40 Jahre Kuhnen & Wacker:Es wird nicht jeder Millionär

Michael Zeitler

Michael Zeitler, selbst Physiker und einer der sieben Gesellschafter bei "Kuhnen & Wacker", hat bei seiner Arbeit auch schon viel Kurioses erlebt.

(Foto: Lukas Barth)

Seit 40 Jahren gibt es in Freising die Patentanwaltskanzlei "Kuhnen & Wacker". Die Mitarbeiter betreuen den privaten Tüftler ebenso wie global operierende Großkonzerne

Von Tobias Weiskopf, Freising

Einzelerfinder, mittelständische Unternehmen und auch global operierende Großkonzerne aus der ganzen Welt vertritt die Freisinger Patent- und Rechtsanwaltskanzlei "Kuhnen & Wacker", die in diesem Jahr ihr 40-jähriges Bestehen feiern kann. Michael Zeitler ist einer der sieben Gesellschafter, seit 2008 ist er indem Unternehmen. Allerlei Kurioses sei ihm in seiner Tätigkeit schon begegnet, schildert er. Gerne erinnert er sich an die Einzelerfinder, die er humorvoll "Wald- und Wiesenerfinder" nennt. Die Charaktere reichten dabei vom Typ "Peter Lustig" über den Doktor bis zum Studenten. Männer und Frauen, Jung und Alt, seien gleichermaßen vertreten, berichtet der Physiker. Die Erfinder stoßen meist in ihrem Alltag auf ein Problem, grübeln nach einer Lösung und möchten nach reichlich Tüftelei ihre Idee schützen. Die Idee werde dann gemeinsam angegangen und das Patent erarbeitet. Umsonst gibt es das natürlich nicht. Wer seine Erfindung schützen möchte, müsse etwa 4000 bis 10 000 Euro einkalkulieren, erklärt Zeitler.

Michael Zeitler, geboren 1968, studierte Physik und sammelte nach dem Studium bei einem Technologiekonzern notwendige Praxiserfahrung, ehe er sich auf das Patentwesen spezialisierte. Als Patenanwalt müsse man neben einem sehr ausgeprägten technischen Interesse und Verständnis auch großes sprachliches Geschick, in mindestens Deutsch und Englisch, mitbringen, erklärt der promovierte Physiker. Die vielseitigen Erfindungen müssten präzise in Worte gefasst werden und dafür benötige es beide Fähigkeiten.

Die Anwälte von "Kuhnen & Wacker" haben sich auf Elektrotechnik, Maschinenbau, Physik, Medizintechnik und Chemie spezialisiert. So vielfältig sei auch das Berufsfeld, erzählt Michael Zeitler. So habe beispielsweise ein Unternehmen aus Schweitenkirchen einen Alterssimulationsanzug erfunden und über "Kuhnen & Wacker" angemeldet. Was auf den ersten Blick klingt, wie ein verrückter Einfall, um in die Haut der Großeltern zu schlüpfen, hat tatsächlich einen fundierten Hintergrund. In der Automobilindustrie findet der Anzug bei der Erprobung neuer Fahrzeuge Verwendung. So könne bei Modellen in der Entwicklung das Einsteigen getestet werden und die Übersicht mit eingeschränkter Bewegung bewertet werden, sagt Michael Zeitler.

Deutlich bizarrer ist die Erfindung einer Münchner Unternehmerin, die sich eine Waschstraße für Menschen ausgedacht hat. Ein Container, der mit dem Namen "x-wash" vermarktet wird, ist in sechs Abteile unterteilt, die jeweils mit einer anderen Pose zu durchlaufen sind. In nur 90 Sekunden wird man gereinigt und anschließend trocken geföhnt. Doch auch hier sieht Michael Zeitler einen Sinn in der Erfindung, denn mit der Waschstraße ließen sich kontaminierte Menschen schnell und effizient reinigen. Der Aspekt "Katastrophenschutz" hat der Erfinderin nicht zuletzt einen Kreativpreis des ehemaligen Bundeswirtschaftsministers Philipp Rösler eingebracht.

Am alltagstauglichsten ist sicherlich die Erfindung von Benno Zierer jun. Er habe sich darüber geärgert, dass im Bierzelt immer der Trachtenjanker und die Taschen am Boden nur verschmutzt würden, berichtet Michael Zeitler, und so sei der Hallbergmooser auf die Idee gekommen, ein Netz unter dem Biertisch zu spannen. Das Biertischnetz werde inzwischen vertrieben und habe auch schon in einigen Zelten auf dem Oktoberfest eine sinnvolle Verwendung gefunden. Dies sei nicht selbstverständlich, denn eine Idee sei nicht unmittelbar ein Produkt, sagt Michael Zeitler. Der Erfinder müsse seinen Einfall auch klug vermarkten. Wenn es aussichtslos scheine, erklärt der Patentanwalt, seien sie aber auch ehrlich und weisen die Erfinder darauf hin. "Offenheit und Transparenz sind da ganz wichtig", betont Zeitler. Das sei bei den besonderen Charakteren manchmal gar nicht so einfach, da die Schöpfer von ihrer Idee überzeugt seien. Wer seine sinnvolle Produktidee gut vermarkte, hab gute Aussichten auf einen guten Verdienst. Aber: "Nicht jeder wird Millionär", stellt Michael Zeitler klar.

Sollte ein Patent verletzt werden, müsse man das Recht auch durchsetzen und dann müsse man noch einmal 10 000 bis 100 000 Euro aufbringen, erklärt der Physiker. Neben Patenten kümmern sich die Anwälte der Kanzlei um alle gewerblichen Schutzrechte, also auch um die Anmeldung von Marken und Designs. Am bekanntesten ist hierbei wohl der Schutz der Red Bull Marke, welche die Kanzlei in 160 Ländern anmeldete.

Derzeit beschäftigt die Kanzlei 90 Mitarbeiter, wobei einen Großteil die Schreibkräfte, darunter viele in Teilzeit, ausmachen. Auf kompetente Fachkräfte und qualifizierten Nachwuchs lege die Kanzlei "Kuhnen & Wacker" großen Wert, weshalb das Unternehmen selbst neben Patentanwälten auch Patentanwaltsfachangestellte ausbilde. Wichtig sei auch der Dialog zu den Schulen und Universitäten, berichtet Zeitler, denn der Beruf sei eher unbekannt, weshalb regelmäßig Vorträge gehalten würden. So hofft Michael Zeitler, dass sich die junge Generation auch für seinen Traumjob begeistern kann. "Ich kann mir derzeit nichts besseres vorstellen", schwärmt er.

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