Bürgermeisterwahl in Hohenkammer:Vier Kandidaten treten an

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Zwei Männer und zwei Frauen bewerben sich in Hohenkammer am Sonntag um die Nachfolge von Johann Stegmair (CSU). Eine Prognose fällt selbst Kennern der Kommunalpolitik in der Gemeinde schwer.

Von Petra Schnirch, Hohenkammer

Im September wird sich nun auch in Hohenkammer entscheiden, wer neuer Bürgermeister wird. Vier Kandidatinnen und Kandidaten bewerben sich am kommenden Sonntag, 13. September, um die Nachfolge von Johann Stegmair (CSU). Sie alle sind in der Gemeinde sehr präsent und gut vernetzt. Das macht eine Stichwahl wahrscheinlich, die zwei Wochen später, am 27. September, stattfinden würde. Etwa 2040 Bürger sind wahlberechtigt. Der Anteil der Briefwähler liegt bisher bei etwa 30 Prozent, das entspricht laut Geschäftsleiter Marco Unruh den Zahlen in Nicht-Corona-Jahren. Um die Abstandsregeln einhalten zu können, befinden sich beide Urnen-Wahllokale in der Mehrzweckhalle, mit gesondertem Ein- und Ausgang.

Die besondere Situation in Hohenkammer war durch den überraschenden Tod des CSU-Kandidaten Ende Februar entstanden. Der Wahlkampf wurde damals eingestellt, der Wahltermin verschoben. Eigentlich hätte dieser schon Ende Mai nachgeholt werden sollen. Wegen der Corona-Pandemie waren allerdings erst einmal keine Aufstellungsversammlungen möglich. Die Amtsgeschäfte führen übergangsweise der Zweite und der Dritte Bürgermeister, Alexander Stampfl (CSU) und Michael Loy (Bürgervereinigung Hohenkammer). Der bisherige Amtsinhaber Stegmair ging Ende April wie vorgesehen in den Ruhestand - weitermachen, bis ein Nachfolger gefunden ist, durfte er aus rechtlichen Gründen nicht, obwohl er dazu nach eigenem Bekunden bereit gewesen wäre.

Mario Berti (CSU)

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(Foto: Marco Einfeldt)

Mario Berti (CSU) ist mit 31 Jahren der jüngste der vier Kandidaten. Der Zimmerermeister aus Unterwohlbach gehört dem Gemeinderat seit 2014 an, zunächst für die Bürgervereinigung Hohenkammer, dann wechselte er zur CSU-Fraktion. Neun Jahre lang war er Vorsitzender der Burschenvereins. Eines seiner Ziele ist, für junge Familien und Senioren bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, etwa über ein kommunales Bauprojekt. Grundstücke dafür hat die Gemeinde, wie er sagt. Außerdem müsste nach seinen Worten unbedingt etwas für die Vereine getan werden, die Blaskapelle und der Liederhort beispielsweise bräuchten dringend Probenräume. Auch eine Schulerweiterung stehe an. Als Erstes aber würde er sich im Falle seiner Wahl "alles anschauen, sich einarbeiten" und mit dem Gemeinderat beraten. Entscheidend sei "das Miteinander".

Marina Brandstetter (BV)

Marina Brandstetter (Bürgervereinigung Hohenkammer), 36, ist Angestellte einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft und derzeit in Elternzeit. Ganz oben steht bei ihr auf der Agenda, mehr für junge Familien zu tun, damit sie nicht aus Hohenkammer wegziehen. Was in der Gemeinde fehlt, ist nach ihren Worten eine Mittagsbetreuung für Kinder, die nicht in den Hort gehen. Aber auch für Senioren sollte es passende Wohn-Angebote geben. Für die Vereine will Brandstetter rasch eine Lösung finden. Kurzfristig könnten ihnen zum Beispiel Räume im Sparkassengebäude zur Verfügung gestellt werden, schlägt sie vor. Im Falle ihrer Wahl will sie sich als Erstes einen Überblick verschaffen und dann schnell "auf den Tisch bringen", was die Bürger bei den "Kennenlern-Gesprächen" im Wahlkampf an sie herangetragen haben, eines der Themen waren Radwege.

Susanne Hartmann (FDP)

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(Foto: Marco Einfeldt)

Susanne Hartmann (FDP), 57, ist bei einem mittelständischen Unternehmen in der Automobilindustrie angestellt, davor arbeitete sie bei einer Modefirma und war Betriebsrätin. Sie kann auf die meiste kommunalpolitische Erfahrung unter den Bewerbern verweisen. Sie ist seit zwölf Jahren Gemeinderätin und Jugendreferentin, seit Mai gehört sie dem Kreistag an. Das sei ein Vorteil, sagt sie, "weil Politik nicht am Ortsschild endet", etwa beim Thema ÖPNV. Hartmann setzt sich für zusätzliche - und landkreisübergreifende - Busverbindungen ein. Am Friedhof der Gemeinde sind nach ihren Worten Parkplätze dringend erforderlich, gerade für ältere Leute. Sollte sie Bürgermeisterin werden, will sie "lernen, lernen, lernen", um sich so schnell wie möglich einzuarbeiten. Auf dem Programm stünden auch Besuche in den Nachbargemeinden, um zum Beispiel über Radwege zu sprechen.

