In Allershausen aufgeflogen:Koks an der Tankstelle

Vor dem Landgericht wird der Fall eines Paares verhandelt, das Kokain an verdeckte Ermittler verkaufen wollte

Von Alexander Kappen, Landshut/Allershausen

Ein Kurier, der rund ein Kilogramm Kokain im April dieses Jahres für ein Drogengeschäft von Regensburg nach Allershausen gebracht hatte, ist bereits vor ein paar Wochen zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden. Nun müssen sich auch die beiden Hinterleute des Deals vor dem Landshuter Landgericht verantworten. Die Frau und der Mann, 45 und 47 Jahre alt, werden beschuldigt, das Kokain im Wert von 60 000 Euro an einen verdeckten Ermittler der Polizei verkauft zu haben.

Der Kurier wurde am Freitag aus der Untersuchungshaft vorgeführt, um als Zeuge auszusagen. Allerdings machte er von seinem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch. Das Urteil gegen ihn ist noch nicht rechtskräftig, und da er mit seiner Aussage sich womöglich hätte selber belasten müssen, zog er es vor, keine Angaben zu machen. Genauso hielten es die beiden Angeklagten. Auch sie wollten zunächst nichts zu den Vorwürfen sagen. Der Verteidiger des 47-Jährigen kündigte zwar an, eine Erklärung für seinen Mandanten abgeben zu wollen. Allerdings möchte er zunächst die Aussage eines weiteren Zeugen abwarten, dessen Vernehmung er am Freitag beantragte. Das Gericht um den Vorsitzenden Oliver Dopheide gab dem Antrag statt. Der Zeuge soll nun bei der Fortsetzung der Verhandlung am 4. Dezember gehört werden.

Am Freitag wurden zunächst zwei Polizisten befragt, die mit dem Fall betraut waren. Zum einen war das der sogenannte Noep-Führer. "Noep" steht für "nicht offen ermittelnder Polizeibeamter". Sein Führer steht, wie er berichtete, in telefonischen Kontakt mit dem Ermittler, ist aber nicht dabei, wenn dieser, wie beim Drogendeal in Allershausen, agiert: "Ich bin immer in der Nähe, aber nicht sichtbar."

Man habe den Auftrag gehabt "uns als Rauschgift-Interessent auszugeben", berichtete der Polizist. Über eine Vertrauensperson sei der Kontakt zu den beiden Angeklagten zu Stande gekommen, mit denen man sich bei einer Tankstelle in Allershausen verabredet habe. Beim ersten Treffen übergab die Angeklagte fünf Gramm gestrecktes Kokain für 550 Euro als Probepaket an den Ermittler. Ihren Mitangeklagten stellte sie als ihren Mann vor. Die Angeklagten, so berichtete der Polizist vor Gericht, hätten dem Ermittler ein weiteres Treffen angeboten, bei dem sie ihm ein Kilo reines Kokain für 60 000 Euro oder ein Kilo eins zu eins gestrecktes Kokain für 50 000 Euro verkaufen wollten. Für ein Folgegeschäft seien sogar drei Kilo Kokain angeboten worden. Man einigte sich erst mal auf ein Kilo, der Ermittler und die Angeklagte tauschten Handynummern aus. Anfang April kam es zu dem vereinbarten Deal, bei dem die Angeklagten festgenommen wurden.

Der Vertrauensmann trat bei dem Geschäft auch als Dolmetscher auf, berichtete der für ihn zuständige Beamte des Polizeipräsidiums Oberbayern. Die Angeklagten sprechen offenbar nur Italienisch und Albanisch. Das Geschäft sei auf Initiative der 45-jährigen Angeklagten zu Stande gekommen. Sie habe dem Vertrauensmann ein Kilo Kokain angeboten, worauf dieser den verdeckten Ermittler als Käufer ins Spiel gebracht habe. Die Frau habe gesagt, mit dem Rauschgiftgeschäft ihrem Sohn helfen zu wollen, der selbst Drogenprobleme habe.

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