Süddeutsche Zeitung

Ikea baut in Eching neu:Geld in die Hand nehmen

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Bei laufendem Betrieb will das Möbelhaus Ikea einen Neubau im Echinger Gewerbegebiet errichten. Geht es nach Bürgermeister Thaler, dann soll das Gebäude nicht nur zweckmäßig sein, sondern auch schön aussehen

Von Klaus Bachhuber, Eching

Anfang der 1970er Jahre wurden mal junge Schweden mit skurrilen Pullovern im Echinger Rathaus vorstellig, um die Ansiedlung eines Möbelmarktes zu bereden. Die Marke Ikea gab es da in Deutschland noch nicht, Eching wusste nicht so recht, auf was man sich da einließ. Ganz sicher wusste die Gemeindeverwaltung damals aber, dass das Blau im Ikea-Signet den Vorschriften der hiesigen Werbeanlagensatzung nach gedeckten Farben widersprach. Ikea musste für seine erste Niederlassung in Deutschland das schwedische Blau etwas abtönen.

Vor dem mittlerweile dritten Neubau hat die Gemeinde Eching nun erneut Ansprüche angemeldet, diesmal etwas umfangreicher. Man möge an diesem Herzensstandort doch bitte keine standardisierte Gewerbehalle hinstellen, beschied Echings Bürgermeister Sebastian Thaler offenbar bei einer ersten Präsentation der Pläne den Bauherren aus der deutschen Ikea-Zentrale in Hofheim-Wallau. Am historisch ersten Standort in Deutschland könne man zur Aufwertung von Architektur oder Ambiente "schon mal eine Million mehr investieren", gab Thaler den Planern mit.

Man werde "schauen, was dem Standort gerecht wird", sagte Ikea-Sprecherin Chantal Gilsdorf dazu auf Anfrage. In jedem Fall werde im Gegensatz zum bestehenden Markt "viel Tageslicht eingeplant", lässt sie schon mal anklingen, "das ist für's Wohlfühlen angenehmer". Völlig architektonisch frei könne man ohnehin nicht planen, "als Konzeptunternehmen ist uns eine gewisse Standardisierung vorgegeben". Thaler hat demgegenüber aber auf durchaus innovative Mustermärkte von Ikea anderswo verwiesen, etwa auf ein Möbelhaus in Düsseldorf in einer Teichlandschaft. 2018 soll der Neubau losgehen, dieses Zeitfenster steht bei den Schweden weiterhin. Allerdings seien "die Pläne intern noch nicht verabschiedet", berichtet Gilsdorf, die für die Unternehmenskommunikation bei Expansionsprojekten zuständig ist. Mit Eching ist vereinbart, dass im September die Pläne intern vorgestellt werden, anschließend können sie dann in den Gemeinderat gehen. Weil die Bezirksregierung genehmigungsrechtlich ein sogenanntes vereinfachtes Verfahren zugestanden hat, sind nicht die aufwändigen Verfahren wie bei völligen Neubauten notwendig, sondern nur eine Art Bebauungsplanverfahren.

Erstmals wendet Eching für den Ikea-Neubau das Instrument des vorhabenbezogenen Bebauungsplans an. Damit wird der Leitplan explizit auf das konkrete Projekt zugeschnitten und der Bauherr zahlt die Planung. Die dazu nötigen städtebaulichen Verträge würden bereits bearbeitet, schildert der Bürgermeister. Zusatzproblem für die Planung ist, dass in Eching bei laufendem Betrieb gearbeitet werden muss. Das sei "etwas herausfordernder", erwartet Gilsdorf, zudem werde es die übliche Bauzeit verlängern. Kernaufgabe der Planung sei daher auch, "sicherzustellen, dass unsere Kunden jederzeit gut bei uns einkaufen können".

Das grobe Planraster wird daher wohl sein, zunächst auf dem Areal westlich des bisherigen Möbelhauses, wo jetzt noch ein Autohaus und eine Tankstelle angesiedelt sind, Parkplätze zu erschließen und wohl auch provisorische Parkdecks aufzustellen. Anschließend kann dann das aktuelle Parkhaus abgerissen werden sowie die jetzt noch vermieteten Lagerhallen westlich des Grundstücks. An deren Stelle wird dann das neue Möbelhaus hochgezogen. Als letzter Schritt wird dann der bisherige Markt abgerissen und die Fläche ebenfalls dem Parkplatzangebot zugeschlagen.

Vom ersten Standort an der Ohmstraße war Ikea 1985 an den jetzigen Standort an der Heisenbergstraße umgezogen. 2001 wurde das Haus auf rund 15 000 Quadratmeter Verkaufsfläche erweitert. Der Neubau soll dann 28 000 Quadratmeter Verkaufsfläche umfassen. Das bestehende Baurecht gibt diese Maße schon her, weswegen das Genehmigungsverfahren auf kleiner Flamme gehalten werden kann.

Die Gemeinde wird mit dem Umbau die Verkehrsführung im Gewerbegebiet neu gestalten. Die Zufahrt zum Ikea-Gelände soll nach den momentanen Plänen an der Kreuzung der Diesel- mit der Ohmstraße erfolgen. Die Heisenbergstraße, die derzeit ab dieser Kreuzung als Einbahnstraße Ikea erschließt, würde dann südlich des Modemarktes "Adler" enden und mit einer Wendeschleife wieder zur Dieselstraße zurück geführt werden. Auch die Ausfahrt aus dem Ikea-Gelände soll an dieser Kreuzung in die Dieselstraße münden.

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Quelle:
SZ vom 29.08.2017
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