechen, die in jungen Jahren ein Instrument gespielt haben, aber aus Zeitmangel im Berufs- und Familienalltag damit aufhörten. Sie wolle er motivieren, ihr Können aufzufrischen und vergrabene Talente hervorzuholen. Er wünsche sich, dass im Blasorchester Musiker im Alter zwischen zehn und 70 Jahren gemeinsam Musik machten, denn diese Mischung "tut einfach gut." Für die Zukunft hofft der Vorsitzende auf noch mehr Mitglieder und dass es gelingt, eine Bläserklasse an der Zollinger Grund- und Mittelschule aufzubauen. So können alle Kinder ein Instrument ihrer Wahl erlernen. Außerdem träume er davon, dass hier im Norden von München ganz selbstverständlich in den meisten Ortschaften Blaskapellen spielten, denn Vorbilder seien für den Nachwuchs das Allerwichtigste, findet Staudt.

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Quelle:
SZ vom 10.05.2019
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