In Freisinger Läden:Umstrittene Pflicht

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Für viele ist das schon ein Automatismus geworden: Vor dem Betreten eines Geschäfts wird der Mund-Nasen-Schutz aufgesetzt. Vielen gibt die Maskenpflicht Sicherheit, andere finden sie lästig. (Foto: Marco Einfeldt)

Während die Kunden in Freising ihre Masken in den Geschäften meist sehr gewissenhaft tragen, empfinden manche Verkäufer das Stück Stoff vor Mund und Nase als durchaus belastend und würden lieber darauf verzichten

Von Fabian Beckerbauer, Freising

Da die Zahlen an Coronainfizierten in Deutschland insgesamt gesunken sind, wurde zuletzt in den Bundesländern darüber diskutiert, ob auf die Maskenpflicht im Einzelhandel in Zukunft verzichtet werden soll. Der Großteil der Verkäufer in der Stadt Freising hat indes festgestellt, dass das Geschäft auch mit den Coronaregeln wieder gut funktioniert. Trotz der Maskenpflicht und den Abstandsregeln sind die Geschäfte demnach wieder gut besucht. Beispielsweise erzählt Anton Hübsch, Inhaber des Fahrradgeschäfts "Zweirad Hübsch", dass sein Laden aktuell einen guten Umsatz mache und die Kunden sich wieder wohl fühlen würden, direkt bei ihm einzukaufen.

Dennoch falle auf, dass sich das Einkaufsverhalten der Leute verändert habe, berichtet Julia Bönig, geschäftsführende City-Managerin von Aktive City Freising. Das würde besonders beim Kauf von Kleidung auffallen. "Das Tragen der Masken ist angenehm für kleinere Einkäufe, aber die Leute überlegen sich zweimal, ob sie wieder einen größeren Einkaufsbummel unternehmen. Die Leute möchten natürlich wieder Kleidung kaufen, aber dieser Einkauf ist zielgerichtet und kaum ein Kunde verbringt aktuell viel Zeit in den Kleidungsgeschäften", hat Bönig festgestellt.

Was die Gewissenhaftigkeit der Kundschaft angeht, haben die Geschäftsinhaber und ihre Mitarbeiter gute Erfahrungen gemacht. Die Kunden würden sich diszipliniert an die Maskenpflicht und an die Abstandsregeln halten. "Manchmal musste man Leute darauf hinweisen, dass sie auch im Laden ihre Maske anlegen sollen, aber wir hatten noch keine Kunden, denen das egal war oder die keine Maske parat hatten", schildern zwei Mitarbeiter von "Apollo-Optik". Allerdings hätten sich in dem Brillengeschäft andere Probleme für die Kunden ergeben. Zum Beispiel sei das Anprobieren und die Anpassung von Brillen ein Problem, wenn man dabei eine Maske trage und den Kunden beschlage auch oft die Brille. Für die beiden Mitarbeiter sind das aber Kleinigkeiten. Persönlich störe sie die Maske nicht und sie würden es vorziehen, diese auch weiterhin zu tragen.

Dennoch beschreibt Bönig die Situation der Verkäufer als belastend. Es sei für die meisten sehr unangenehm, die Maske einen ganzen Arbeitstag lang zu tragen. Adnan Kaygile, Angestellter im Cafe Luitpold, hat von der Schutzmaske tatsächlich die Nase voll. Die Regelung würde zwar gut funktionieren, räumt er ein, aber das Tragen der Maske sei mit der Zeit unangenehm. Ähnlich ergeht es den Verkäufern eines Drogeriegeschäfts in Freising. Die Leitung des Geschäfts, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will, vertritt die Ansicht, dass zumindest sie und ihre Mitarbeiter von der Maskenpflicht befreit werden sollten: "Wir leisten in unserer Arbeitszeit körperliche Arbeit, zum Beispiel müssen wir Sachen schleppen. Diese Arbeit wird durch Masken anstrengender und ein Arbeitstag dauert schließlich acht Stunden. Die Kunden dagegen verbringen nicht so viel Zeit in unserem Geschäft wie wir. Meiner Meinung nach müsste es reichen, wenn nur unsere Kunden Masken tragen müssen."

Die Meinungen der Verkäufer, ob sie für oder gegen das weitere Bestehen der Maskenpflicht sind, gehen auseinander. Günther Sesselmann, Geschäftsinhaber von "Fashion & more", sagte, dass er auf die Maskenpflicht verzichten könnte, solange sich die Leute weiterhin an die Abstandsregeln halten würden. Jutta Ederer, Filialleitung vom Buchladen "Bücher Pustet", glaubt hingegen, dass sich die Leute bei einer Lockerung der Maskenpflicht, automatisch nicht mehr an diese Abstandsregeln halten würden. Daher halte sie die Maskenpflicht für einen wichtigen "Reminder", der die Leute darauf aufmerksam mache, dass die Krise noch nicht überstanden ist.

Max-Josef Kirchmaier, der Vorsitzende von Aktive City Freising gibt noch einen anderen Aspekt zu bedenken: "Einen weiteren Lockdown kann sich der Einzelhandel nicht leisten. Deswegen glaube ich, dass viele Kunden und Verkäufer sich sicherer fühlen, wenn sie weiter Masken tragen."

© SZ vom 08.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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