Süddeutsche Zeitung

Inhabergeführte  Geschäfte:Eldorado für Gartenbesitzer

Seit 70 Jahren gibt es die Firma Ismaier in Lerchenfeld bereits. Angefangen hat alles mit dem Verkauf von Fahrrädern, inzwischen hat sich das Traditionsunternehmen auf Geräte für Hobbygärtner und Profis spezialisiert und punktet mit gutem Service.

Von Johann Kirchberger, Freising

Wer über die Korbinianbrücke nach Lerchenfeld fährt, steuert direkt auf einen roten Querbau zu. In den Schaufenstern kann man Rasenmäher erkennen, viele Rasenmäher, große und kleine. Die Firma Max Ismaier residiert hier, und das schon seit 70 Jahren. Gerade wird Jubiläum gefeiert.

Im Laden steht der Senior, in der Werkstatt der Junior. Max heißen beide mit Vornamen, so wie schon der Firmengründer, der 1949 zusammen mit seiner Frau Maria den Grundstein für das Traditionsunternehmen gelegt hat. Damals gab es nur wenige Autos und die Bauern in der Umgehung hatten kaum landwirtschaftliche Geräte. Wer mobil sein wollte, hatte ein Radl und so verlegte sich Max Ismaier auf den Verkauf und die Reparatur von Fahrrädern. Nach ein paar Jahren widmete er sich der Landtechnik, reparierte Traktoren und verkaufte Landmaschinen aller Art.

Die Bauern wurden weniger, die Gartenbesitzer mehr

1985 übergab er den Betrieb an seinen Sohn, und der nahm Gartengeräte mit ins Sortiment. Die Zeit brachte es mit sich, dass die Bauern immer weniger wurden und die landwirtschaftlichen Maschinen immer größer, der Hof und die Werkstatt wurden dafür zu klein. 2016 schließlich gab Ismaier den Landmaschinenbereich komplett auf und verlegte sich ganz auf das Geschäft mit Garten- und Forstgeräten sowie Kommunalmaschinen. Dazu kamen die Reparatur und Überprüfung von Hydraulikanlagen. Eine richtige Entscheidung, wie der Senior feststellt, "wir haben auf das richtige Pferd gesetzt". Längst ist auch der Sohn in den Betrieb eingestiegen, besuchte nach seiner Ausbildung zum Land- und Baumaschinenmechaniker die Meisterschule und kam 2010 als Betriebswirt des Handwerks zurück in den Betrieb.

Geht man in den Laden an der Erdinger Straße 16, fallen vor allem die vielen Rasenmäher auf. Vom Handrasenmäher für 100 Euro bis zu Kommunaltraktoren mit 60 PS für 50 000 Euro geht die Bandbreite. Dazu kommen Heckenscheren, Laubbläser, Motorsensen, Vertikutierer, Holzspalter, Motorsägen Mähroboter, Akkugeräte, Kehrgeräte, Schneefräsen und Schneeschieber. Neuerdings habe man auch Maschinen zur Wildkrautbekämpfung im Programm, sagt der Senior, seit der Einsatz von Pestiziden immer mehr in Verruf gerät. Unkraut werde heutzutage mit Heißwasser oder Hitze bekämpft, vor allem aber mechanisch gehackt. Nach der besten Methode werde von den Herstellern noch gesucht, sagt er, "wir versuchen dranzubleiben und immer auf der Höhe der Zeit zu sein".

Zur Probe darf man einen Mäher auch mal mitnehmen

90 Prozent der Kunden, die in seinen Laden kommen, hätten sich zuvor bereits im Internet informiert, erzählt der Senior. Sie ließen sich aber trotzdem gerne und ausgiebig beraten. "Unser Job ist es ja, den Leuten das Richtige zu verkaufen". Beim Kauf eines Rasenmähers etwa sei entscheidend, wie groß und wie beschaffen das Gartengrundstück sei. Auf Wunsch könne ein Mäher auch mal mit nach Hause genommen werden, um ihn zu testen, manchmal sehe er sich das Areal des Kunden auch an. Schließlich müsse der zufrieden sein, "wir wollen ihm das optimale Gerät verkaufen".

Überhaupt ist der Service ein Pfund, mit dem die Firma Ismaier wuchern kann. "Bei uns wird alles im Haus repariert, schnell und unkompliziert", sagt Max Ismaier junior, "da wird nichts eingeschickt". In der Werkstatt seien zwei Mechaniker für klassische Rasenmäher und Kommunalgeräte zuständig, zwei kümmerten sich ausschließlich um Akkutechnik und Mähroboter, zwei arbeiteten im Ersatzteillager. Komplettiert wird das Team der Firma durch zwei Lehrlinge. Maria, die Ehefrau des Seniors, erledigt zusammen mit einer Angestellten die Büroarbeit.

Bei Hausmeistern zählt das Tempo

Ein ganz anderes Klientel als Otto Normalverbraucher seien Hausmeister und Landschaftsgärtner, sagen die Ismaiers. Die wollten mit den Geräten schließlich Geld verdienen und interessierten sich beispielsweise dafür, wie schnell sie mit den Kleintraktoren fahren können oder wie rasch sich die Rasenmäher in ein Schneeräumgerät umbauen lassen. Und da seien noch die Kommunen, die ganze Ausschreibungsbücher verschickten und nur noch über den Preis gewonnen werden könnten.

An Normalkunden kaum noch verkauft würden Elektromäher mit Kabel, sagt Max Ismaier junior. Gefragt seien in erster Linie akkubetriebene Geräte. Die seien leiser als die leistungsstärkeren Benziner und stießen keine Schadstoffe aus. Allerdings sei deren Leistungsfähigkeit begrenzt. Je nachdem, wie hoch das Gras stehe, müssten die Akkus nach 250 bis 800 Quadratmetern ausgetauscht oder neu geladen werden. Immer mehr nachgefragt würden selbstfahrende Rasenmäher, "Automower", wie der Junior sagt, "das wird langsam unser Hauptgeschäft". Die seien individuell höhenverstellbar, bemerkten Hindernisse und hinterließen keinerlei Mähspuren. Auch das mühsame Aufsammeln von Gras gehöre mittlerweile der Vergangenheit an. Bei regelmäßigem Einsatz kappe der Automower das Gras nur ein paar Millimeter und lasse es dann als natürlichen Dünger liegen. Hersteller Husqvarna hat die Firma Ismaier zum fünften Mal in Folge zu "Automower-Experten" ernannt, eine Auszeichnung, die Vater und Sohn natürlich besonders freut. "Bei der Landtechnik waren wir ein kleines Licht, bei Automowern sind wir in Freising führend".

Die beiden Ismaiers arbeiten übrigens nicht nur in ihrer Firma eng zusammen, Max und Max verbindet auch ihre Liebe zur Freisinger Feuerwehr. Der Junior ist Gruppenführer, der Senior gehört dem Vorstand des Feuerwehrvereins an.

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SZ vom 04.06.2019/av
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