Hochwasser erreicht die Stadt:Sonst nur ein Rinnsal

Thalhauser Bach kann die Wassermassen aus dem Freisinger Osten nicht fassen und überflutet die Lehrwerkstatt der Landtechnik Weihenstephan sowie mindestens zwei Lokale in der Innenstadt. Feuerwehr gibt Sandsäcke aus

Von Kerstin Vogel

Hochwasser erreicht die Stadt: Heiß begehrt, weil dringend benötigt: Die Feuerwehr Freising gibt Sandsäcke aus.

Heiß begehrt, weil dringend benötigt: Die Feuerwehr Freising gibt Sandsäcke aus.

(Foto: Marco Einfeldt)

Der Thalhauser Bach ist mehr als sechs Monate im Jahr nicht mehr als ein Rinnsal, das von Kranzberg her in Richtung Freising plätschert und kaum jemandem jemals auffällt. Wie schnell das anders werden kann, hat sich am Sonntag gezeigt: Bedingt durch die tagelang anhaltenden Regenfälle, war das kleine Bächlein um ein Vielfaches angeschwollen, hatte zunächst in Thalhausen Keller überflutet und war dann auf seinem Weg nach Osten in die Lehrwerkstatt der Landtechnik Weihenstephan an der Thalhauser Straße in Freising eingedrungen.

Bis man dort reagieren konnte, stand das Wasser schon zwanzig Zentimeter hoch in der Werkstatt und hatte unter anderem den Strom ausfallen lassen. Besonders bitter ist das möglicherweise für einige Doktoranden, wie Mitarbeiter Hans Krabichler, ausgerüstet mit Regenkleidung und kniehohen Gummistiefeln, am Abend schilderte: Sie hatten wichtige Arbeiten in den Versuchsfermentern auf dem Gelände, ob diese den Ausfall der Kühlung überstehen würden, war am Sonntag zweifelhaft. Das Technische Hilfswerk, von dem man sich ein Notstromaggregat erhofft hatte, habe leider sehr plötzlich abrücken müssen, bedauerte Krabichler: " Die mussten nach Moosburg, weil die Kläranlage dort auch abgesoffen ist."

Überhaupt wussten die Freiwilligen Helfer am Sonntagabend zwischenzeitlich wohl kaum noch, wo ihnen der Kopf stand und wo sie zuerst anrücken sollten. So wurde aus Marzling die totale Überflutung der Baustelle an der Schleifermoosach gemeldet, der Marzlinger Sportplatz glich zu diesem Zeitpunkt einem See und die Anwohner an der Isarstraße pumpten mit Hilfe der Feuerwehr ihre Keller aus. Alarm gab es auch in der Freisinger Innenstadt - der Thalhauser Bach hatte in seinem weiteren Verlauf gegen 17.30 Uhr den Parkplatz hinter der Gaststätte Schneiders geflutet und es war nur eine Frage der Zeit , bis das Wasser auch in den mühsam mit Sandsäcken geschützten Gastraum eindrang. Gegen 21.30 Uhr hatte die Crew des Lokals das Wasser einigermaßen wieder aus dem Räumen bekommen - anders als in der Spatenschänke nebenan, wo die Wirtin nicht recht viel mehr tun konnte, als das Wasser, das von hinten in die Kneipe lief, vorne wieder hinauszukehren.

"Zu wenig Sandsäcke", klagte sie, während ein paar Stammgäste vor der Tür diskutierten, ob und wann so etwas schon mal dagewesen sei. In der Hauptfeuerwache hatte die Stadt unterdessen mit Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher einen Krisenstab eingerichtet - und eine zentrale Ausgabestelle für Sandsäcke. Eine Paletten nach der anderen wurde von den Lastwagen des THW abgeladen und von entnervten Bürgern eilends in den Kofferraum verladen und abtransportiert. In den von Hochwasser gefährdeten Gebieten sollten sich die Anwohner selbst um ihre Keller kümmern, hatte die Stadt vorher gebeten - trotzdem läuteten in der Einsatzzentrale an der Hauptfeuerwache bis weit in die Nacht ununterbrochen die Telefone.

Außer Lerchenfeld, wo bei Hochwasser fast schon regelmäßig die Keller volllaufen, waren dieses Mal auch noch Bereiche wie die Parkstraße und die Gartenstraße im Westen der Stadt betroffen.

In den frühen Morgenstunden könnte in Freising nun noch mit Verkehrsbehinderungen zu rechnen sein, wie die Stadt warnt. Der Schulbusverkehr werde teilweise umgeleitet. Aktuelle Informationen dazu gibt es von 6.30 Uhr an auf der Homepage der Stadt (www.freising.de).

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