Artenvielfalt im Landkreis Freising:Zum Punktezählen auf die Wiese

Marienkäfer

Etwa 70 Marienkäfer-Arten gibt es in Deutschland dazu gehört auch der "Asiatischem Marienkäfer".

(Foto: dpa)

Anfang Juni ruft der Landesbund für Vogelschutz wieder zu seiner Mitmachaktion "Insektensommer" auf. Im Fokus steht insbesondere die Frage, ob der Asiatische den heimischen Marienkäfer allmählich verdrängt

Von Johanna Pichler, Freising

"Wenn Sie vor 20 oder 30 Jahren mit dem Auto gefahren sind, war die Windschutzscheibe im Sommer voller Insekten. Heutzutage ist das nicht mehr so, denn die Zahl der Insekten hat stark abgenommen", sagt Hans-Jürgen Unger. Anfang Juni wird sich der stellvertretende Vorsitzende des LBV-Kreisverbandes wieder in seinen Garten setzen, um Insekten zu zählen. Dazu ruft der Landesbund für Vogelschutz (LBV) nun bereits zum vierten Mal auf.

Naturinteressierte können sich vom 4. bis zum 13. Juni und vom 6. bis zum 15. August an der Mitmachaktion "Insektensommer" beteiligen und sich eine Stunde Zeit nehmen, um Insekten zu beobachten und zu zählen. Teilnehmen kann jeder und das fast überall, ob im eigenen Garten, auf dem Balkon, im Park oder Wald. Wichtig ist nur, dass das Beobachtungsgebiet nicht größer als etwa zehn Meter in jede Richtung vom eigenen Standpunkt aus ist.

Es gibt ein Artensterben

Laut Markus Erlwein, Pressesprecher der LBV-Landesgeschäftsstelle, steckt die Aktion des LBV und seines bundesweiten Partners Nabu noch in den Kinderschuhen. "Im vergangenen Jahr haben in ganz Bayern 1000 bis 1200 Menschen mitgemacht. Der Insektensommer soll auf jeden Fall noch größer werden, aber man muss die Menschen erst einmal an das Thema heranführen. Das erfordert Geduld". Ziel sei vor allem, die Bevölkerung für die Bedeutung der Insekten zu sensibilisieren. "Vor ein paar Jahren war das noch gar kein Thema, doch so langsam versteht die Gesellschaft, dass es ein Artensterben gibt."

"Im Landkreis Freising wurde meist nur von einem bestimmten Ort gemeldet. Wir erreichen hier also noch nicht so viele Teilnehmer wie bei unseren anderen Mitmachaktionen, wie zum Beispiel der Stunde der Wintervögel", sagt Stefanie Bernhardt, Pressereferentin beim Landesbund für Vogelschutz in Bayern. Beobachtet wurden im Kreis Freising vor allem Rosenkäfer, Lederwanzen, Steinhummeln, Ameisen und Wildbienen. Viel Vorwissen, um beim Insektenzählen mitzumachen, braucht man laut Hans-Jürgen Unger nicht. "Es reicht, wenn man erkennt, ob es eine Biene oder eine Wespe ist. Es sind viele ganz einfache Insekten vorgegeben, die jeder erkennen kann."

Marienkäfer im Fokus

Wie schon im Vorjahr steht jedoch vor allem der Marienkäfer im Fokus der Aktion. "Es gibt immer mehr Asiatische Marienkäfer bei uns. Die führen bei manchen Leuten zu Hysterieanfällen, weil sie Angst haben, unser einheimischer Marienkäfer könnte verdrängt werden", erklärt Unger. Wie weit sich die invasive Art bereits verbreitet hat, soll nun der Insektensommer zeigen. Dafür sollen die Teilnehmenden melden, wie oft sie den Asiatischen und den hier heimischen Siebenpunktmarienkäfer entdecken konnten.

Insekten sind Teil der Nahrungskette und insbesondere ein wichtiger Bestandteil der Nahrung für Vögel. Weniger Insekten bedeuten somit auch weniger Vögel. "Ein Spatz zum Beispiel ernährt sich zwar überwiegend von Körnern, aber zur Aufzucht der Jungen sind Insekten unverzichtbar. Wenn es also weniger Insekten gibt, dann ziehen viele Vogelarten immer seltener Junge auf", sagt Unger. "Statt sechs Junge gibt es dann vielleicht nur noch drei oder vier. Das gilt nicht für alle Vogelarten, aber doch sehr viele", fügt er hinzu.

Auch den Bienen geht es schlecht

"Auch den Bienen geht es schlecht. Sie finden nicht genug zu essen und sie bestäuben weniger. Doch viele unserer Pflanzen und damit auch unsere Nahrungsquellen sind auf Bestäubung angewiesen", erklärt Hans-Jürgen Unger. Er selbst sieht sich für die Natur verantwortlich und möchte daher auch andere Menschen an die Probleme heranführen, sagt er zu seiner Motivation.

"Mit der Aktion werden die Menschen nicht nur dazu bewegt, sich mit dem Thema zu befassen, sondern auch Insekten kennenzulernen und vor allem wertzuschätzen", betont Günther Knoll, Vorsitzender des LBV-Kreisverbands Freising. Auch er wird sich im ersten Zählzeitraum im Juni einen kleinen Raum zum Insektenzählen suchen. "Jeder kann sich irgendwann mal eine Stunde Zeit nehmen und sich an einem sonnigen und windstillen Tag nach draußen setzen", sagt Knoll. Der Vorsitzende würde mit dem Kreisverband auch gerne Touren anbieten, um die Freisinger mit der heimischen Insektenwelt vertraut zu machen. Doch das wird während der Pandemie nicht möglich sein.

Jetzt im Frühsommer soll beim Insektenzählen auf einige in Deutschland häufig vorkommende Arten besonders geachtet werden: Steinhummel, Florfliege, Hainschwebfliege, Tagpfauenauge, Lederwanze, Blutzikade und Admiral. Auf der Website des LBV finden sich dafür anschauliche Porträts, die beim Bestimmen der Insekten helfen können.

Ist man sich trotzdem nicht ganz sicher, kann auch einfach die Gruppe von Insekten angegeben werden, also zum Bei- spiel Schmetterling oder Käfer. Die Beobachtungen können schließlich online gemeldet werden unter www.lbv.de/insektensommer.

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