Infoabend Asylbewerber in Moosburg:Unheimlich liebenswert

Bei einer Diskussion zum Thema Asylbewerber wird klar, dass Ängste und Vorurteile unbegründet sind

Von Alexander Kappen, Moosburg

Sie durfte auch bei diesem Infoabend zur Unterbringung von Asylbewerbern nicht fehlen, die große H-Frage. Sie wurde und wird an vielen Stammtischen, in den sozialen Netzwerken im Internet sowie im Moosburger Stadtrat thematisiert. Und offenbar gab es bei der Veranstaltung am Dienstag in der Schäfflerhalle für einige Besucher ebenfalls keine brennendere Frage als die nach den Handys der Asylbewerber. Die Vertreter von Landratsamt, Stadt, Diakonie und Helferkreis nutzten die Gelegenheit, um diesbezüglich ein paar Dinge klarzustellen - und auf andere Fragen, Sorgen und Ängste der Bürger einzugehen.

Dass die meisten Asylbewerber Smartphones besitzen, ist unbestritten. Aber die "kaufen sie sich selbst von ihrem Taschengeld, das Handy wird ihnen nicht gestellt", betonte Irmgard Eichelmann, Asylsozialberaterin im Landratsamt. Mit den 143 Euro Taschengeld und den Zuwendungen für Gesundheitspflege, Essen, Putzzeug und Bekleidung kommt ein allein stehender Flüchtling auf 330 Euro im Monat. "Den größten Teil geben viele für's Telefonieren aus", so Eichelmann. Kaum verwunderlich, ist es nach einer in vielen Fällen lebensgefährlichen und langen Flucht doch die einzige Möglichkeit, mit der in der Heimat zurückgebliebenen Familie in Kontakt zu bleiben. Vielen Asylbewerbern "werden übrigens abenteuerliche Handyverträge aufgeschwatzt, die sie nicht verstehen und mit denen sie sich verschulden", berichtete Beate Drobniak von der Diakonie Freising.

Eichelmann stellte klar, dass Asylbewerber arbeiten dürfen - und das zum großen Teil auch machen. In den ersten drei Monaten dürfen sie nur für 20 Wochenstunden gemeinnützige Ein-Euro-Jobs annehmen und den Verdienst behalten. Nach dieser Frist dürfen sie Stellen, für die kein Deutscher oder EU-Bürger zur Verfügung steht, besetzen. Der Lohn wird mit den Zuwendungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz verrechnet.

Bürgermeisterin Anita Meinelt warb für ein "gemeinschaftliches Miteinander". Man müsse den Bürgern klarmachen, aus welchen Kulturkreisen die Flüchtlinge kommen und Letzteren "die Verhaltensregeln erläutern, die hier gelten". Wenn man ihnen etwa erkläre, "dass man im Schwimmbad niemanden mit dem Handy fotografieren darf, sind sie oft viel verständnisvoller als die Einheimischen und halten sich auch daran", erzählte sie am Rande der Veranstaltung.

Dennoch hat mancher ein Unbehagen. Etwa die Bürgerin, der es "unheimlich" ist, wenn sie allein einer Gruppe männlicher Flüchtlingen begegnet. "Wie kann ich diese Ängste abbauen?", fragte sie. "Grüßen Sie freundlich - und Sie werden sehen, dass Sie freundlich zurückgegrüßt werden", riet Manfred Weinhöpl vom Helferkreis. Eine Bürgerin bestätigte, diese positive Erfahrung auch schon gemacht zu haben. Eine andere berichtete, dass sie von Asylbewerbern eingeladen wurde und dort "unheimlich liebenswerte Leute" kennengelernt habe: "Die freuen sich, wenn man keine Angst hat und sich mit ihnen unterhält." Mit dieser Aussage traf sie die überwiegende Stimmung an diesem Abend: Der Großteil der Halle applaudierte laut.

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