Alfred Kopp (Freie Wähler)

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(Foto: Johannes Simon)

Alfred Kopp (Freie Wähler), 58, ist beruflich als Fertigungsteuerer tätig. Er ist seit fünf Jahren Vorsitzender des Sportvereins und seit vielen Jahren Regisseur des Landjugend-Theaters. Dem Gemeinderat gehört Kopp nicht an, ihn hätten aber viele gedrängt als Bürgermeister zu kandidieren, erzählt er. Auch ihm ist es wichtig, etwas für junge Familien zu tun und "neue Wege zu gehen", zum Beispiel durch den Bau von Wohnungen, ebenso für Senioren. Die Kinder und Jugendlichen im westlichen Landkreis sind nach seinen Worten "vergessen worden". Kopp fordert eine weiterführende Schule und zusätzliche Buslinien. Dringend Hilfe bräuchten die Vereine, die für das Dorfleben so wichtig seien. Darum würde er sich als Bürgermeister als Erstes kümmern, sagt Kopp, außerdem Gespräche mit Gewerbetreibenden führen, die so stark unter der Corona-Krise zu leiden hätten.

Zwei Frauen und zwei Männer stellen sich nun zur Wahl: Mario Berti (CSU), Marina Brandstetter (Bürgervereinigung Hohenkammer), Susanne Hartmann (FDP) und Alfred Kopp (Freie Wähler). Susanne Hartmann hatte bereits im Herbst 2019 angekündigt, dass sie wie schon 2014 kandidieren wolle. Damals fuhr sie gegen den Amtsinhaber mit 31,8 Prozent ein respektables Ergebnis ein. Auch Marina Brandstetter wurde noch 2019 nominiert. Ende März gab dann Mario Berti seine Bewerbung bekannt, im April zog Alfred Kopp nach. Er ist der Einzige der vier Bewerber, der im aktuellen Gemeinderat nicht vertreten ist, Nachteil sieht er darin keinen. Marina Brandstetter und Mario Berti gehören den beiden größten Fraktionen des Gemeinderats an, sie stünden mit 36 beziehungsweise 31 Jahren für einen Generationswechsel im Rathaus. Susanne Hartmann und Alfred Kopp können dagegen auf viel Erfahrung in der Kommunalpolitik beziehungsweise der Vereinsarbeit verweisen. Die FDP-Politiker gehört seit Mai auch dem Kreistag an. Wer auch immer Bürgermeisterin oder Bürgermeister wird: Sie oder er übernimmt eine gut aufgestellte, schuldenfreie Gemeinde. Die Zusammenarbeit im Gemeinderat beschreiben alle Seiten als gut und konstruktiv, Parteipolitik spielt offenkundig keine Rolle.

Vielleicht klingt Alexander Stampfl trotz der zusätzlichen Belastung in den vergangenen vier Monaten am Telefon recht entspannt. "Es hat gut funktioniert", bilanziert er, auch weil die Verwaltung um Marco Unruh sehr erfahren sei. Dennoch ist Stampfl froh, dass nun ein neuer Bürgermeister gewählt wird. "Zwei Ehrenamtliche können nicht das erledigen, was ein Hauptamtlicher macht." Denn das Pensum komme zur normalen Arbeit dazu. Für ein knappes halbes Jahr aber sei das machbar. Um die Zeit besser überbrücken zu können, hatte der Gemeinderat im Mai auch einen Dritten Bürgermeister benannt. Man habe weggearbeitet, "was da war", schildert Stampfl, aber keine neuen Projekte angestoßen. Das könne nur ein gewählter Bürgermeister. Große Streitthemen gibt es in Hohenkammer keine. Einig sind sich die Bürgermeisterkandidaten, dass für die Vereine etwas getan werden müsse. "Da ist ein Defizit da", sagt auch Stampfl. Eigentlich war einmal angedacht, in der Alten Post Räume zur Verfügung zu stellen. Doch der Komplex ist inzwischen abgerissen worden. Auch wie schnell Hohenkammer wachsen soll, ist ein Thema. Bauland ist vorhanden, wann der dritte Bauabschnitt des neuen Baugebiets verwirklicht werden soll, dazu steht eine Entscheidung an. Selbst Kennern der Kommunalpolitik in Hohenkammer fällt eine Einschätzung schwer, wer bei der Wahl die Nase vor haben wird, wer in eine Stichwahl kommen könnte.

© SZ vom 09.09.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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