In Zukunft alle 20 Jahre:Teure Angelegenheit

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Öffentlich Abwasserkanäle müssen dicht sein. Das gilt aber auch für die Hausanschlüsse. (Foto: dpa)

Neufahrns Hausbesitzer müssen derzeit ihr Abwasserkanäle prüfen lassen. Die Kosten haben sie selbst zu tragen

Von Alexandra Vettori, Neufahrn

Bei den Hausbesitzern in Neufahrn herrscht derzeit Betriebsamkeit. Sie suchen Firmen, die ihre Abwasserkanäle auf ihre Dichtigkeit hin prüfen. Denn das verlangt der örtliche Abwasserzweckverband. Immerhin: Proteste, wie sie aufkamen, als die Prüfungen vor fünf Jahren in Unterschleißheim begannen, bleiben bisher aus.

Jahrzehntelang hat sich niemand darum gekümmert, ob die privaten Abwasserkanäle von den einzelnen Häusern bis zum Sammelkanal in der Straße und damit dem öffentlichen Bereich, dicht sind. Dann verabschiedete der Bund 2010 das Wasserhaushaltsgesetz und wies damit jedem Hausbesitzer die Pflicht zu, für die Dichtheit seiner Abwasseranlagen Sorge zu tragen.

Manchen Bundesländer haben dazu konkrete Landesgesetze, Bayern nicht. Da gibt es eine Mustersatzung des Innenministeriums, in der von einem 20-Jahre-Turnus für Dichtheitsprüfungen die Rede ist. Neubauten werden sofort geprüft, Altbauten dagegen bis vor einigen Jahren gar nicht. 2014 beschloss auch der Abwasserzweckverband Freising Süd der drei Kommunen Unterschleißheim, Eching und Neufahrn, die Prüfungen einzuführen.

Weil jedes Versorgungsgebiet eine andere Satzung hat, gibt es bayernweit große Unterschiede bei den Vorgaben für die Prüfung. Und so klagten betroffene Hausbesitzer in der Stadt Unterschleißheim damals nicht nur darüber, dass teils Rechnungen bis zu 9000 Euro anfielen, sondern auch, dass das Procedere im Versorgungsgebiet Freising Süd künftig alle zehn Jahre wiederholt werde muss. Anderswo dagegen gelten Zeiträume zwischen 20 und 30 Jahren.

Durchführen lassen und bezahlen müssen die Prüfungen die Hausbesitzer selbst, ebenso wie die Reparaturen von Schäden. Das kann, je nach Kanallänge und dem Schadensausmaß, teuer werden. In Unterschleißheim etwa war rund die Hälfte der Kanäle nicht in Ordnung. Im April 2016 kündigten deshalb zwei Verbandsräte, Michaela Holzer, Gemeinderätin aus Eching und Harald Printz aus Neufahrn, an, auf eine Änderung der Satzung mit großzügigeren Zeiträumen zu drängen.

Das ist, so der Geschäftsführer des Zweckverbands Freising Süd, Jakob Rottmeir, inzwischen beschlossene Sache, wenn auch noch nicht wirklich beschlossen: "Sobald die Dichtigkeitsprüfungen alle abgeschlossen sind, wird die Satzung dahingehend geändert, dass der Turnus auf 20 Jahre erhöht wird." Jakob Rottmeir hat das Amt des Geschäftsführers beim Abwasserzweckverband erst vor einem Jahr angetreten, die Proteste in den Anfangsjahren der Prüfungen lagen vor seiner Zeit. Und dass es jetzt in der Gemeinde Neufahrn Aufregung geben würde, sagt er, "davon weiß ich nichts".

Ein Hausbesitzer im Neufahrner Süden allerdings klagt darüber, dass kaum noch eine Firma zu finden sei. Ein gutes Dutzend Sanitärfirmen, die Kanalprüfungen anbieten, gibt es in der Region. Eine davon ist Rohrreinigung Bork in Allershausen. Inhaber Michael Bork spürt an den Anfragen, wo der Zweckverband gerade wieder Aufforderungen verschickt hat. Dann nämlich holten die Betroffenen Angebote ein, natürlich auf der Suche nach dem günstigsten Bieter.

Als Firma müsse man sich dann erst einmal die Satzungen der jeweiligen Verbandsgebiete anschauen, so Bork. Denn auch bei der verlangten Prüfung gibt es große Unterschiede. München und Freising zum Beispiel verlangen Druckprüfungen, beim Abwasserzweckverband Freising Süd reichen Kameras im Untergrund.

© SZ vom 18.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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