Gleich sieben neue Studiengänge bietet die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) zum Wintersemester 2025/26 an, im vergangenen Jahr waren es vier. Das Fächer-Portfolio ändert sich damit innerhalb kurzer Zeit erheblich, denn im Gegenzug sind seit 2017 zehn Studiengänge eingestellt worden.
Die HSWT reagiert damit auf die weltweiten Probleme durch den Klimawandel, auf die Antworten gefunden werden müssen, und auf die zunehmende Digitalisierung. „Wir leben in einer Zeit des rasanten Wandels“, sagte Hochschulpräsident Eric Veulliet bei einem Pressegespräch. Dies umschließe alle Branchen und auch die Hochschulen.
Die HSWT wird mit dieser „digitalen und nachhaltigen Transformation“ zugleich sehr viel internationaler. Fünf der Studiengänge, die im Herbst neu eingeführt werden, sind englischsprachig, erstmals auch ein Bachelor. Damit wirbt die HSWT um Studierende aus dem Ausland, aber auch um junge Leute aus dem deutschsprachigen Raum, die nach ihrem Studium bei internationalen Organisationen oder Unternehmen arbeiten wollen.
Zu den neuen Angeboten zählen zwei Bachelor: „Applied Informatics“ in Weihenstephan sowie „Energie- und Wasserwirtschaft“ am Standort Triesdorf. Der englischsprachige Bachelor ist ein Novum an der HSWT. „Applied Informatics“ ist sehr praxisorientiert angelegt, wie Professorin Claudia Brand schilderte. Ausgebildet werden Informatiker und Informatikerinnen an der Schnittstelle zu den Life Sciences, den Lebenswissenschaften. Im Fokus stehen Programmieren und Datenbanken, angewendet werden können diese Kenntnisse dann etwa in der Molekularbiologie oder der Lebensmittel- und Brautechnologie.
Der Bachelor „Energie- und Wasserwirtschaft“ vermittele ein breites Spektrum – von Wasser, Windkraft und Sonnenenergie bis zur Ökobilanzierung, erläuterte Professor Frank Kolb in einem kurzen Vortrag. Absolventinnen und Absolventen sollen in der Lage sein, Lösungsansätze für große globale Themen zu finden, sie können sowohl im Bereich Planung als auch in der Entwicklung und der Administration arbeiten.

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Vernichtete Ernten, wachsende Wüsten – in vielen Ländern zeigt die Erderwärmung bereits gravierende Folgen. Der anwendungsorientierte Master „Climate Change Management“ an der HSWT richtet sich gezielt auch an Studierende aus dem Ausland. Drei von ihnen erzählen, was sie sich davon erwarten.
Auch vier der fünf neuen Master sind englischsprachig. Den Studiengang „Digital Farming“ stellte Florian Haselbeck vor, er hat seit einem Jahr die erste KI-Professur an der HSWT in Weihenstephan inne und ist Experte für Künstliche Intelligenz in der Pflanzenproduktion. Auch im Master „Digital Farming“ stehen innovative digitale Technologien im Mittelpunkt. Die Landwirtschaft stehe vor großen Herausforderungen, gerade auch durch den Klimawandel, sagte er.
Die Arbeitsbelastung der Landwirte sei hoch. Hinzu komme der gesellschaftliche und politische Druck, nachhaltig und im Sinne des Tierwohls zu agieren. Robotik und KI könnten hier Lösungsbausteine bieten. Dazu brauche es „eine große Menge Fachkräfte“, die Ahnung von der Technologie und auch der Landwirtschaft hätten. Den Bedarf könne man mit deutschsprachigen Studierenden nicht decken. Das Studium qualifiziere aber auch „für Karrieren in der digitalen Agrarwirtschaft weltweit“, sagte Haselbeck.

