Weihenstephaner Gärten„Es wird wieder grün und blütenreich“

Lesezeit: 2 Min.

Wenn sie das neue Konzept für den Hofgarten erklärt, zeigten Besucherinnen und Besucher viel Verständnis, sagt Swantje Duthweiler, wissenschaftliche Leiterin der Weihenstephaner Gärten.
Wenn sie das neue Konzept für den Hofgarten erklärt, zeigten Besucherinnen und Besucher viel Verständnis, sagt Swantje Duthweiler, wissenschaftliche Leiterin der Weihenstephaner Gärten. (Foto: Jana Islinger)

Im neu gestalteten Hofgarten bittet die wissenschaftliche Leiterin Swantje Duthweiler Besucher um Geduld. In ein bis zwei Jahren wird das graue Substrat unter Stauden und Bodendeckern nicht mehr zu sehen sein. Die Anlage ist klimafreundlicher, weil die Beete nicht mehr bewässert werden müssen.

Von Petra Schnirch, Freising

Viele Freisinger lieben die Weihenstephaner Gärten mit ihrer üppigen Blütenpracht. Veränderungen dort sehen sie deshalb mit einer gewissen Skepsis. Das gilt auch für den Hofgarten, der in den vergangenen Monaten neu gestaltet wurde und in dem ein neues Konzept zum Tragen kommt. Die Frühlings- und Sommerblumen, die bisher mit großem Aufwand jedes Jahr neu gepflanzt werden mussten, sind durch mehrjährige Stauden ersetzt worden.

Kiesgarten aber, wie von einigen befürchtet, entsteht dort keiner. „Die Bürger müssen etwas Geduld mitbringen, es wird wieder grün und blütenreich werden“, versichert Swantje Duthweiler, wissenschaftliche Leiterin der Gärten. Bei Neupflanzungen sei das immer mit etwas Zeit verbunden.

Doldenblütler wie Wiesenkerbel und großblütige Stauden, darunter verschiedene Salbei-Arten, Pfingstrosen, Storchschnabel, Glockenblumen, Taglilien oder die abends und nachts duftende Nachtviole, aber auch Tulpen sowie verschiedene Gräser sprießen bereits in den Beeten.

Das, was wie grauer Kies aussieht, ist ein an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) entwickeltes Substrat. Die 30 Zentimeter tiefe Schicht schützt den Boden vor dem Austrocknen und zwingt die Pflanzen, tiefer zu wurzeln. Denn bewässert werden die Beete, anders als bisher, nicht mehr. In Städten wie München wird das Substrat im öffentlichen Grün bereits eingesetzt.

Kein Kies, sondern ein spezielles Substrat: Die Neupflanzungen im Hofgarten werden nicht mehr bewässert.
Kein Kies, sondern ein spezielles Substrat: Die Neupflanzungen im Hofgarten werden nicht mehr bewässert. (Foto: Jana Islinger)
Auch viele Blumenzwiebeln sind im Hofgarten gesetzt worden, es bleibt dort bunt.
Auch viele Blumenzwiebeln sind im Hofgarten gesetzt worden, es bleibt dort bunt. (Foto: Jana Islinger)
Ein besonderer Blickfang sind die Blüten der Magnolie.
Ein besonderer Blickfang sind die Blüten der Magnolie. (Foto: Jana Islinger)

In ein bis zwei Jahren sollen sich Stauden und Bodendecker so ausgebreitet haben, dass das Substrat nicht mehr zu sehen ist, erklärt Duthweiler, die an der HSWT die Professur für Pflanzenverwendung innehat und ausgebildete Staudengärtnerin ist. Mit dem neuen Konzept soll zum einen der Pflegeaufwand für das Gärtner-Team der Hochschule reduziert und zum anderen die Anlage nachhaltiger und zukunftsweisender gestaltet werden.

