Im Jockelmobil durch den Saal:SPD-Showgruppe leistet ganze Arbeit

Im Jockelmobil durch den Saal: Den meisten Spaß hatten die Festgäste mit den Foto-Stellwänden, waren hier doch viele altbekannte Gesichter zu sehen.

Den meisten Spaß hatten die Festgäste mit den Foto-Stellwänden, waren hier doch viele altbekannte Gesichter zu sehen.

(Foto: Marco Einfeldt)

Die Jubiläumsfeier zum 70-jährigen Bestehen des Echinger Ortsvereins gerät zu einem kurzweiligen bunten Abend. Ein bisschen Politik wird auch gemacht, dafür sorgt der Kandidat für die nächste Bundestagswahl

Von Klaus Bachhuber, Eching

Der amtierende Bürgermeister schwingt auf der Bühne den Tennisschläger, der Altbürgermeister kurvt auf dem roten "Jockelmobil" wild hupend durch den Saal, die Fraktionsvorsitzende "par(tei)shipt" jetzt und geht zum kommunalpolitischen Speeddating - es ist wieder Showtime bei der Echinger SPD! Im 71. Jahr hat die älteste Partei am Ort am Donnerstag im Bürgerhaus mit gut 150 Festgästen den 70. Geburtstag nachgefeiert. Der Bunte Abend der Roten bot von historischer Rückschau bis Zukunftsperspektive, von Schulterklopfen über Selbstpersiflage bis Problemdiskussion ein weites Feld, ohne trocken zu werden.

Schon zum 50. Geburtstag hatte der damalige Kreisvorsitzende Hans Neumaier den Echinger Genossen attestiert, sie verstünden zu feiern. Das hat die "Showgruppe" des Ortsvereins zwei runde Jubiläen später wieder schlagend unter Beweis gestellt. Da wurden Vorstandssitzungen von vor über 100 Jahren nachgespielt: Aus der Gründerzeit 1946, als die Genossen selbst Holz ins Gasthaus brachten, damit die Stube geheizt werden konnte, und das Dünnbier ein wesentlicher Impuls war, die Situation zu verbessern; über das Jahr 2016, als niemand mehr miteinander spricht, sondern nur noch an Smartphones und Tablets appt und dann plötzlich der Bürgermeisterkandidat vom Tennisplatz kommt; bis hin ins Jahr 2036, wo die Sitzung nur noch in virtueller Realität stattfindet, an dem "absolut passenden Ort für uns", einer Raumstation - "totaler Überblick und immer im Kreis rum".

Hat die traditionsreiche SPD ihre historische Mission erfüllt und ist jetzt überflüssig? In einem Dialog widmeten sich die Co-Vorsitzenden Carsten Seiffert und Thomas Müller-Saulewicz bodenverhafteter den Zukunftsthemen der Partei. "Demokratie will immer gelebt werden, sonst verkümmert sie", betonten sie. Aktuell gehe es angesichts von "Big Data" und einem tief greifenden Wandel in der Arbeitswelt durch Digitalisierung darum, "den Wandel zu gestalten". Der SPD bescheinigten die beiden, dass sie "wie keine andere Partei für Gerechtigkeit steht" und es "ihre Kernkompetenz ist, nach dem besten Kompromiss zu suchen"

An vier Themen wurden die Stärken der Partei durchdekliniert: Gerechtigkeit, die in jeder Generation neu gestaltet werden müsse, Frauenpolitik, in der die SPD alle heutigen Resultate erkämpft habe, Flüchtlingspolitik, wo mit Schicksalen einst selbst vertriebener Genossen der Bogen zu den heutigen Flüchtlingen geschlagen wurde - und eben die Kommunalpolitik. An das "Echinger Modell" mit sozialer Bodennutzung und bunten Wohnquartieren wurde als Erfolg sozialdemokratischer Politik für Eching erinnert, an die vielen kinderfreundlichen Angebote und Initiativen, den Echinger Weg der Altenfürsorge mit dem Alten-Service-Zentrum, an das erste Bürgerhaus im Landkreis - "das war der CSU zu sozialistisch" - und an die starke Stellung der Musikschule, die Entwicklung eines grünen Rings um den Ort, die Initialzündung für viele Vereine bis zur Volkshochschule.

"Die SPD hat die Lebensqualität in Eching deutlich aufgewertet", attestierte der von der SPD nominierte, aber parteilose Bürgermeister Sebastian Thaler. Sie sei "immer eine konstante Größe der Ortspolitik" gewesen und stets für "zukunftsorientierte Politik" gestanden. Was von der SPD auf der Höhe ihres politischen Status in den 1970er Jahren initiiert worden sei, "davon zehren wir heute noch". Die Geschichte der Echinger SPD sei "auch die Geschichte der erfolgreichen Demokratie in Deutschland", lobte auch der Kandidat der Genossen für den anstehenden Bundestagswahlkampf, Andreas Mehltretter. Die Partei sei "die Mitmachpartei in Eching für eine durchdachte Gemeindeentwicklung, Gerechtigkeit und ein innovatives Eching", versprachen Seiffert und Müller-Saulewicz.

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