30 Jahre Partnerschaft mit Weifang:Fußball, Hühnerfüße und die Mauer

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2012 war Peter Kragt mit seinen strohblonden Haaren in China ein Mädchenschwarm. (Foto: privat)

Peter Kragt ist als 13-Jähriger mit einer Freisinger Delegation in der chinesischen Partnerstadt Weifang gewesen und erinnert sich gerne an diese Reise. In diesem Jahr wird das 30. Jubiläum der Partnerschaft gefeiert.

Von Gudrun Regelein, Moosburg

Der Junge auf dem Foto mit den flachsblonden Michel-aus-Lönneberga-Haaren schaut etwas verlegen. Umringt ist er von einer Meute chinesischer Mädels. "Der Peter mit seinen blonden Haaren war damals in China der absolute Shooting-Star", sagt Johannes Becher lachend. Damals: das war 2012, als eine Moosburger Jugend-Fußballmannschaft in die chinesische Partnerstadt Weifang reiste, um dort bei einem internationalen Turnier mitzuspielen. Organisator und Leiter des Fußballprojekts war Johannes Becher, der Grünen-Kreisrat, der der im Jahr 1987 besiegelten Partnerschaft zwischen dem Landkreis und Weifang mehr Leben geben wollte. "Es war eine unvergessliche Reise mit sehr intensiven Tagen", erzählt Becher. "Es war ein großes Abenteuer."

"Das war für mich als damals 13-Jährigem schon eine coole Sache", sagt Peter Kragt. Er ist der Junge auf dem Foto und war einer von 20 Spielern des Junior-Förder-Gemeinschaft-Teams Moosburg, die gemeinsam mit Trainern, Betreuern, Übersetzern und natürlich Offiziellen - darunter der damalige Landrat Michael Schwaiger und Johannes Becher - im Juli 2012 nach China fliegen durften. Aus welchem Ort im Landkreis das Team kam, wurde damals ausgelost: Moosburg hatte Glück.

Mit seinen strohblonden Haaren war Peter Kragt in China ein Mädchenschwarm

Zehn Tage dauerte der Aufenthalt, nach dem internationalen Turnier, bei dem die Moosburger den vierten Platz belegten, ging es noch zum Sightseeing nach Peking. Das ist Peter Kragt besonders in Erinnerung geblieben, vor allem die Chinesische Mauer hat ihn fasziniert. "Es war ein tolles Erlebnis", sagt der 18-Jährige, der sich mit seiner Mutter Elke Kragt noch einmal die Fotos der China-Reise auf dem Laptop im heimischen Wohnzimmer anschaut. Die Kultur, die Menschen, die Sprache, das Essen: alles sei ungewohnt gewesen. Einmal habe er Hühnerfüße in der Suppe entdeckt. "Einen habe ich sogar probiert", sagt Peter. Dass er mit seinen strohblonden Haaren in China immer auffiel und zum Mädchenschwarm wurde, habe er zunächst cool gefunden, berichtete er. "Irgendwann hat es aber schon genervt."

Mit seiner Mutter Elke erinnert sich Peter Kragt heute an den China-Besuch vor fünf Jahren. (Foto: Marco Einfeldt)

Ein Jahr später, im Sommer 2013, war dann eine chinesische Mannschaft beim Isar-Cup in Moosburg zu Besuch. Auch die Familie Kragt nahm zwei Spieler bei sich auf: Hao und Hongyuan, die zum Frühstück die Kombination Salami plus Nutella auf ihren Broten und den bayerisch-blauen Himmel schätzten. Ansonsten seien die beiden sehr unkompliziert gewesen, nur die Verständigung funktionierte mühsam, sie hätten nur wenig Englisch gesprochen, erinnert sich Elke Kragt. Noch heute hängt ein blau-weißer Wimpel mit der Aufschrift "Sports School Soccer Team Weifang", darunter sind chinesische Schriftzeichen zu sehen, an der Küchenwand. "Eigentlich schade, dass es den Austausch heute nicht mehr gibt", sagt Elke Kragt.

Kommentar
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Von Gudrun Regelein

Dass sich die Partnerschaft, die heuer ihr 30. Jubiläum feiert, wieder mit mehr Leben füllt, würde sich auch Becher wünschen. "Ich fände es gut, wenn mehr passieren würde", sagt er. Eine Partnerschaft lebe von Begegnungen, dem Austausch. 2011 wurde deshalb im Kreistag eine Arbeitsgruppe Weifang ins Leben gerufen, die ein Konzept erarbeitete. Ziele sind unter anderem bessere Völkerverständigung und wirtschaftliche Zusammenarbeit. "Sehr wichtig ist uns aber auch die Vermittlung unserer Werte, Menschenrechte sind natürlich ein Thema", betont Becher. Dafür aber müsse man sich austauschen. Er hofft, dass es im kommenden Jahr eine Delegationsreise nach China geben wird - als Projekt der Völkerverständigung. Landrat Josef Hauner zumindest will sich "für gute Beziehungen zwischen Weifang und dem Landkreis einsetzen". Das kündigte er am Donnerstag beim Festakt zur Feier der Partnerschaft an, bei dem auch eine Ausstellung chinesischer Handwerkskunst aus Weifang eröffnet wurde. Diese ist im Kreuzgang des Landratsamts noch bis 27. Oktober zu sehen.

© SZ vom 06.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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