Jubiläum in Eching:Kultur im Wandel der Zeit

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Für eine kleine Ortschaft wie Eching hat das Bürgerhaus von Anfang an ein recht ambitioniertes Kulturprogramm geboten.

(Foto: Sophie Linckersdorff)

Das Echinger Bürgerhaus feiert sein 40-jähriges Bestehen. Vorerst gibt es nur eine Online-Plakatschau, die aber wohl bald auch live im Foyer zu sehen ist. Außerdem sind im Sommer die ersten Kulturtage geplant

Von Klaus Bachhuber

Eching - Zur Eröffnungswoche des Echinger Bürgerhauses im Oktober 1981 spielten die Blasmusik St. Andreas und die Heimatbühne, der Echinger Künstlerkreis stellte aus und den Seniorennachmittag begleitete der Dietersheimer Kammermusikkreis. Dann entdeckten die Echinger Vereine und Veranstalter nach und nach die neuen Möglichkeiten des modernen Hauses in zentraler Lage für sich. Zum Jahreswechsel gab es einen großen Silvesterball der Gemeinde und die Ortsgruppe des Alpenvereins organisierte zum zehnjährigen Bestehen einen großen Bunten Abend. Und schließlich nahm auch das Kulturprogramm Fahrt auf, mit Theater, Musik oder Kabarett mit bekannten Namen und überregionalen Künstlern, die für das Publikum der kleinen Gemeinde Eching in den Ort geholt wurden. The Days präsentierten bei einem Konzert im November 1982 ihre LP "Herz aus Stahl" und im April 1983 brachte bei einem Theaterstück für Kinder Janoschs Bär "Post für den Tiger". Das war der Auftakt zu vier Jahrzehnten Kultur im Echinger Bürgerhaus. Zum 40-jährigen Bestehen des Hauses unternimmt jetzt eine Plakat-Ausstellung eine "Zeitreise durch 40 Jahre Kulturprogramm"; zu sehen ist sie online auf buergerhaus-eching.de und bei entsprechenden Inzidenzwerten vielleicht bald auch live im Foyer des Bürgerhauses. Das Bürgerhaus, eine damals noch eher sperrige Einrichtung für bayerische Dörfer, befriedigte in Eching zunächst mal den Bedarf der heimischen Vereine nach Raum. Mit dem großen Saal bot das neue Haus nicht nur eine Bühne für Aufführungen und einen Versammlungs- oder Feierraum für mehrere hundert Menschen, die flexiblen Einheiten im Erdgeschoss dienten auch für Proben, Besprechungen oder interne Zusammenkünfte aller Art. Auch eine Kegelbahn und einen Tischtennisraum gab es. Dazu wurde im Gebäude integriert eine Gastronomie etabliert. Gesicht und Aushängeschild des Bürgerhauses war aber stets das Kulturprogramm, ein seinerzeit recht ambitioniertes Angebot in einem Dorf von damals kaum 7000 Einwohnern. Auf einer Halbtagsstelle wurde einige Wochen vor der Eröffnung des Hauses Wolfgang Buttmann eingestellt, bis dahin Geschäftsführer der Volkshochschulen im Landkreis Freising. Die ersten Kulturveranstaltungen organisierte er auf Honorarbasis, wie er sich zum 25-jährigen Bestehen 2006 erinnert hatte: "Für ein Vereinsheim brauchen wir keine Angestellten, hatte es zunächst geheißen." Buttmann baute in den folgenden 15 Jahren ein künstlerisch anspruchsvolles Programm auf, mit dem Eching absolute Avantgarde im Dunstkreis der Münchner Strahlkraft war. An der Plakatausstellung lässt sich die Historie der Auftritte nachverfolgen. Der Wandel der Plakatästhetik ist dabei ebenso ein Seitenaspekt der bunten Schau wie die Verlagerung des Publikumsinteresses. Als Buttmann etwa in Eching auch Kleinkunst etablieren wollte, die den Saal nie füllen konnte, wurde im Foyer ein Fallschirm aufgespannt, unter dem auch 50 Besucher etwas hermachten. Die Reihe "Unterm Fallschirm" kostete dann im Jahresabo für vier Veranstaltungen 20 D-Mark und man konnte dabei noch völlig unbekannte Spaßmacher entdecken, etwa im ersten Jahresprogramm den Niederbayern Bruno Jonas Inzwischen sind die Programmschwerpunkte von vor 40 Jahren, etwa die Gastspiele von Tourneetheatern, völlig vom Spielplan verschwunden - und die einst als Kleinkünstler subsumierten Unterhalter unterm Fallschirm schrieben in der Historie des Hauses Rekordbesucherzahlen, darunter waren Gerhard Polt oder Josef Hader, Monika Gruber - und Bruno Jonas. Diese Zahlen stehen auch für eine Verschiebung der Schwerpunkte. Von der hehren Vermittlung von Kulturgut weg musste sich das Kulturprogramm über die Jahre auch immer mehr rentieren. Über 40 Jahre zeichnete sich die Leitung des Hauses durch große Kontinuität aus, gerade einmal vier Chefs hatte das Echinger Bürgerhaus: Auf Buttmann (1981 bis 1995) folgte Daniela Benker (bis 2005), dann Michael Corsten (bis 2012) und seit neun Jahren nun Ulla Grabow. Ihr Anfang war mit dem Neustart des Hauses nach dreijähriger Sanierungspause verbunden. Statt einer großen Feier des 40. Geburtstages sollten im Sommer um das Bürgerhaus die ersten Echinger Kulturtage stattfinden - verschoben von 2020. Ob und wie sie ausgerichtet werden können, wird die Pandemie-Entwicklung zeigen.

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