Die Solidarität in Hohenkammer ist groß. Wer nicht selbst betroffen ist, hilft beim Aufräumen. Die Gemeinde will die Hochwasseropfer nun auch finanziell unterstützen und hat eine Spenden-Plattform eingerichtet. Auf der Website www.hohenkammer-hilfe.de informiert sie über die Aktion. Erster Spender war die Gemeinde selbst, über ihr Kommunalunternehmen hat sie 15 000 Euro überwiesen.
Die Hilfe geht aber noch weiter. Auf einer „Pinnwand“, einer Tauschbörse, können Betroffene melden, was sie gerade dringend benötigen, etwa Waschmaschine oder Kühlschrank. Wer intakte Geräte oder Mobiliar hat, kann dort unkompliziert Angebote einstellen. Wohnzimmermöbel sind dort gleich am ersten Tag zu haben. Die Reichweite ist groß, auch aus München seien schon Offerten eingegangen, sagt Bürgermeister Mario Berti.
Die Schäden in Hohenkammer sind enorm, die dürften im Millionenbereich liegen. Ganze Straßenzüge in Glonn-Nähe sind laut Geschäftsleiter Marco Unruh betroffen wie Jahnstraße oder Glonninsel, außerdem Ortsteile wie Schlipps. Nicht nur in Keller, sondern auch in Wohnräume drang zum Teil Wasser ein. Viele Menschen sind nicht versichert – weil ihre Häuser „gar nicht versicherbar sind“, wie Unruh sagt. Das gilt auch für die Feuerwehr, auch ihr Gebäude stand unter Wasser. Die Schule konnte gerade noch gerettet werden, weil Landwirte und viele andere Helfer einen schützenden Sandwall aufschütteten.
Bis 30. Juni kann für die Hochwasseropfer gespendet werden, per Paypal, Überweisung oder Bareinzahlung im Rathaus. In einer nicht öffentlichen Sitzung entscheidet der Gemeinderat dann am 2. Juli, wie das Geld verteilt wird. Betroffene müssen bis dahin Anträge stellen. „Hundert Prozent kommt den Bürgern zugute“, betont Berti. Ab einer Größenordnung von 300 Euro kann die Gemeinde Spendenquittungen ausstellen, für kleinere Beträge reicht als Beleg der Kontoauszug. Über den Spendenstand will die Gemeinde regelmäßig informieren.
Erstellt hat die Plattform innerhalb von 24 Stunden die Werbeagentur Kasper aus Freising, die bereits die Seite „Freising hilft“ zur Unterstützung von Geflüchteten aus der Ukraine konzipiert hatte. Daran habe man sich orientiert, deshalb ging es so schnell, sagt Michi Kasper.
Auch andere Gemeinden, Ämter, Vereine und Firmen, die in irgendeiner Form helfen wollen, können sich an das Rathaus in Hohenkammer wenden. „Wenn jeder das tut, was er am besten kann, ist allen am besten geholfen.“ Und viele tun das bereits. Mehrere Firmen haben laut Unruh Hilfe angeboten. Das örtliche Café Waldhof liefert Essen, die Bäckerei Geisenhofer und der Rewe-Markt stellen Brotzeiten zur Verfügung. Alles Dinge, „die nicht selbstverständlich sind“, sagt Berti. Die Gemeinde selbst bietet für alle, die derzeit kein Internet haben, vor der Grundschule freies Wlan an.
Die Aufräumarbeiten kommen unterdessen gut voran. Die Gemeinde stellte bereits Anfang der Woche große Container für den Sperrmüll bereit. 40 bis 50 seien schon weggefahren worden, sagt Unruh. „Es ist unfassbar, was schon alles passiert ist.“ Zum Teil, fügt Berti hinzu, seien die Häuser bereits entkernt.