Josef Allwang wird 90:Geliebte Berge

Der Jubilar ist auch heute noch am Wochenende viereinhalb Stunden im Kaisergebirge unterwegs

Gudrun Regelein

Heute feiert Josef Allwang seinen 90. Geburtstag, der "Sepp", wie er von seinen vielen Freunden genannt wird. Und noch immer ist er - trotz seines hohen Alters und seiner zunehmenden Augenschwäche - oft in seinen geliebten Bergen, so wie er das schon seit vielen Jahren macht. Erst am letzten Wochenende war er noch viereinhalb Stunden im Kaisergebirge unterwegs, erzählt er.

Geboren wurde Josef Allwang 1922 als ältestes von neun Kindern in Freising. Im Oktober 1941 wurde er zu den Gebirgsjägern in Mittenwald eingezogen und stand im Februar 1942 erstmals bei einem Kurs des Militärs auf Ski. Als Kriegsversehrter wurde er schließlich aus dem Militärdienst entlassen und besuchte 1944 zunächst die Handelsschule in München und danach die Eisenbahnfachschule in Krottenmühl am Simsee. Bis zu seiner Pension arbeitet er dann bei der Bahn; von 1952 an im Bundesbahnzentralamt.

Nach dem Krieg reiste Josef Allwang viel, unter anderem war er in Lourdes, Paris, Schweden und in Norwegen. Seit 1947 gehört seine eigentliche Leidenschaft aber den Bergen. Seine Ausbildung zum Übungsleiter für Skilauf machte er 1965 und kurze Zeit später die zum Fach-Übungsleiter. All das, obwohl er als Kriegsversehrter seine rechte Hand nicht mehr benutzen kann. Ein Jahr später, 1966, gründete er beim Versehrtensportverein Freising die Alpin-Skiabteilung und begann damals, die Bergwelt auch auf Berg- und Wandertouren zu entdecken. Immer gemeinsam mit seiner Frau Käthi, mit der er zwei Töchter hat, und die 2007 starb.

Als schließlich die Skiabteilung aufgelöst wurde, gründeten sich aus ihr die Freisinger Ski- und Bergfreunde. Von Anfang an hat der "Sepp" die Touren für diese "zwanglose Gemeinschaft" organisiert. Etwa 50 Bergfreunde sind es mittlerweile, die sich regelmäßig in aller Früh treffen, um mit dem Bus Richtung Berge zu fahren - jeder der Zeit und Lust hat, ist dazu eingeladen. Und auch heute noch - so wie seit nunmehr 46 Jahren - sucht Allwang das Ziel aus, oft geht es in die Alpen oder in den Bayerischen Wald. Er plant die Wanderungen und Strecken für die drei Gruppen in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden und kümmert sich um den Bus und das geeignete Wirtshaus für die obligatorische Einkehr. Die nächste Tour, Ende Oktober, hat er auch schon geplant, da geht es ins Spitzinggebiet. Allwang wandert immer mit - allerdings "nur noch" auf breiten Wegen in der dritten Gruppe, mit den rüstigen Senioren, die zwar keinen übertriebenen Sportseifer mehr haben, aber trotzdem noch in die Berge möchten. "Für mich ist jede Bergtour, egal bei welchem Wetter, ein Tag im Festsaal der Alpen", sagte er einmal. Aber auch zuhause ist der 90-Jährige immer aktiv, geht fast täglich schwimmen oder fährt Rad - bis zu 30 Kilometer lange Touren. "Bewegung hält mich fit - geistig und körperlich", sagt er.

Gefeiert wird der 90. Geburtstag gleich zweimal: einmal im Hofbräuhauskeller im Kreise seiner vielen Freunde und Wegbegleiter am Freitagabend und dann noch einmal am Sonntag, gemütlich mit der Familie.

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