Eigentlich hat man vergangenen Donnerstag in Hörgertshausen nur besonders vorbildlich sein wollen und das Personal des Kindergartens vorsichtshalber auf das Coronavirus getestet - und dann war tatsächlich ein positiver Befund dabei. In der Gemeinde hat das einiges auf den Kopf gestellt: Schule und Kindergarten wurden geschlossen, ein Massentest an 200 Menschen durchgeführt, das Ergebnis wird im Laufe des heutigen Freitags bekannt gegeben. Und die Zeugnisse, die eigentlich an diesem letzten Schultag verteilt werden sollten, können sich Kinder oder Eltern ab Montag in der Schule abholen - so sie negativ sind.
Es hat viel Aufregung gegeben in dem kleinen knapp 2000 Einwohner zählenden Ort im Norden des Landkreises. Bürgermeister Michael Hobmaier (Freie Wählergemeinschaft) bescherte der Corona-Zufallsbefund ein aufregendes Wochenende, das nahtlos in einen rasanten Wochenstart mündete: "Am Freitagabend wurde ich angerufen, dass eine Person positiv getestet wurde", schildert er die Anfänge. Am Samstagmorgen versuchte er, das Gesundheitsamt zu kontaktieren, und weil er niemanden erreichte, wandte er sich über den Landrat an die Privatnummer der Amtsleiterin. "Ich wollte wissen, wie muss ich mich verhalten?", schildert er. Bis Sonntagabend war dann klar, Kindergarten und auch Schule müssen geschlossen werden, weil die infizierte Person mit beiden Einrichtungen Kontakt hatte.
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Hobmaier fehlt ein Konzept dafür, wie mit einem solchen Fall in der Gemeinde umzugehen ist
Weil Hobmaier ansonsten immer noch keine Vorgaben hatte, wurde er zusammen mit der Kindergarten- und der Schulleiterin selbst aktiv: Telefonketten wurden eingerichtet, sämtliche Klassen-Whats-App-Gruppen alarmiert. Und weil es trotzdem einige Eltern gab, die nicht erreicht wurden, standen Bürgermeister und Einrichtungsleiterinnen am Montag um sieben Uhr morgens vor Schule und Kindergarten und informierten die Ankömmlinge, dass sie gleich wieder umkehren konnten.
Im Laufe des Montags ordnete das Freisinger Gesundheitsamt dann den Corona-Massentest unter allen Kontaktpersonen beider Einrichtungen an. Vorgaben, wie das abzulaufen hatte, erwartete man im Hörgertshausen vergeblich und so organisierte man auch den Test selbst. Bürgermeister Hobmeier zollt Grundschul- und Kindergartenleiterin höchstes Lob: "Die Zwei haben sich hingesetzt und das alles ausgetüftelt", erzählt er. In alphabetischer Reihenfolge sollten sich die Eltern einfinden, damit nicht alle auf einmal warteten. "Wir hatten die Anweisung, dass wir einen Massentest machen müssen, aber wie, das hat man uns nicht gesagt", wundert sich Hobmaier noch jetzt. Den ehrenamtlichen Sanitäterinnen und Sanitätern von Rotem Kreuz und Johannitern jedenfalls hat er zum Dank später ein paar Flaschen Sekt geschenkt. "Weil das hat wirklich gut funktioniert."
Was bei dem Test heraus gekommen ist und ob jemand in Quarantäne muss, all das wird man laut Landratsamt am Freitag erfahren. Wer getestet wurde, hat einen Zettel mit einem Barcode bekommen, den muss man einscannen und erhält auf einer Internet-Seite Bescheid, ob positiv oder negativ. Zurück bleibt ein nachdenklicher Bürgermeister: "Wir in Hörgertshausen haben gezeigt, dass wir das auch in Krisensituationen miteinander machen. Aber was mir abgeht, ist, dass es da ein richtiges Konzept dafür gibt."