Süddeutsche Zeitung

Internet im Landkreis:LTE-Förderprogramm stößt auf Skepsis

Die Bundesnetzagentur hat mit der Versteigerung der 5G-Frequenzen begonnen. Im Landkreis Freising wäre man froh, wenn 4G überall verfügbar wäre. Das bayerische Förderprogramm kommt nicht gut an.

Von Nadja Tausche, Landkreis

Es ist die Technologie der Zukunft: In dieser Woche hat die Bundesnetzagentur mit der Versteigerung der Frequenzen für den neuen Mobilfunkstandard 5G begonnen. Mit der Technik soll es möglich werden, riesige Mengen an Daten zu übertragen, wichtig wäre das etwa für autonom fahrende Autos. Die Gegenwart sieht allerdings anders aus. Im Landkreis Freising ist man wie in vielen anderen Regionen Deutschlands noch damit beschäftigt, das LTE-Netz für die Vorgängertechnik 4G flächendeckend auszubauen. Weil es damit langsam vorangeht, gibt es seit Dezember des vergangenen Jahres ein Förderprogramm. Die Idee ist in der EU einzigartig: Statt der Netzbetreiber sollen die Gemeinden selbst Mobilfunkmasten bauen und die an Netzbetreiber vermieten. Dafür bekommen sie bis zu 90 Prozent Zuschuss vom Freistaat Bayern.

Im Landkreis stößt die Idee auf Skepsis. Während das Programm bayernweit "sehr gut angenommen" werde, wie es aus dem Wirtschaftsministerium heißt, gebe es aus dem Landkreis Freising noch keine einzige Interessensbekundung. Zu den Problemorten bei der Versorgung mit 4G gehört die Gemeinde Wang. Die Gemeinde sei per Schreiben über das Förderprogramm informiert worden, berichtet Geschäftsleiter Ernst Neuhauser - eine Teilnahme sei aber in keiner der vier Gemeinden der Verwaltungsgemeinschaft Mauern geplant. Das liege daran, dass die Versorgung mit 4G an sich ausreichend sei, "auch wenn vereinzelt immer jemand unzufrieden ist", berichtet er. Von der Idee, dass die Gemeinden selbst Mobilfunkmasten bauen, ist Neuhauser nicht begeistert. "Der schwarze Peter wird verschoben", meint er. Seine negative Einstellung kommt von den Erfahrungen der Gemeinden, wenn es um den Bau von Mobilfunkmasten geht: In Wang habe sich eine Bürgerinitiative gegründet, um einen Mobilfunkmasten auf Privatgrund zu verhindern, berichtet Neuhauser. Auch in Mauern habe es Widerstand gegen einen neuen Mobilfunkmasten gegeben. Es sei keine Lösung, den Gemeinden einfach Geld zu bieten, meint Neuhauser: Zu groß wäre der Aufwand und zu negativ die Reaktion, sollten die Gemeinden selbst Masten bauen.

Förderfähige Gemeinden haben noch keine Teilnahme geplant

Neben Wang sind weitere Gemeinden im Landkreis "prinzipiell förderberechtigt", berichtet das Wirtschaftsministerium: Das sind Au in der Hallertau, Gammelsdorf, Haag an der Amper, Hörgertshausen, Kirchdorf, Mauern, Nandlstadt und Zolling. Die Stadt Freising wurde nicht angefragt.

Auch in den Gemeinden der Verwaltungsgemeinschaft Zolling gibt es keine Überlegungen, sich am Mobilfunkförderprogramm zu beteiligen, das berichtet Christian Stampfl vom Bauamt der Verwaltungsgemeinschaft. Der Bedarf an einer Nachrüstung sei zwar durchaus da: "Es gibt weite Bereiche, die nicht ausreichend abgedeckt sind", sagt Stampfl. Aber: "Aus Sicht der Gemeinden wäre die im Förderprogramm beschriebene Variante nur die letzte Lösung, den Netzausbau zu forcieren." Momentan ist es ihm zufolge gar nicht nötig, dass die Gemeinde selbst aktiv wird: Vier neue Mobilfunkmasten werden auf dem Gebiet der vier Gemeinden in nächster Zeit aufgebaut, drei davon von der Telekom, einer von Vodafone.

96 Prozent der Bevölkerung haben schon Zugang zu LTE

Tatsächlich geht es mit dem LTE-Ausbau auch ohne Beteiligung der Kommunen voran. 54 Mobilfunkstationen betreibt Vodafone im Landkreis Freising, bis Ende 2020 seien elf Bauvorhaben für LTE geplant, berichtet Pressesprecher Volker Petendorf. Dabei wolle man neue Mobilfunkmasten bauen beziehungsweise die LTE-Technik an bestehenden Masten installieren. Als erste Maßnahme aus diesem Programm habe Vodafone Ende Februar eine LTE-Station in Gammelsdorf in Betrieb genommen. Gut eine Million Euro will Vodafone insgesamt investieren, so Petendorf, momentan seien 96 Prozent der Bevölkerung im Landkreis Freising an das LTE-Netz angeschlossen.

Bei der Telekom will man im Landkreis Freising bis Ende des Jahres eine Versorgung von 98 Prozent erreichen. Hier seien rund zehn Neubaumaßnahmen geplant, berichtet Pressesprecher Markus Jodl. Das Problem, wenn Netzbetreiber ländliche Regionen erschließen: "Die Zahl der Menschen und der Fläche, die wir damit abdecken, ist sehr gering", erklärt Jodl. Weil weniger Leute auf einem Fleck wohnen und etwa Hügel die Verbreitung der Mobilfunkwellen stören, lohne sich der Bau von Mobilfunkmasten auf dem Land oft nicht: Das könne man ab und zu "aus Imagegründen" machen, so Jodl, aber nicht überall. Um hier Abhilfe zu schaffen, hält das Wirtschaftsministerium Informationsveranstaltungen ab. Bayernweit haben rund 310 Gemeinden ihr Interesse bekundet.

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SZ vom 22.03.2019/lada
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