Kampf gegen Corona im Landkreis:Ein Schritt in Richtung Normalität

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In Neufahrn hat am Donnerstagnachmittag der mobile Testbus Station gemacht (Foto: Marco Einfeldt)

Neben den Impfungen gelten Schnelltests im Landkreis Freising als zweites wichtiges Standbein beim Kampf gegen Corona. Apotheken haben selten die Voraussetzungen dafür, wodurch Testzentren eine umso größere Bedeutung zukommt.

Von Gudrun Regelein, Freising

Testen, testen, testen: Diese Strategie im Kampf gegen Corona hält auch Georg Miedl, Hausärztesprecher im Landkreis, für "sehr wichtig". Zum einen natürlich, um Infektionsketten zu unterbrechen und die Pandemie in den Griff zu bekommen. Zum anderen aber auch, um endlich wieder ein normaleres Leben zu ermöglichen. "Wir bekommen nicht nur ein Problem, wir haben schon eins. Die Menschen sind ausgebrannt und ausgelaugt, das soziale Leben fehlt einfach." Tests wären ein tragfähiges Konzept, um dieses wieder zu ermöglichen.

Seit Anfang März werden die Schnelltests auch in Arztpraxen und Apotheken durchgeführt: Jeder Bürger hat Anspruch auf einen Test pro Woche, die Kosten übernimmt der Staat. "Einen Test kann man aber nicht im Vorbeigehen machen, im Praxisalltag und der momentanen Vorbereitung auf die Impfung ist das nicht zu leisten. Wir konzentrieren uns auf unseren Patientenstamm", sagt Miedl. Mehr Testzentren: das wäre wichtig und richtig, sagt der Ärztesprecher. Schnelltests sollten aber auch noch viel mehr zum Alltag gehören, fordert er. "Das müsste wie Händewaschen zu den normalen Hygienemaßnahmen zählen - dann wären auch wieder mehr Aktivitäten möglich", sagt Miedl. Die Stadt Tübingen habe es mit ihrem Modellprojekt, bei dem mit einem negativen Testergebnis Läden, Theater und Museen besucht werden dürfen, vorgemacht. Ein Lockdown sei als kurzfristige Maßnahme sicher wichtig, aber nicht als Dauerzustand. Die Spätschäden würden unüberschaubar.

In Moosburg ist seit einigen Tage bereits das Schnelltestzentrum im Eisstadion in Betrieb. (Foto: Johannes Simon)

Mögliche Schnelltests in Apotheken sind ein Raum- und Kapazitätsproblem

Grundsätzlich, sagt Apothekensprecherin Ingrid Kaiser, müsse man zwischen dem Schnelltest und dem Laientest unterscheiden. Den Laientest müsse man selber kaufen, bezahlen und anwenden. Der Schnelltest dagegen werde von geschultem Personal angewendet - und er wird zertifiziert, man bekommt also ein negatives oder positives Ergebnis bestätigt. In ihrer Apotheke aber wird er nicht angeboten und auch in kaum einer anderen im Landkreis. "Das hat natürlich Gründe", sagt Kaiser. Zum einen seien die Apotheker und deren Mitarbeiter noch nicht geimpft, die zählten zur Stufe 3. "Engen Kontakt zu möglich Infizierten möchte natürlich niemand gerne haben", sagt Kaiser. Zum anderen brauche man einen eigenen, separaten Raum für die Testung - den habe kaum eine Apotheke. "Letztendlich ist es auch ein Kapazitätsproblem, denn natürlich werden durch die Testung Mitarbeiter gebunden, die ja zuvor auch noch geschult werden müssen." Die Idee, in Apotheken zu testen, sei zwar gut, sagt Kaiser. "Aber sie ist nicht so einfach in die Praxis umzusetzen."

In der Freisinger Hof-Apotheke zumindest wird es praktiziert: Mehr als zehn Tests werden hier täglich gemacht, berichtet Inhaberin Lisa Lettenmayer. "Nachgefragt wird der Schnelltest zwar, aber überrannt werden wir nicht. Wir hätten noch Kapazitäten frei." Ihre Apotheke habe den Vorteil, dass die Testperson über einen eigenen Zugang ins Haus käme und es einen separaten Raum für die Testung gebe. Wenig aufwendig sei das Testen aber nicht. Zwei Mitarbeiter seien eingespannt, der eine, um die Testperson zu empfangen, anzumelden und Fieber zu messen. Der andere, um den Abstrich durchzuführen. "Aber wir freuen uns, einen kleinen Teil im Kampf gegen Corona beitragen zu können", sagt Lettenmayer. Abgesehen davon profitiere auch sie davon: denn beteiligte Apotheken - beziehungsweise deren testenden Mitarbeiter - würden in der Impfreihenfolge eine Kategorie nach oben rutschen.

Im Schnelltestzentrum in Moosburg läuft alles gut, die Termine sind stets ausgebucht

In einer der drei Moosburger Apotheken von Edith Schmid wird zwar nicht getestet, aber ihre Mitarbeiter sind in dem neuen Schnelltestzentrum im Eisstadion aktiv. Daniel Schwinning, Filialleiter der Michaeli-Apotheke, wollte eigentlich nur ein Zelt vor der Apotheke aufbauen, um dort zu testen. "Aber da wären die Kapazitäten ja nicht sehr groß gewesen." Er ist dann mit seiner Idee eines Testzentrums auf die Stadt und das BRK zugegangen und auf Zustimmung gestoßen. Das Zentrum wurde dann in kürzester Zeit im Moosburger Eisstadion eingerichtet. Seit gut einer Woche werden dort nach Voranmeldung kostenlose Schnelltests durchgeführt. Bislang laufe alles unkompliziert, erzählt Schwinning. "Das funktioniert super." Die Nachfrage sei hoch, "wir sind andauernd ausgebucht". Derzeit werden etwa 100 Menschen in den drei Stunden, die das Zentrum an den Vormittagen geöffnet hat, getestet. "Wir planen, das Angebot zu erweitern", berichtet der Apotheker. Tests seien wichtig, sagt auch er. Um Infektionsketten zu unterbrechen - aber auch, um möglichst bald wieder mehr Freiheiten zu haben. "Zum Beispiel wieder mal gemeinsam mit Freunden in den Biergarten gehen zu können, wäre schon schön."

Der Landkreis macht Tempo beim Testen: "Das ist neben dem Impfen das zweite große Standbein, um die Corona-Pandemie endlich in den Griff zu bekommen", betont Landratsamt-Sprecher Robert Stangl. So ergänzt ein mobiler Testbus seit Mittwoch das Angebot für die kostenlosen Coronatests. Der Bus macht in Eching, Attenkirchen, Hallbergmoos und Neufahrn an jeweils einem Tag in der Woche Halt. Getestet wird immer vier Stunden lang. Außerdem sind neben den bereits bestehenden Zentren in Freising, wo seit Kurzem auch in einer der drei Teststraßen bis zu 240 Schnelltests pro Tag durchgeführt werden können, und dem in Moosburg mit Blick auf Ostern temporäre Zentren in Au und Allershausen geplant. In Eching wird voraussichtlich bereits am kommenden Montag ein weiteres Testzentrum eröffnet werden.

Mehr Infos zu den Schnelltest-Zentren und den Test-Bus-Haltestellen finden sich auf der Corona-Service-Seite.

© SZ vom 26.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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Von Birgit Goormann-Prugger

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