Immobilienpreise im Landkreis:Stagnation auf hohem Niveau

Der Landkreis Freising ist im Bundesvergleich zwar nur auf Platz 19 der teuersten Wohnorte, dennoch sind die Immobilien nicht billig.

Peter Becker

Nirgends in Deutschland ist das Wohnen so teuer wie im Großraum München. Zu diesem Schluss kommt eine Studie des Instituts Forschung und Beratung für Wohnen, Immobilien und Umwelt (F+B). Der Landkreis Freising rangiert in diesem Ranking, das sich auf das Jahr 2010 bezieht, auf dem 19.Platz. 2004, als das F+B seine Studie zum ersten Mal präsentierte, lag er noch auf Rang 14. Wer jedoch daraus den Schluss zieht, dass im Landkreis die Immobilienpreise nachgeben, liegt verkehrt. Sie haben sich im Vergleich zur Wirtschaftskrise leicht erholt und stagnieren auf hohem Niveau.

Immobilienpreise im Landkreis: Der Landkreis Freising gehört zu den 20 teuersten Deutschlands. Wer hier eine Immobilie erwerben will, muss mehr Geld auf den Tisch legen als in anderen Regionen.

Der Landkreis Freising gehört zu den 20 teuersten Deutschlands. Wer hier eine Immobilie erwerben will, muss mehr Geld auf den Tisch legen als in anderen Regionen.

(Foto: Marco Einfeldt)

Aussagen von Freisinger Immobilienmaklern bestätigen das. "Die Preise zogen 2010 wieder an", sagt Rudolf Riedl. Die Leute seien nach der überstandenen Wirtschaftskrise wieder bereit, Geld zu investieren. Auch Doris Stanglmaier hat das beobachtet: Es herrsche wieder starke Nachfrage. Dies bestätigt auch Uwe Förster, Gruppenleiter der Immobilienabteilung der Freisinger Sparkasse

F+B hat in der aktuellen Studie die Preisentwicklung von Eigentumswohnungen, Ein- und Zweifamilienhäusern sowie Doppel- und Reihenhäusern aller 412 Landkreise und kreisfreien Städte ausgewertet. Die Preise wurden mit den Trends von Neuvertrags- und Bestandsmieten von Wohnungen und den Ertragswerten von Mehrfamilienhäusern kombiniert. So sei ein Index entstanden, der "Aussagen über den gesamten Wohnungsmarkt ermöglicht", erklärt Julian Wartenberg von F+B.

Unter anderem hat das Forschungsinstitut den für den Landkreis Freising ermittelten Wert in Relation zum deutschlandweiten Durchschnittswert gesetzt, der bei 100 liegt und rein zufällig mit dem Wert der Stadt Berlin identisch ist. Der Landkreis Freising kommt hier auf einen Wert von 146,5. Das bedeutet, dass ein Interessent für eine Immobilie fast die Hälfte des Betrags, den er etwa für ein Haus in Berlin zahlen würde, im Landkreis Freising noch einmal drauf legen müsste. Im Landkreis München müsste er im Vergleich zu Berlin sogar die doppelte Summe bezahlen.

In dem von F+B ermittelten Ranking belegt der Landkreis Freising bundesweit zwar den 19.Rang, ist also im Vergleich zu 2004 um fünf Plätze abgerutscht. Bayernintern hat es jedoch keine Verschiebungen gegeben. Dort rangiert er weiterhin auf dem zehnten Rang. Auf den vorderen Plätzen liegen Städte und Kreise südlich oder südöstlich von München. "Diese Gegend war schon immer attraktiver als der Westen oder Norden", sagt Doris Stanglmaier. Die Immobilienmaklerin erklärt sich das Abrutschen im Ranking vor allem dadurch, dass andere Städte an Attraktivität zugelegt haben und dort die Preise und Mieten angestiegen sind. Diese Städte liegen allesamt in Baden-Württemberg oder Hessen.

Guido Metz von Raiffeisen-Immobilien findet es schwer, eine Erklärung für das Abschneiden des Landkreises Freising zu finden. Preise und Mieten seien nach wie vor auf einem hohen Niveau, hat er festgestellt.Seine Kollegen bei Riedl und Förster messen dem Ranking wenig Bedeutung bei. Das Zahlenmaterial, das F+B verwendet hat, ist ihnen zu wenig transparent. "Es müsste ja jeder Notar den Preis für eine Immobilie übermitteln", wendet Riedl ein. Es werde ja nie die Summe gezahlt, die etwa in einer Annonce verlangt werde.

Der Knick bei den Immobilienpreisen im Landkreis ist hauptsächlich auf die Wirtschaftskrise zurückzuführen, nicht jedoch auf die Diskussion um die dritte Startbahn am Münchner Flughafen. Die habe allenfalls "eine Zeitlang" eine Rolle gespielt, erklärt Doris Stanglmaier. Selbst in Lerchenfeld zögen mittlerweile die Preise wieder an. Diese seien insgesamt in der Stadt stabil, beobachtet Metz. Riedl bemängelt, dass Baugrund in Freising Mangelware sei. "Die Stadt weist zu wenig aus."

Riedl und Metz registrieren einen "Trend weg vom Land und hin zur Stadt". "Die Leute nehmen lieber hohe Preise oder Mieten in Kauf, um an Auto und Benzin zu sparen", schildert Riedl. Vor allem ältere Menschen wollten ihre Erledigungen zu Fuß machen, bestätigt Metz. Förster macht wiederum andere Beobachtungen. Weil es in Freising kaum günstige Immobilien gebe, seien Haag, Zolling oder auch Attenkirchen attraktiv. Wie sich die Situation nach dem Bau einer dritten Startbahn entwickelt, ist spekulativ. Riedl geht jedenfalls davon aus, dass sich eine starke Nachfrage nach Wohnraum ergeben wird.

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