Markt steht unter Druck:Hopfenpflanzer in Sorge

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Der Hopfenmarkt ist unter Druck. Zumindest die Ernte aber könnte diesmal besser ausfallen als in den beiden vergangenen Jahren – sofern es im Juli und August genügend regnet. (Foto: Johannes Simon)

Der Bierabsatz stagniert, vor allem die Nachfrage nach hochpreisigen, handwerklich gebrauten Produkten sinkt. In der Hallertau sind die Folgen bisher nicht so stark zu spüren wie in anderen Regionen weltweit. Doch auch hier haben weitere Betriebe aufgegeben.

Von Petra Schnirch, Au

Es ist eine Rekordmeldung, die nur bedingt Anlass zur Freude gibt. Deutschland ist wieder größter Hopfenproduzent weltweit, in den vergangenen neun Jahren lagen stets die USA vorn. Dort ist die Anbaufläche zuletzt deutlich geschrumpft – eine Entwicklung, die zeigt, dass der Hopfenmarkt stark unter Druck steht. In der Hallertau wirkt sich dies bisher nicht so stark aus wie in den USA, allerdings haben 2024 auch hierzulande wieder mehrere Betriebe aufgegeben. Der Verband Deutscher Hopfenpflanzer in Wolnzach blickt mit Sorge auf die kommenden Jahre.

In den vergangenen zehn Jahren hatte die Branche Hoffnung in die Craft-Bier-Szene gesetzt. Vielfältige, hopfenbetonte Biere lagen im Trend, gerade in den USA. „Das war eine Top-Sache“, sagt Gabriel Krieglmeier, stellvertretender Geschäftsführer des Hopfenpflanzerverbands, der SZ. Seit 2014 habe es nur eine Richtung gegeben: nach oben. Für die handwerklich hergestellten Biere werden oftmals mehrere Hopfensorten kombiniert, was zu überraschenden Geschmacksnoten führen kann. Inzwischen steige aber vor allem die Nachfrage nach günstigeren Bieren aus Großbrauereien. Dies bekämen die kleineren, mittelständischen Betriebe zu spüren, sagt Krieglmeier.

Seit der Corona-Pandemie stagniert der globale Bierabsatz, wie der Hopfenpflanzerverband in einer Pressemitteilung schreibt. Hohe Lagerbestände belasteten den weltweiten Hopfenmarkt. Die Konsequenzen seien global sinkende Preise für den Hopfen und sinkende Anbauflächen. In der Hallertau seien der Landwirte durch Vorkontrakte vorerst wirtschaftlich weitgehend abgesichert. 2026 müsse man dann schauen, ob es eine Besserung gebe, sagt Krieglmeier.

Trotz der noch vergleichsweise guten Situation hat sich auch in der Hallertau, dem weltweit größten zusammenhängenden Hopfenanbaugebiet, die Zahl der Flächen weiter verringert. 2024 sind es in den vier Landkreisen Freising, Pfaffenhofen, Kelheim und Landshut 314 Hektar weniger als im Jahr zuvor. Es gibt noch 814 Hopfenpflanzer-Betriebe, 27 weniger als 2023. Auf insgesamt 16 815 Hektar wird in der Region in diesem Jahr Hopfen angebaut. Zum Vergleich: In ganz Deutschland sind es 20 289 Hektar, in den USA noch 17 850 (2023: 22 500).

Dabei könnte 2024 nach zwei Jahren mit unterdurchschnittlichen Erträgen endlich wieder eine gute Saison werden – sofern es auch im Juli und August ausreichend regnet. Aufgrund der Feuchtigkeit in den vergangenen Wochen entwickeln sich die Pflanzen bisher gut, wie Krieglmeier erklärt. Allerdings seien es auch gute Bedingungen für viele Krankheiten. Die Hopfenpflanzer müssten jetzt sehr stark kontrollieren.

Die neue Sorte „Titan“ kommt mit Klimastress besser zurecht

Aufgrund der Marktentwicklung hält laut Hopfenpflanzerverband der Trend weg vom Aromahopfen hin zu Bitterhopfensorten an. Aromahopfen wird gerade auch bei Craft-Bieren in größerer Menge eingesetzt. Die Bitterhopfensorte „Herkules“, die nur in Deutschland angebaut wird, sei weltweit die Sorte mit der größten Anbaufläche, heißt es in der Mitteilung des Verbands weiter. Mit einer Fläche von mehr als 7900 Hektar und damit 39 Prozent der deutschen Hopfenanbaufläche habe sie ihre Dominanz weiter ausgebaut. 7400 Hektar entfallen auf die Hallertau.

Auch die neue Bitterhopfensorte „Titan“ hat nach Verbandsangaben zugelegt, die Fläche hat sich von 100 Hektar im Vorjahr auf nun mehr als 300 Hektar – davon 279 Hektar in der Hallertau – verdreifacht. Sie wurde im Hopfenforschungszentrum Hüll bei Wolnzach gezüchtet und gilt als toleranter gegen Klimastress. Bei der Aromahopfensorte Mandarina Bavaria, ebenfalls eine Züchtung aus Hüll, verringerte sich die Anbaufläche dagegen um 27 auf 143 Hektar. Auf sie waren, ebenso wie auf „Hüll Melon“, wegen ihrer fruchtigen Noten vor Jahren große Hoffnungen gesetzt worden.

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