Jäger im Winter:Sorge um das Gleichgewicht

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Um das Wohl das Rehwilds ist Jäger Magnus Schwarz im Winter besorgt und füllt die Futterkrippe mit Nahrung. (Foto: Marco Einfeldt)

Jäger haben gerade jetzt sehr viel zu tun. Während sie versuchen, die Bestände der Wildschweine zu reduzieren, füttern Magnus Schwarz und Marcel Eiltzer das Rehwild in der kalten Jahreszeit, um deren Zahl zu stabilisieren.

Von Katharina Aurich, Landkreis

Wenn nachts der Mond scheint und in Wäldern und auf Feldern eine Schneedecke liegt, dann sind überall im Landkreis die Jäger unterwegs, um Wildschweine zu erlegen, deren Spuren man dann gut erkennen kann. Andere Tiere wie das Rehwild werden dagegen gefüttert, da die Nahrungssuche im Schnee schwierig ist. Denn ihre Bestände sollen stabil bleiben, sie sollen aber möglichst keine jungen Triebe von Bäumen abfressen. Für die Jäger gibt es im Winter also jede Menge zu tun.

Der tiefe Schnee sei aber nicht der eigentliche Feind der Wildtiere, erklären Magnus Schwarz und Marcel Eiltzer, beide Jäger im nördlichen Landkreis. Vielmehr würden die Lebensbedingungen das ganze Jahr über für die allermeisten von ihnen immer härter, da ihre Rückzugsräume immer kleiner werden.

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Vor allem Straßen durch Wälder und Äcker seien tödliche Fallen. Erholungssuchende mit Hunden, Jogger mit Stirnlampen und Crossfahrer, die zu fast jeder Tages- und Nachtzeit in jeden Winkel des Waldes vordringen, scheuchten die Tiere auf. Die konventionelle Landwirtschaft mache den Tieren das Leben ebenfalls schwer, zählen die beiden auf. Hasen, Rebhühner und Fasane fänden auf großen Äckern keine Deckung mehr. "Unsere heimischen Wildtiere sind die Verlierer, für sie ist immer weniger Platz."

Magnus Schwarz wuchs in einer Jägerfamilie in Sillertshausen auf, die seit Jahrzehnten mit anderen zusammen eine 250 Hektar große Gemeinschaftsjagd gepachtet hat. Er selbst machte wie seine Geschwister als junger Mann den Jagdschein. Marcel Eiltzer ist als Förster und Jäger für 350 Hektar Privatwald im nördlichen Landkreis zuständig, der direkt an das Revier von Schwarz angrenzt, so dass die beiden Männer oft gemeinsam aufbrechen. In klaren Nächten treffen sie sich jetzt oft abends und sind stundenlang unterwegs, um Wildschweinrotten aufzuspüren und den Wildbestand in ihren Revieren anhand der Spuren im Schnee zu erfassen.

Ein Gleichgewicht zwischen den Tierarten herstellen

Beim Jagen gehe es darum, im Wald ein Gleichgewicht zwischen den verschiedenen Tierarten herzustellen, schildern Schwarz und Eiltzer. Wildschweine zerwühlen zum Ärger der Landwirte deren Äcker auf der Suche nach Nahrung und man fürchtet derzeit die Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest. Andere Tierarten wie das Niederwild dagegen werden geschützt. Die Jäger versuchen, die abnehmenden Bestände zu stabilisieren, indem sie zum Beispiel verstärkt den Räuber Fuchs schießen und im Frühjahr Futterflächen anlegen. Magnus Schwarz kontrolliert jetzt im Winter einmal wöchentlich die Futterkrippen in seinem Revier und bringt den Rehen eine Mischung aus Apfeltrester sowie Körner- und Silomais. Im Revier von Marcel Eiltzer gibt es eine Getreide-Heumischung. Wichtig sei, den Verdauungsapparat der Tiere, der im Winter auf Sparbetrieb fährt, nicht durch nährstoffreiches Futter anzuregen, damit sie nicht immer hungriger würden, erklärt Schwarz.

Um die Schwarzkittel müsse man sich dagegen nicht sorgen, ihr Nahrungsangebot sei heuer nach einem ertragreichen Sommer besonders gut, da sie unter Eichen die Früchte selbst unter der Schneedecke im gefrorenen Boden riechen und mit ihren kräftigen Rüsseln heraus wühlen, erklärt Schwarz.

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Wildschweine dürften das ganze Jahr über erlegt werden, eine zahlenmäßige Beschränkung gebe es nicht. Anders sehe dies bei den Rehen aus, alle drei Jahre werde auf der Grundlage eines Verbissgutachtens ein Abschussplan erstellt, in dem genau festgelegt sei, wie viele Exemplare pro Jahr geschossen werden müssen. Denn den Waldbesitzern, den sogenannten Jagdgenossen, die ihre Flächen an die Jäger verpachten, sei es wichtig, dass nicht zu viele Rehe auf Nahrungssuche seien und junge Bäume abfressen. In der Hallertau sähen die Hopfenbauern die Rehe nicht gerne, weil sie junge Hopfenpflanzen auf ihrem Speiseplan haben. Das Verhältnis von Landwirten und Jägern sei eher schwierig, geben Schwarz und Eiltzer zu, die Interessen unterschiedlich.

Auch die Bäume kontrolliert Eiltzer

Marcel Eiltzer kontrolliert im Winter nicht nur die Wildtierbestände, sondern begutachtet die Bäume und entscheidet, welche Exemplare gefällt werden, ob sie von Hand oder vom Harvester geerntet werden. Da der Holzpreis im Keller sei, müsse er gut überlegen, welche geschlagen und dann meist zu Papier oder Zaunstaketen verarbeitet werden, schildert er.

Die beiden Jäger sind von ihrem Hobby und Beruf begeistert. Das Schöne an der Jagd sei nicht, Tiere zu schießen, sondern sie zu beobachten und für ein Gleichgewicht in der Natur zu sorgen, beschreiben Schwarz und Eiltzer. Für Schwarz sind es vor allem die stillen Momente in der Natur, die Erlebnisse mit den Tieren, "wenn neben mir eine Eule auf einem Ast hockt und mich direkt anschaut oder in wenigen Metern Entfernung ein Bussard sitzt," die ihn begeistern.

Die Hege der Tiere, sie zu beobachten, das stehe für ihn als Jäger im Vordergrund. "Wir können auch mal etwas laufen lassen und müssen nicht immer gleich abdrücken," versichern die beiden Waidmänner, die jetzt im Winter in der Stille und in klaren Nächten besonders gerne im Schnee draußen unterwegs sind.

© SZ vom 08.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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