Hygiene-Skandal bei Müller Brot:Rettung vom Backwaren-Spezialisten

Der Weihenstephaner TU-Professor Becker soll bei Müller-Brot für Sauberkeit sorgen.

Petra Schnirch

Müller-Brot hat ein fünfköpfiges Experten-Team aus Wirtschaft und Wissenschaft ins Haus geholt, um nach dem Hygiene-Skandal ein professionelles Qualitäts- und Reinungsmanagement aufzubauen. Leiter des Stabs ist der Weihenstephaner Professor Thomas Becker, ein ausgewiesener Getreide-Spezialist. Mehrheitseigner Klaus Ostendorf hatte ihn am vergangenen Dienstag kontaktiert und um Hilfe gebeten, einen Tag später begannen die Fachleute in dem Neufahrner Werk mit ihrer Bestandsaufnahme. "Die Firma hat erkannt, dass sie in der Bringschuld ist", sagt Becker.

Der 46-Jährige, der an der TU München den Lehrstuhl für Brau- und Getränketechnologie leitet, ist ein vielbeschäftigter Mann - auch ohne solche Zusatzbelastungen. In dieser Woche stehen in Weihenstephan das Rohstoff- und das traditionelle Technologische Seminar auf dem Programm, Wissenschaftler, aber auch Praktiker aus aller Welt informieren sich über neue Forschungsergebnisse in der Brau-Branche. In einer Notfallsituation wie jetzt bei Müller-Brot - der Betrieb ist seit mittlerweile zwei Wochen geschlossen - habe man aber eine Verantwortung, sagt Becker, schließlich gehe es um 1100 Arbeitsplätze. Zum Aufgabenbereich des Lehrstuhls zählt auch das Qualitäts- und Reinigungsmanagement.

Becker kennt viele Betriebe aus der Back-Branche. Grundsätzlich seien kleinere Bäckereien nicht sauberer als große Firmen - dort müsse die Reinigung aber professioneller organisiert sein. "Wenn eine Struktur dahinter steht, dürfte wenig zu beanstanden sein", sagt Becker. Die fehlte bei Müller-Brot offenkundig, auch wenn sich der Getreidetechnologe zu den konkreten Problemen in dem Neufahrner Werk nicht äußern will. Er sagt nur so viel: Eine Gesundheitsgefahr für die Verbraucher hat nach seinen Informationen nie bestanden.

Becker ist optimistisch, dass die Förderbänder in Neufahrn nach einer grundlegenden Reinigung und Desinfektion demnächst wieder anlaufen werden. In den kommenden sechs Monaten werde dann ein Mehr-Stunden-Konzept umgesetzt: Schwachstellen würden analysiert, der Maschinenpark bewertet, einzelne Geräte möglicherweise ausgetauscht. Herauskommen soll am Ende ein zuverlässiges, gut dokumentiertes Sicherungssystem. Auch die Mitarbeiter gilt es zu schulen.

Becker betont, dass der Beraterstab unabhängig sei und somit für Glaubwürdigkeit stehe - als Signal an Behörden und Öffentlichkeit, dass sich bei Müller-Brot etwas ändern wird. Unterstützen werde man das Unternehmen aber nur so lange, wie die Maßnahmen tatsächlich verwirklicht würden. "Wir werden das Schiff schon wieder zum Schaukeln bringen", meint der Weihenstephaner Wissenschaftler zuversichtlich, spricht angesichts der hohen Wogen, die der Skandal schlug, aber auch von "der letzten Chance" des Unternehmens.

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