Hochschule Weihenstephan-Triesdorf:Transparentes Nachhaltigkeitsbüro

Hochschule Weihenstephan-Triesdorf: Marco Enders (vorne sitzend), Eric Veuillet, Präsident der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, Andreas Wolff und Laura Enzberger (von links) haben dass Green Office offiziell eröffnet.

Marco Enders (vorne sitzend), Eric Veuillet, Präsident der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, Andreas Wolff und Laura Enzberger (von links) haben dass Green Office offiziell eröffnet.

(Foto: Marco Einfeldt)

Das neue "Green Office", das auf Initiative von Studierenden entstanden ist, soll künftig als Schnittstelle dienen, an der alle Akteure der HSWT mit dem Thema konfrontiert werden.

Von Kristina Remmert, Freising

Durch hohe Glaswände kann man neben dem Haupteingang zum Gebäude A1 des Freisinger Campus der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) in ein neu eingerichtetes Büro blicken. Ein Konferenztisch steht darin, mit Computerbildschirmen ausgestattete Schreibtische. Der Raum ist mit Schnittblumen und Topfpflanzen geschmückt. Zwei grüne Banner zieren zwei der Fensterscheiben, "Green Office" steht darauf. Das Nachhaltigkeitsbüro der Hochschule hat Mitte März offiziell seinen Betrieb aufgenommen.

"Sie haben einen außergewöhnlichen Raum bekommen", sagt Eric Veuillet, Präsident der HSWT, zu den Studierenden, die künftig für das Green Office verantwortlich sein werden. "Er ist wahnsinnig transparent, versteckt gar nichts. Das hat den Vorteil, dass jeder sieht: Da wird etwas gemacht."

Bereits im vergangenen Jahr haben sich Studierende der HSWT zusammengeschlossen, um darüber nachzudenken, wie Nachhaltigkeit an den Hochschulen aussehen sollte und in die Tat umgesetzt werden kann. Der Student Andreas Wolff gründete dafür einen Arbeitskreis, dessen Hauptaufgabe bald die Gründung eines Nachhaltigkeitsbüros geworden sei, wie er erklärt. Gemeinsam mit der Hochschulleitung und einer Studentin, die ihre Bachelorarbeit zum Thema "Green Office an der HSWT" geschrieben hat, seien so erste Konzepte dazu entstanden, welche Aufgaben ein solches Büro zu erfüllen habe.

Alles soll möglichst gut ineinander greifen

"Zentraler Bestandteil war von Anfang an, dass alles möglichst gut zusammengreift", meint Wolff. Wer wen unterstützen müsse, sei nie die Frage gewesen, vielmehr, wie eine Symbiose der Vorstellungen von Hochschulleitung und Studierendenschaft funktionieren könne.

Für Veuillet ist das Green Office Teil der Hochschul-Governance, eine "Schnittstelle, wo alle Statusgruppen mit dem Thema Nachhaltigkeit konfrontiert werden". Das dürfe "nicht nur Sache der Studierenden sein", meint Veuillet weiter. Deshalb habe die HSWT für das Green Office in Freising die vier Studierenden Marco Enders, Laura Enzberger, Lisa Selbmann und Andreas Wolff angestellt, arbeite eng mit ihnen zusammen. Sie würden hauptsächlich von der Hochschulleitung, Veuillet als Nachhaltigkeitsbeauftragtem, Simone van Riesen, Lehrkraft für nachhaltige Betriebswirtschaftslehre, und dem Emas-Umweltmanager Thomas Hiendleder begleitet - Emas steht für Eco-Management and Audit Scheme. So werde das Nachhaltigkeitsbüro im Wesentlichen von den Studierenden betrieben, schaffe aber Verbindungen in die ganze Hochschule und zwischen der größten Statusgruppe, den Studierenden, und den Lehrenden und Mitarbeitenden in Sachen Nachhaltigkeit.