Was sie damit meint, zeigt Swantje Duthweiler anhand eines Ausdrucks, den sie zum Ortstermin im Hofgarten mitgebracht hat. Der Deutsche Städtetag ruft in diesen Tagen dazu auf, sparsam mit der Ressource Wasser umzugehen. „Das war der trockenste März, den wir in Deutschland hatten“, sagt Duthweiler. „Man muss neue Wege gehen.“ Im vergangenen Jahr habe man im Hofgarten 160 bis 180 Liter Wasser pro Quadratmeter für die dreimonatige Frühlingsbepflanzung benötigt, für die Sommerblumen sogar 200 Liter – reines Trinkwasser, weil es dort keinen Brunnen gibt. Die Neupflanzungen seien kein einziges Mal gegossen worden, ausgenommen die jungen Bäume.

Hinzu komme, dass die Weihenstephaner Gärten Lehr- und Forschungsgärten der HSWT sind. „Wir bilden hier für ganz Bayern die Landschaftsarchitekten der Zukunft aus.“ Sie müssten lernen, wie sie auf die zunehmende Trockenheit durch den Klimawandel richtig reagieren. Im öffentlichen Grün werde man künftig mit wenig Wasser auskommen müssen.  Wichtig sei, mit Jungpflanzen zu arbeiten, damit sie sich an Extremstandorten eingewöhnen.

2500 Stauden und 5500 seien im umgestalteten Hofgarten bisher gepflanzt worden, erklärt die Professorin. Auch der Baumbestand wurde ergänzt – ebenfalls um trockenheitsverträgliche Arten. Sie stehen wieder an den in den Sechzigerjahren dokumentierten, historischen Standorten. Die Mehlbeere bekam nun den Vorzug vor einer Eberesche. Auch den Weg durch die Wiese gab es früher schon. Die Tuffstein-Mauer entlang der Blumenbeete wird in einer Gemeinschaftsaktion von Studierenden und Lehrgangsteilnehmern der Deula in den kommenden Wochen fertiggestellt.

Bis das graue Substrat nicht mehr zu sehen ist, dauert es noch ein bis zwei Jahre.
Bis das graue Substrat nicht mehr zu sehen ist, dauert es noch ein bis zwei Jahre. (Foto: Jana Islinger)
Auf einer Infotafel erklärt die HSWT das neue Konzept.
Auf einer Infotafel erklärt die HSWT das neue Konzept. (Foto: Jana Islinger)

Mit der Entwicklung in diesem Frühjahr ist Swantje Duthweiler zufrieden: „Ich freue mich, dass es so grün ist und die Pflanzen im ersten Jahr schon so schön austreiben“, sagt sie – und fügt hinzu, „auch wenn es für manche enttäuschend ist“.  Wenn sie Besuchern das Konzept erkläre, stoße sie aber auf viel Verständnis und Zustimmung. Man müsse die Menschen mitnehmen. Auf einer Tafel im Hofgarten informiert die HSWT über die Beweggründe für die Neugestaltung.

Am Ostersonntag, 20. April, starten auch Spaziergänge durch die Weihenstephaner Gärten. Zum Auftakt geht es um 10 Uhr in den Sichtungsgarten, Am Staudengarten 8. Es ist keine Anmeldung erforderlich. Zu einem späteren Zeitpunkt sollen auch Rundgänge im Hofgarten folgen. Im Sichtungsgarten werden gerade ebenfalls einige Bereiche umgestaltet, ein Thema hier dreht sich um Trockenlandschaften der Erde.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Nach einem Jahr Pause
:Weihenstephan ist Schauplatz der neuen Gartentage

Robert Sulzberger und Tobias Mayerhofer setzen die Tradition in Freising fort, nachdem Anita Fischer vor einem Jahr das Aus für ihre Veranstaltung bekannt gegeben hatte. Beide haben viel Erfahrung und halten den Campus für den idealen Ort.

Von Petra Schnirch

Lesen Sie mehr zum Thema

  • Medizin, Gesundheit & Soziales
  • Tech. Entwicklung & Konstruktion
  • Consulting & Beratung
  • Marketing, PR & Werbung
  • Fahrzeugbau & Zulieferer
  • IT/TK Softwareentwicklung
  • Tech. Management & Projektplanung
  • Vertrieb, Verkauf & Handel
  • Forschung & Entwicklung
Jetzt entdecken

Gutscheine: