Informationstausch im Landratsamt:Der erste Eindruck zählt

Sozial Schwache haben es am überhitzten Wohnungsmarkt besonders schwer - ein Schulungsprogramm könnte helfen

Von Katharina Aurich, Freising

Menschen ohne Arbeit, Sozialhilfeempfänger und anerkannte Flüchtlinge haben auf dem hart umkämpften Markt der bezahlbaren Wohnungen kaum eine Chance. Um das zu ändern, hat die Integrationsbeauftragte des Landkreises, Nathalie von Pressentin, zur Veranstaltung "Unterstützung von Wohnungssuchenden" geladen. Dabei wurde auch ein Schulungspakte für die Wohnungssuche vorgestellt. Es war bereits das zweite Treffen zu diesem Thema. Das erste hat schon ein was bewirkt. Das Jobcenter Freising habe nach diesem seinen Service intensiviert und stellt jetzt den sogenannten K-Schein aus, auf dem Wohnungsuchenden bescheinigt wird, in welcher Höhe die Mietkosten übernommen werden, sagte Geschäftsführer Bernhard Reiml. Zudem gibt es von dem 15. November an eine extra Sprechstunde und Beratung für Wohnungssuchende.

Denn das Wichtigste sei, die Vermieter von der Seriosität der Suchenden zu überzeugen, wusste Reiml aus Erfahrung. Die erste Hürde bei der Wohnungssuche sei der erste Eindruck, die Bewerbung. Sie müsse mindestens so gut und professionell gestaltet sein wie die Bewerbung um einen Job, waren sich Uwe Krüger vom Projekt "Mieterqualifizierung" und Mischa Kunz vom Verein "Münchner Freiwillige - Wir helfen" einig. Damit Menschen optimal auf die Wohnungssuche vorbereitet werden, gründete Uwe Krüger mit Gleichgesinnten in Neusäß bei Augsburg den Verein "Mieterqualifizierung". Anhand eines Schulungspakets, das aus einem Schülerhandbuch mit Erklärungen und Übungen sowie einem detaillierter Trainerleitfaden besteht, könnten Mitglieder von Helferkreisen anerkannte Flüchtlinge optimal auf das Rennen um eine günstige Wohnung vorbereiten, so Krüger. Trainingsinhalt sei, ein Telefongespräch mit dem Vermieter zu führen, Grundregeln für das Verhalten als Mieter wie Ordnung, Reinigung, Mülltrennung, Ruhezeiten und Brandschutz und natürlich des Verfassen einer ansprechenden, aussagekräftigen Bewerbung. Das Konzept werde inzwischen in ganz Deutschland genutzt.

Mischa Kunz, der als Immobilienmakler und Bankkaufmann die Vorbehalte der Vermieter gut kennt, gründete mit Gleichgesinnten den Verein "Münchner Freiwillige - wir helfen". Der Verein, der sich aus Spenden finanziert, habe inzwischen 60 Wohnungen vermittelt sowie zwölf selbst angemietet und dann weiter vermietet, schilderte Kunz.

Organisatorin von Pressentin berichtete, dass die meisten Wohnungen für anerkannte Flüchtlinge nicht über Institutionen oder Vereine, sondern über persönliche Kontakte gefunden würden. Anschließend beschrieb Landrat Josef Hauner die Unterstützungsangebote des Landkreises: 400 Bürger erhielten durchschnittlich im Monat 200 Euro Wohngeld, um ihre Bleibe zu finanzieren. Man solle sich im Landkreis Freising keinen Illusionen hingeben, da es kaum bezahlbare Wohnungen gebe, könne man auch keine vermitteln, so Hauner. Wenn jemand keine Wohnung findet, dann kommt er in den Notunterkünften der Stadt unter. Freising verfüge über 140 solcher Wohnungen, in denen im Moment 280 Menschen lebten, sagte Robert Zellner, der das Amt für soziale Angelegenheiten der Stadt Freising leitet. "Wir wollen unsere Kunden nicht unterbringen, sondern sie begleiten und ihre Mietfähigkeit wiederherstellen", erläuterte Zellner.

Wenig Ermutigendes schilderte Ursula Wurzer-Faßnacht, Geschäftsführerin vom Studentenwerk München, das auch für Fresing zuständig ist. Es gebe 9000 Studenten in Weihenstephan, aber nur 1000 Wohnheimplätze. Alle anderen müssten sich auf dem freien Markt eine Unterkunft suchen. Besonders Studierende aus dem Ausland hätten große Probleme, eine Bleibe zu finden, was dann auch Ahmed Hassani, Doktorand und Dozent in Weihenstephan, bestätigte.

Infos zum Neusäßer Konzept gibt es unter www.mieterqualifizierung.de.

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