Hochwasser im Landkreis Freising:Dammbruch in Allershausen – Strom wird abgeschaltet

Lesezeit: 2 Min.

Etwa 150 Einwohner sind in Hohenkammer teilweise mit Booten in Sicherheit gebracht worden.
Etwa 150 Einwohner sind in Hohenkammer teilweise mit Booten in Sicherheit gebracht worden. (Foto: Marco Einfeldt)

Die Lage in den Gemeinden Hohenkammer und Allershausen im Landkreis Freising hat sich zugespitzt, Einwohner müssen teils mit Booten gerettet werden. Auch die A9 ist in Teilen gesperrt.

Von Petra Schnirch, Hohenkammer

Die Lage in Hohenkammer hat sich in der Nacht dramatisch zugespitzt. Etwa 150 Einwohner sind teilweise mit Booten in Sicherheit gebracht worden. Sie sind im Haus des Kindes untergekommen. „Dort gibt es Feldbetten und Verpflegung“, sagte Bürgermeister Mario Berti. Auch in Allershausen ist die Situation „katastrophal“. Die Ortsmitte stand Sonntagmittag unter Wasser, wie Bürgermeister Martin Vaas schilderte. Auch hier mussten zahlreiche Menschen ihre Häuser verlassen. An der Amper ist bei Göttschlag ein Deich gebrochen.

Betroffen von den Überflutungen ist auch die A9. Die Autobahn musste zwischen Pfaffenhofen und Allershausen in Fahrtrichtung München und wenig später auch in der Gegenrichtung gesperrt werden. Wegen der kritischen Hochwasser-Situation veranlasste die Führungsgruppe Katastrophenschutz (FüGK) gegen Mittag, umgehend den Strom im gesamten Ortsgebiet Allershausen abzuschalten. Ebenso in Kirchdorf. In Allershausen und Hohenkammer stehen die Schulen meterhoch unter Wasser. Dort findet am Montag kein Unterricht statt.

Hochwasser
:Donau-Pegel sinken

Der Wasserstand geht langsam runter, in Regensburg wurde der Katastrophenfall beendet, ebenso in Passau. Die Europawahl verlief in den von der Flut betroffenen Gebieten reibungslos.

Alle Entwicklungen im Liveblog

In der Ortsmitte sind die zentralen Verkehrsachsen Münchner Straße, Freisinger Straße und Ampertalstraße überflutet, auch der Keller im Rathaus steht unter Wasser. Glonn und Mühlbach sind über die Ufer getreten. Die betroffenen Anwohner wurden im Dorfhaus im benachbarten Aiterbach untergebracht. Die Bauhofmitarbeiter „haben Probleme, aus der Ortsmitte rauszukommen“, sagte Vaas. Auch an der Amper wird die Lage zunehmend kritisch. Deiche werden unterspült, bei Göttschlag ist ein Deich gebrochen. Derzeit werde versucht, die kleine Ortschaft mit Sandsäcken zu schützen.

Aufgrund der anhaltenden Regenfälle und der schnell steigenden Pegel der Glonn stehen auch in Hohenkammer große Flächen unter Wasser. Die langjährigen Maximalwerte wurden ebenso überschritten wie die Meldestufe vier, wie das Landratsamt mitteilt. „Oberste Priorität hat die Rettung der Bürger“, sagte Kreisbrandrat Manfred Danner.

Auch für die Amper werden noch deutlich steigende Pegel erwartet: So soll am Sonntag an der Messstelle in Inkofen die Meldestufe drei gegen Mittag erreicht werden, die Meldestufe vier im Laufe des Nachmittags, was nach Auskunft des Landratsamts ebenfalls einem Überschreiten der langjährigen Maximalwerte entspricht. Es sei weiter zu befürchten, dass Straßen und bebaute Flächen überschwemmt werden.

In Hohenkammer stehen große Flächen unter Wasser und die Pegel steigen weiter.
In Hohenkammer stehen große Flächen unter Wasser und die Pegel steigen weiter. (Foto: Feuerwehr)
Die Schäden sind erheblich
Die Schäden sind erheblich (Foto: Marco Einfeldt)

Das Wasser sei in Hohenkammer blitzschnell gekommen, schilderte Mario Berti am Telefon. Um drei Uhr nachts sei er noch draußen gewesen, eine Stunde später „war es dann brutal, in Hohenkammer ist Land unter“. Auch er selbst war Sonntagmittag noch eingeschlossen. Überschwemmungen solchen Ausmaßes habe man in der Gemeinde bisher nicht erlebt, die Situation sei schlimmer als bei dem großen Hochwasser 1994.

Auch entlang der Abens besteht weiterhin die Gefahr, dass bebaute Gebiete überschwemmt werden. Darüber hinaus wird die Kreisstraße FS 13 zwischen Oberhummel und Gaden gesperrt, da für die Isar die Meldestufe zwei erwartet wird.

Grundsätzlich gelten weiterhin die Verhaltensmaßnahmen, die auch das Wasserwirtschaftsamt München empfiehlt, heißt es in einer Pressemitteilung: Die Bürgerinnen und Bürger sollen Anweisungen der Einsatzkräfte folgen und hochwassergefährdete Bereiche großräumig meiden. Aus Kellern, Tiefgaragen und tiefergelegenen Flächen in Flussnähe sollten sie sich fernhalten. Ihre Vorsorge- und Schutzmaßnahmen sollten sie überprüfen, ohne sich selbst dabei in Gefahr zu bringen.

Das Landratsamt Freising hat ein Bürgertelefon eingerichtet, das unter Telefon 08161/600-601 erreichbar ist. Am Sonntag ist das Bürgertelefon noch bis 20 Uhr besetzt, am Montag dann wieder ab 8 Uhr.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Flut
:Jetzt geht es um den Schutz von Leib und Leben

Süddeutschland erlebt dramatische Tage: Ein Feuerwehrmann ist bei einem Einsatz in Bayern ums Leben gekommen, Dämme sind gebrochen, Zehntausende Rettungskräfte sind im Einsatz. Wie kam es zu diesem extremen Wetter?

Von Ulrike Heidenreich und Marlene Weiß

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: