Zwei Monate sind seit dem verheerenden Hochwasser in Oberbayern vergangen. Im Landkreis Freising sind die Reparaturen und Säuberungsarbeiten noch lange nicht abgeschlossen. Die Schäden verursachten erhebliche Kosten, die die Betroffenen weiterhin belasten.
Hohenkammer war eine der am stärksten vom Hochwasser betroffenen Gemeinden. Die Glonn, die Hohenkammer durchquert, verursachte Anfang Juni an vielen Gebäuden in tieferen Lagen der kleinen Gemeinde erhebliche Schäden.
Mario Berti, Bürgermeister von Hohenkammer, berichtet von „anhaltenden Feuchtigkeitsproblemen in den Kellern“ und immer noch nicht abgeschlossenen Trocknungsarbeiten. „Wir haben auch nach wie vor Schäden an der Infrastruktur, die behoben werden, und neue Straßen, die aufgebaut werden müssen“, sagt er.
Auf der Webseite der Gemeinde Hohenkammer wird stolz mitgeteilt, dass 175 000 Euro für die betroffenen Bürgerinnen und Bürger gesammelt und bereits gemäß den Bedürfnissen verteilt worden seien. Dem Bürgermeister ist es jedoch besonders wichtig, dass sich solche Katastrophen in Zukunft nicht wiederholen. Er sei deshalb „mit dem Wasserwirtschaftsamt in Kontakt, um alle Möglichkeiten zur Vorbeugung gegen zukünftige Überschwemmungen zu prüfen“. Ihm sei wichtig, „dass sich die Bürger auf künftige Hochwasser vorbereiten und Schutzmaßnahmen ergreifen“, sagt Berti weiter. Im Laufe des Jahres soll deshalb auch eine Veranstaltung organisiert werden, um die Bürger über mögliche Schutzmaßnahmen zu informieren.
Allershausener Hotelbesitzer helfen obdachloser Familie
In Allershausen liegt der Huberhof nur wenige Meter von der Glonn entfernt. Er wurde Anfang Juni stark vom Hochwasser beschädigt. Christian Huber, der Eigentümer des Hotels, berichtet von fünf vollkommen zerstörten Hotelzimmern und einem Schaden von über 150 000 Euro. Er entschloss sich, die fünf Zimmer nicht mehr zu renovieren, da neue Überflutungen drohen könnten und die Schäden sonst zu groß wären. „Man weiß nie, was in vier Wochen sein kann. Derzeit sind wir auch psychisch stark belastet“, erzählt er.
Familie Huber nahm keine Hilfen in Anspruch. Im Gegenteil, sie spendeten, da sie „im Vergleich zu anderen nicht so stark betroffen waren“. Christian Huber erzählt, wie eine Familie mit drei Kindern in Allershausen ihr Haus verlassen musste. „Sie wohnen jetzt bei uns im Hotel. Die Kosten übernimmt die Versicherung der Familie“, sagt er.
Trotz der schweren Schäden konnte der Betrieb bereits eine Woche nach dem Hochwasser wieder aufgenommen werden. „Wir hatten keine Schäden an Heizung oder Öltanks, lediglich der Stromzähler bereitete uns Probleme“, sagt Huber. Der Schadenersatz musste allerdings eigenständig geregelt werden. Allein das Austrocknen und neu Anstreichen des Kellers kostete 18 000 Euro.
Die Allershausener sind zwar an Geschäftshindernisse gewöhnt, wie Oliver Solsbach, Eigentümer des Restaurants „Zum Fuchswirt“, erklärt: „2018 und 2019 hatten wir in Allershausen mit zwei Brückensperrungen zu kämpfen, die unsere Geschäfte erschwerten. Dann kam 2020 die Covid-Pandemie. Seit 2023 konnten wir wieder normal arbeiten, doch nun kam die nächste Katastrophe. Man muss immer wieder neu anfangen.“ Er konnte sein Restaurant bislang nicht wieder eröffnen, da die Räume noch saniert und getrocknet werden müssen. Solsbach muss „mit einem Schaden im höheren sechsstelligen Bereich“ kämpfen, wie er sagt.
Doch nicht nur private Häuser und Gasthöfe waren vom Hochwasser betroffen, sondern auch öffentliche Gebäude, wie die Grund- und Mittelschule Allershausen, die ebenfalls mit überfluteten Kellern und hohen Schäden zu kämpfen hat. Hausmeister Serge Lewis schätzt, dass es noch mehrere Wochen dauern wird, bis die Keller vollkommen getrocknet und gereinigt sind. Derzeit sind etwa 65 Lüfter und Ventilatoren im Einsatz, um die Keller wieder nutzbar zu machen.
Ein großes Problem stellt in Allershausen jedoch der Supermarkt dar, der wegen der Überflutungen schließen musste. „Das bedeutet, dass ältere Menschen mit Mobilitätsproblemen und ohne Auto keine Möglichkeit mehr haben, einkaufen zu gehen“, erinnert Hotelier Christian Huber.
Sportgaststätte in Zolling konnte schnell wieder geöffnet werden
Nicht alle aber mussten am Ende hohe Kosten durch die Reparaturarbeiten tragen. Die Spielvereinigung Zolling und die Osteria Calabria, die ebenfalls stark vom Hochwasser betroffen waren, konnten die Schäden minimieren – unter anderem durch großen Helfereinsatz. Die Osteria konnte sogar bereits nach fünf Tagen wieder eröffnen.
Natale Lagani, Geschäftsführer der Osteria Calabria, erzählt, dass sein größtes Problem gar nicht das Hochwasser war: „Letztendlich drang nur wenig Wasser ein. Wir sprechen hier von kaum zehn Zentimetern Wasser. Während draußen die Überschwemmung länger anhielt, konnten wir drinnen alles innerhalb von zwei Tagen reinigen und trocknen.“ Das Hauptproblem für die Osteria sei, dass die Leute seit den Überschwemmungen nicht mehr kommen. „Wir hatten einen Rückgang von 80 Prozent, was katastrophal für uns ist“, erklärt Lagani. „Die Menschen denken, wir wären bis zum ersten Stockwerk überflutet.“ Dabei sei schon sehr schnell nur noch der Parkplatz ein Problem gewesen, „auf dem 40 bis 50 Zentimeter Wasser standen“.
Der Bahndamm bietet nur auf den ersten Blick Schutz
Auf den ersten Blick bietet der Bahndamm der Strecke München – Regensburg kurz vor Moosburg eine willkommene Barriere, um bei einem Hochwasser wie im Juni die Fluten aufzuhalten. Doch der Schein trügt. Der Damm lief Gefahr, unterspült zu werden. So mussten die Einsatzkräfte mit viel Aufwand die Gleise und somit auch den dahinter liegenden Stadtteil Bonau mit Folien und Sandsäcken schützen.
Die Sache ging gut aus, Sandsäcke und Folien sind längst wieder weg. Aber erledigt ist die Sache damit nicht. Um bei einem neuen Hochwasser den Bahndamm nicht wieder sichern zu müssen und wertvolle Manpower zu binden, wünschen Stadt und Hilfsorganisationen sich einen dauerhaften Schutz.
Allerdings: Der entscheidende Akteur ist die Deutsche Bahn. Bei einem „runden Tisch“ zum Thema Hochwasser in Hohenkammer sagte ein Vertreter des Unternehmens vor Kurzem Gespräche zu. Notwendig ist eine Schutzeinrichtung, um bei Hochwasser dauerhaft auf der sicheren Seite zu sein. Bilder mit Folien und Sandsäcken am Bahndamm könnten dann der Vergangenheit angehören.