Süddeutsche Zeitung

Vom Landkreis geehrt:Feuerwehr ist nur etwas für Teamplayer

Lesezeit: 2 min

Sie opfern ihre Freizeit trotz riskanter Arbeiten und oft psychischer Belastung. Warum? Drei Feuerwehrmänner im Porträt.

Von Marlene Krusemark, Freising

Vor über zehn Jahren hat er seinen Job als Bankkaufmann gekündigt und sein Hobby zum Beruf gemacht: Christian Riedl ist, seit er 14 Jahre alt ist, bei der Freiwilligen Feuerwehr. Seit 2001 ist er außerdem Atemschutzausbilder, seit 2012 Atemschutzleiter und seit 2014 zusätzlich Kreisbrandmeister für den kompletten Bereich Ausbildung.

Er ist nun also neben seiner Tätigkeit bei der Freiwilligen Feuerwehr auch das Hauptbindeglied zwischen Landratsamt und ehrenamtlichen Ausbildern.

Bei seinem ersten Einsatz war ein Kleinflugzeug abgestürzt

Die Erinnerungen an seinen ersten Einsatz sind bei Riedl noch sehr lebendig, denn es war gleichzeitig auch ein besonders ungewöhnlicher: Er und sein Team, zu dem damals auch sein Kindheitsfreund Stefan Steinberger gehörte, wurde zur A 92 gerufen, weil dort ein Kleinflugzeug abgestürzt war - es gab einen Toten. Zum Einsatz kamen die beiden damals noch nicht - das passiert erst ab einem Alter von 18 Jahren, wenn man Teil der aktiven Mannschaft ist. "Natürlich leidet das seelische Wohlbefinden unter solchen Einsätzen. Besonders wenn Kinder involviert sind." Für diejenigen, die solche Erfahrungen besonders stark belasten, gibt es den Fachbereiter für psychosoziale Notfälle.

Verändert habe sich an der Feuerwehrarbeit im Laufe der vergangenen Jahre zum einen, dass die handwerklichen Berufe langsam aussterben. "Wenn du früher gesagt hast, 'hol mir mal nen 17er Schlüssel', hat jeder sofort gewusst, was gemeint ist." Außerdem sei die Aufopferungsbereitschaft, die für die Teilnahme an der Freiwilligen Feuerwehr wichtig sei, nicht mehr im gleichen Maße wie früher da. "Das Freizeitangebot ist stark gewachsen. Vor allem in der Stadt gibt es so viel anderes zu tun."

Was gleich geblieben ist, sei die Kameradschaft. "In ein brennendes Haus geht man immer nur zu zweit. Man weiß, dass man sich zur Not von dem anderen das Leben retten lassen muss." Wenn man zusammen ins Feuer geht, merke man: Alleine kann man gar nichts. "Deshalb steht ja auch auf unserer Fahne: Einer für alle, alle für einen." Als Einzelkämpfer habe man es bei der Feuerwehr schwer. Was man außerdem mitbringen müsse, sei ein großes Maß an Hilfsbereitschaft und ein Interesse an technischem Fortschritt. Im Landkreis seien die Kommunen und Bürgermeister sehr pro Feuerwehr eingestellt, was die Anschaffung neuer technischer Geräte angeht. "Viele Geräte werden auch vom Freistaat bezuschusst."

Besonders gefreut habe er sich über die Eröffnung der Feuerwehr-Containerübungsanlage im Ausbildungszentrum in Zolling im Oktober. "Da steckt mein ganzes Herzblut drin." Die Planung habe acht Jahre gekostet, in denen er intensiv über ähnliche Anlagen recherchierte. Im Januar 2015 war der Container in einem Kreistagsbeschluss einstimmig angenommen worden.

In dieser Anlage können die Feuerwehrleute im Landkreis nun mit echtem Feuer proben: "Das ist essenziell wichtig", schildert Christian Riedl. "Wie bei einem Kind, das nicht weiß, dass die Herdplatte heiß ist, bevor es nicht einmal drauf gefasst hat."

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.3546424
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 16.06.2017
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.