Im Teufelskreis gefangen:Albtraum Wohnungssuche

Studentin auf Wohnungssuche, 2010

Der Münchner Verein "Münchner Freiwillige - wir helfen" mietet Wohnungen an und vermittelt sie dann weiter. Vielleicht finden sich im Landkreis Freising Gleichgesinnte, hofft Gründer Mischa Kunz (Symbolbild).

(Foto: Robert Haas)

Hartz-IV-Empfänger und anerkannte Asylbewerber haben es bei der Suche nach einer Bleibe besonders schwer - es gibt inzwischen mehrere Projekte, um diesen Personenkreis zu unterstützen.

Von Katharina Aurich, Landkreis Freising

Es ist ein Teufelskreis - ohne eigene Wohnung findet man kaum eine Arbeit und ohne Arbeit keine Wohnung. Neben Hartz-IV-Empfängern tun sich im Landkreis Freising auch 765 anerkannte Flüchtlinge besonders schwer damit, eine dauerhafte Bleibe zu finden, um nicht länger als Fehlbeleger in staatlichen Unterkünften leben zu müssen. Ohne eigene Wohnung sei auch eine Integration schwierig, sagte die Integrationsbeauftragte des Landkreises Freising, Nathalie von Pressentin, zu Beginn der Informationsveranstaltung "Unterstützung von Wohnungssuchenden", zu der sie Mitarbeiter von Behörden und Wohlfahrtsverbänden sowie Ehrenamtliche, die sich für Flüchtlinge engagieren, eingeladen hatte.

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: 1317 Sozialwohnungen im Landkreis Freising stünden 725 Haushalten, die Wohngeld beziehen, 1430 Haushalten, die beim Jobcenter erfasst sind, und 499 Haushalten, die Hartz IV erhalten, sowie den bleibeberechtigten Flüchtlingen gegenüber, schilderte Michael Mayr, Leiter der Abteilung "Kommunales und Soziales", die Fakten. Für den Bau weiterer Sozialwohnungen sei nicht der Landkreis, sondern seien die Kommunen zuständig, betonte er. Da bezahlbarer Wohnraum auf dem freien Markt knapp ist, konkurrierten häufig mehrere Hundert Bewerber um eine Bleibe, schilderte Mischa Kunz, Immobilienmakler und Bankkaufmann, der mit Gleichgesinnten den Münchner Verein "Münchner Freiwillige - wir helfen" gegründet hat. Selbst wenn jemand eine Wohnung mit seinem Einkommen oder staatlicher Unterstützung finanzieren könne, bevorzugten Vermieter aus dem großen Pool der Bewerber meist denjenigen mit dem höchsten Einkommen - obwohl erwiesen sei, dass einkommensschwache Mieter ihren Verpflichtungen genauso verlässlich nachkämen wie Vielverdiener. Außerdem sei das Jobcenter der sicherste Mieter, den man haben könne, betonte der Immobilienmakler.

Der Münchner Verein "Münchner Freiwillige - wir helfen" mietet Wohnungen an und vermittelt sie dann an Suchende weiter

Im Teufelskreis gefangen: Nathalie von Pressentin ist Integrationsbeauftragte. Mitte Oktober lädt sie zum Fachtag ein, um neue Projekte vorzustellen, wie Menschen ohne Wohnung geholfen werden kann.

Nathalie von Pressentin ist Integrationsbeauftragte. Mitte Oktober lädt sie zum Fachtag ein, um neue Projekte vorzustellen, wie Menschen ohne Wohnung geholfen werden kann.

(Foto: Marco Einfeldt)

Inzwischen miete der Münchner Verein Wohnungen an und vermittle sie dann an Suchende weiter, die sonst keine Chance hätten, berichtete Kunz. Vielleicht fänden sich im Landkreis Freising Gleichgesinnte, die einen ähnlichen Verein aufbauen wollen, so sein Appell. Mittlerweile hat auch das Landratsamt mehrere Projekte initiiert, um diejenigen zu unterstützen, die zwar eine günstige Wohnung bezahlen könnten, aber im Pulk der vielen Bewerber keine Chance haben, berichtete Pressentin. Für anerkannte Asylbewerber gebe es seit Neuestem ein Pilotprojekt "Übergangsmanagement", in dem Flüchtlinge, die noch in einer Gemeinschaftsunterkunft leben, aber eigentlich ausziehen könnten, beraten werden. Durchschnittlich 35 Menschen pro Woche nähmen dieses Angebot wahr. Dazu gehöre die Sichtung der Bewerbungsunterlagen und auch die Begleitung zu Besichtigungsterminen. Und es gebe Lichtblicke, berichtete Pressentin.

So konnten jetzt im September zwei anerkannte Flüchtlingsfamilien nach Oberappersdorf in ein Zweifamilienhaus ziehen. Weiterhin arbeite im Landkreis das Projekt "Wohnen für Hilfe", das der Landkreis koordiniere. Bisher konnten vier derartige Wohnpartnerschaften vermittelt werden. 25 helfende Bewerber warteten noch auf jemand, der ihnen Wohnraum vermietet.

Das nächste Vernetzungs- und Informationstreffen für alle, die sich im Bereich "Unterstützung von Wohnungssuchenden" engagieren, plant die Integrationsbeauftragte am 14. Oktober als Fachtag, um sich auszutauschen, Projekte vorzustellen und Strategien zu erarbeiten, um Menschen ohne eine eigene Wohnung noch besser bei ihrer Suche zu unterstützen.

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