Innenstadtsanierung in Freising:Haarsträubende Zustände

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Etwas zu turbulent geht es nach Meinung der Grünen im Freisinger Stadtrat auf der Unteren Hauptstraße zu. Sie fordern deshalb noch vor dem Ende der Innenstadtsanierung an dieser Stelle eine Fußgängerzone. (Foto: Marco Einfeldt)

Grüne fordern so bald wie möglich eine Fußgängerzone in der Unteren Hauptstraße

Von Kerstin Vogel, Freising

Die Debatte um eine Fußgängerzone für die Stadt Freising ist bald älter als die meisten ihrer Bürger - und sie geht trotz der neuen Innenstadtkonzeption und den noch laufenden Umbauarbeiten in eine neue Runde. Schon in der jüngsten Sitzung des Finanzausschusses war die Diskussion einmal mehr hochgekocht, nun hat die Grünen-Fraktion den Antrag gestellt, die Untere Altstadt noch vor dem Ende des Umbaus in eine Fußgängerzone zu verwandeln.

Bekanntlich hatte sich der Freisinger Stadtrat vor gut zehn Jahren zur notwendigen Modernisierung der Altstadt nicht nur auf ein neues Pflaster, eine neue Möblierung und die Öffnung der Stadtmoosach an der Oberen Hauptstraße verständigt. Beschlossen wurde damals auch ein neues Verkehrskonzept, das für die Zeit nach der Fertigstellung zwar im Bereich des Marienplatzes eine echte Fußgängerzone vorsieht. Obere und Untere Hauptstraße dagegen sollten zu einer Begegnungszone nach Schweizer Vorbild werden, auch wenn die deutsche Straßenverkehrsordnung so ein gleichberechtigtes Nebeneinander von Fußgängern, Radlern und Autofahrern aktuell noch gar nicht vorsieht.

Mit der rechtlichen Hilfskonstruktion einer Spielstraße wurde dieser Begegnungsverkehr in der bereits fertig umgebauten Unteren Altstadt in den vergangenen Monaten nun schon einmal getestet - mit für die Grünen haarsträubendem Ergebnis: "Wir mussten feststellen, dass der neu gestaltete großzügige Raum vor allem von Autofahrerinnen und Autofahrern gerne angenommen wird", schreibt Fraktionssprecherin Susanne Günther im aktuellen Antrag: "Es spielen sich mitunter turbulente Szenen ab. Zu schnelles Fahren, wildes und dauerhaftes Parken insbesondere auf dem Blindenleitstreifen lassen uns nur noch zu einer Schlussfolgerung gelangen: Freising braucht eine Fußgängerzone."

Umgesetzt werden soll diese Forderung nach Auffassung der Stadtrats-Fraktion noch vor Ende des Innenstadtumbaus. Das Ziel, eines Miteinanders vieler verschiedener Verkehrsteilnehmer sei ganz offensichtlich nicht umsetzbar: "Wir wollten und wollen unsere Stadt mit Leben füllen, dies funktioniert nur, wenn wir den Platz, der von den Autos eingenommen wird, den Menschen zurückgeben", so Günther.

Im Finanzausschuss hatte sich die Debatte an einem Antrag der ÖDP entzündet, die den fraglichen Bereich als "verkehrsberuhigt" ausweisen wollte, weil der für die Spielstraße erforderliche niveaugleiche Ausbau nicht gegeben und noch bis 2025 auch mit schweren Baufahrzeugen zu rechnen sei. Die Spielstraße suggeriere hier das Falsche, so die Argumentation.

Richard Grimm (FW) und Peter Warlimont (SPD) appellierten, doch bitte erst das Ende der Bauarbeiten abzuwarten und die Lage dann neu zu beurteilen. Rudi Schwaiger (CSU) warnte gar davor, jetzt vom beschlossenen Konzept abzuweichen. Man habe die Kaufkraft in der Innenstadt stärken wollen, dann dürfe man jetzt nicht einseitig die Fußgänger bevorzugen, argumentierte er.

Das wiederum rief Linken-Stadtrat Guido Hoyer auf den Plan, der erklärte, er könne nicht erkennen, wie die jetzige Situation die Kaufkraft oder gar die Lebensqualität stärken solle. Der tägliche Augenschein zeige doch, dass die Autofahrer weiter der Ansicht sind, es gebe sehr wohl Parkplätze in der Freisinger Innenstadt. Hoyer: "Wir müssen neu diskutieren und uns zu einer neuen Entscheidung durchringen."

Und während Robert Weller (FW) zum Wohlwollen von Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher anregte, sich beim zuständigen Ministerium zu erkundigen, ob Freising nicht ein Pilotprojekt zur Begegnungszone durchführen könne, ist auch Bürgermeisterin Eva Bönig (Grüne) bereits überzeugt: "Das Konzept der Begegnungszone ist gescheitert."

© SZ vom 08.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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