Das Green Office trage außerdem dazu bei, die grüne Verpflichtung, die grüne Tradition fortzuführen, die Teil des Markenkerns und der DNA der HSWT sei, so Veuillet. Die HSWT sei die erste staatliche Emas-plus-zertifizierte Hochschule Deutschlands gewesen, betont der Präsident, sie verpflichte sich damit seit der Zertifizierung 2014 einer energie- und umweltgerechten Orientierung. Mit dem Green Office wolle man nun nicht nur energie- und umweltgerecht, sondern auch nachhaltig handeln, was die grüne Ausrichtung um den sozialen Aspekt, um die Verantwortung für die Gesellschaft erweitere. Ziel sei es, das Thema Nachhaltigkeit an der Hochschule in einem "Whole-Institution-Approach" zu leben.

Nachhaltigkeit soll als Kompass für das Denken und Handeln verstanden werden

Veuillet erklärt, vor diesem Hintergrund dürfe Nachhaltigkeit nicht nur in der Theorie gedacht werden, sondern müsse als Grundsatz, als Kompass für Denken und Handeln auf allen Ebenen verstanden werden. Für die Hochschule heiße das, sich in ihren fünf Handlungsfeldern an der Nachhaltigkeit auszurichten: in Lehre und Forschung, Governance, Transfer und Betrieb.

Auch die Studierenden wollen Nachhaltigkeit weiterdenken. "Nachhaltigkeit ist im Prinzip, dass ich sowohl darin, wie ich mit meinen Mitmenschen lebe, als auch darin, wie ich in jeglichen Bereichen des Lebens handle, versuche, darauf zu achten, dass das, was ich handle, dass das, was ich versuche, das, was ich mitmache, in irgendeiner Form erhalten bleibt oder sogar verbessert wird, vorangetragen wird", erklärt Wolff. Man müsse mehr als nur den energetischen Aspekt der Nachhaltigkeit betrachten.

Das Green Office solle dementsprechend drei Aufgaben erfüllen: informieren, Ansprechstelle für Studierende und Angestellte sein und "die Informationen über die Grenzen der Hochschule hinaustragen, damit ein Bewusstsein entsteht, und mit dem Bewusstsein dann auch entsprechende Handlungen folgen".

Man müsse das Thema Nachhaltigkeit in die Gesellschaft hinaustragen, sagt Eric Veuillet

Hochschulpräsident Veuillet betont die Wichtigkeit des Transfers in die Gesellschaft als Aufgabe und Verantwortung einer Hochschule: "Ich sehe Hochschulen als Nukleus einer funktionierenden und verantwortungsbewussten Gesellschaft." Wissen und Know-How aus der Wissenschaft müsse man in der Öffentlichkeit in Zusammenhang mit Klima- und Nachhaltigkeitsbelangen bringen, das Green Office für Menschen außerhalb der Hochschule zugänglich machen: "Wir müssen das Wissen in die Breite tragen. Es darf nicht nur Spezialwissen einer kleinen Gruppe sein, es darf kein Geheimnis sein." Für Veuillet dient das Green Office vor allem einem: "Das Thema Nachhaltigkeit in die Gesellschaft hinauszutragen, es mit Leben zu füllen und aus der Theorie in die Praxis zu tragen."

Das dank der Glasscheiben auch plastisch transparente Nachhaltigkeitsbüro sei "nur ein Raum, nur ein paar Leute", es habe aber starken Symbolcharakter, weil es gleichzeitig ein Aufbruch und Transformationsschritt sei. "Nachhaltigkeit wird zukünftig für die Hochschulen und Universitäten einen neuen Stellenwert bekommen", meint Präsident Veuillet. Er zeigt sich zuversichtlich: "Ich glaube, wir haben mit den Studierenden schon ein gutes Startteam. Wir werden schauen, wie es sich weiterentwickelt."

Zu den ersten Projekten des Green Office gehören eine Ausstellung beim Carl-Amery-Festival und ein Poetry-Slam zum Thema "Nachhaltigkeit und Studium". Öffnungszeit des Büros werden demnächst bekanntgegeben.

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