Anders ist die Zielrichtung des Masters „Resilient Horticulture“ in Weihenstephan. Internationale Studierende sollen nach dem Studium möglichst in ihre Heimatländer zurückkehren, um dort das erworbene Wissen einzusetzen, erklärte Professor Johannes Nebelmeir. International tätige Firmen wünschten sich, gut ausgebildete lokale Fachkräfte zu haben. Themen sind Spezialkulturen wie Heilpflanzen, Obst- und Gemüseanbau von der Produktion, über Bewässerung bis zum Marketing. Auch Tätigkeiten für NGOs oder Regierungen kämen infrage.
Um den Master „Naturraum- und Wildtiermanagement“ vorzustellen, hatte Professor Volker Zahner einen ausgestopften Luchs mitgebracht, der im vergangenen Jahr überfahren worden war. Das Studienangebot sei im deutschsprachigen Raum einmalig, sagte der Wildtierökologe. Es gehe um Wildtiere und deren Habitate – und insbesondere um den Umgang den Menschen mit ihnen. Die Studierenden arbeiten mit Methoden wie Fotofallen und Telemetrie. Auch die Vermittlung bei Konflikten, etwa durch Mediation, wird thematisiert. Was Zahner mit dem Luchs demonstrieren wollte: Er gilt als Schirmart bei der Vernetzung von Lebensräumen. Das heißt: Wenn es ihm besser geht, profitieren davon auch andere Tierarten.
Technische Lösungen für global relevante Aufgaben im Bereich Umwelt und Klima gefragt
Mit dem Master „International Environmental Engineering“ will die HSWT Studierende aus aller Welt anziehen, wie Professor Norbert Huber ausführte. In diesem Fall nach Triesdorf. Vermittelt werden soll Fachwissen, wie die globalen Herausforderungen des Klimawandels technisch bewältigt werden können. Es geht um erneuerbare Energien und Aspekte wie netzunabhängigen Strom, dezentrale Wärme oder eine funktionierende Abfallwirtschaft. Das alles könne in Entwicklungsregionen zur Verbesserung der Lebenssituation beitragen, sagte Huber. Es handele sich um einen komplett neuen Studiengang, der für eine Arbeit an global relevanten Aufgaben im Bereich Umwelt und Klima qualifiziere.

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Die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf will mit dem „Creativity and Innovation Lab“ zukunftsweisende Ideen stärker fördern, um Antworten auf drängende Probleme wie den Klimawandel zu finden. Auch die Förderung für Start-ups wird ausgebaut.
Ebenfalls in Triesdorf ist der Master „Sustainable Regional Development“ angesiedelt. Auch er befasst sich Lösungen für Klimawandel-Folgen wie Überschwemmungen und Trockenheit. In vielen Ländern gehe es dabei auch um eine Beschäftigungssicherung für die Menschen, erklärte Professor Manfred Geißendörfer. Die Probleme seien vielschichtig, dazu zählten Flächenverbrauch, Migration, Fachkräftemangel oder Innenentwicklung in Städten. Ziel sei eine nachhaltige Regionalentwicklung „mit Akteuren vor Ort“.
Wert legt die HSWT darauf, dass internationale Studierende auch bei englischsprachigen Angeboten Deutsch lernen. Dies erhöht die Chancen, dass sie für den Arbeitsmarkt attraktiv sind – und es erleichtert Kontakt zu den Kommilitonen. Diese hohe Zahl an neuen Studiengängen wird vorerst einmalig bleiben. Das sprenge den bisherigen Rahmen und werde nicht in diesem Tempo weitergehen, sagte Präsident Veulliet. Nun folge eine Phase der Konsolidierung.
Studieninfotage
Studieninteressierte haben die Möglichkeit, sich beim Studieninfotag am Campus Weihenstephan am Freitag, 21. März, sowie beim Studieninfotag am Campus Triesdorf am Freitag, 28. März, über die neuen Studiengänge zu informieren. Die Online-Master-Infowoche vom 7. bis zum 10. April bietet eine weitere Gelegenheit, sich über das Masterangebot zu informieren. Der Bewerbungszeitraum startet Ende April.