Hochschulen in Freising:Vom Bachelor bis zum Doktortitel

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Auch an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf kann man künftig in einigen Bereichen seinen Doktor machen. (Foto: Jan Woitas/dpa)

Für einige forschungsstarke Bereiche der nachhaltigen Landnutzung hat die HSWT das eigenständige Promotionsrecht verliehen bekommen – Hochschule und Studierende profitieren davon gleichermaßen.

Von Petra Schnirch, Freising

Für die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) ist es ein großer Schritt: Für einige forschungsstarke Bereiche hat ihr Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU) das eigenständige Promotionsrecht verliehen. Das heißt, nach Bachelor und Master können Absolventinnen und Absolventen, die nicht gleich in die Praxis streben, weiter an der HSWT forschen und ihren Doktor machen.

Die Euphorie an der Hochschule ist groß. Präsident Eric Veulliet spricht laut einer Pressemitteilung von einem „Triumph“ nicht nur für die HSWT, sondern für das gesamte Netzwerk der Hochschulen für angewandte Wissenschaften in Bayern. Studierende könnten ihre wissenschaftlichen Fähigkeiten auf höchstem Niveau weiterentwickeln und zugleich praxisrelevante Lösungen für die Herausforderungen unserer Zeit erarbeiten.

Das Promotionszentrum wird an die Graduiertenakademie angegliedert, deren Geschäftsstelle befindet sich in Freising Am Staudengarten 9 im Gebäude H 7. (Foto: Marco Einfeldt)
Jörg Ewald ist wissenschaftlicher Leiter des Promotionszentrums an der HSWT. (Foto: Josef Gangkofer/HSWT)

Das Promotionszentrum „Sustainable Land Use Systems (SusLand)“ bündelt die Forschung mit den Schwerpunkten Biodiversität, Klimawandel und Bioökonomie, die wissenschaftliche Leitung übernimmt Jörg Ewald, der die Forschungsprofessor für Diversität und Funktionen von Gebirgsökosystemen innehat. Er ist für die strategische Weiterentwicklung des Zentrums verantwortlich, das an der Graduiertenakademie verankert wird, und vertritt es in den Hochschulgremien.

Ewald zählt auch zu den sechs Professorinnen und Professoren am Standort Weihenstephan, die mit ihrer Expertise als Gründungsmitglieder eingebunden sind. Dies sind außerdem Gerhard Bellof (Tierernährung), Matthias Drösler (Vegetationsökologie), Heike Mempel (Technik im Gartenbau und Qualitätsmanagement), Volker Zahner (Zoologie, Wildtierökologie, Entomologie) und Christian Zang (Forests and Climate Change). Am Standort in Triesdorf sind es weitere sechs Professoren, in Straubing vier.

Mit der Verleihung des fachlich begrenzten Promotionsrechts auf zunächst sieben Jahre setzen Staatsregierung und Hochschulen den Kurs fort, die anwendungsorientierte Forschung auszubauen. Ewald sieht für die HSWT erhebliche Vorteile: „Neben der Renommee-Steigerung erhoffen wir uns ein verbessertes Recruiting von Nachwuchsforscherinnen und -forschern“ – und damit letztlich auch von künftigen Lehrkräften sowie Professorinnen und Professoren. „Wir wollen die anwendungsorientierte Forschung zum Thema nachhaltige Landnutzung in Bayern stärken“, erklärt er auf Nachfrage der SZ. Dies entspricht auch den Zielen von Politik und Praxis, am Standort Weihenstephan ein modernes, einzigartiges Agrarzentrum mit TU München, HSWT und Landesanstalt für Landwirtschaft zu formen, um auf die weltweiten Herausforderungen durch den Klimawandel reagieren zu können.

Auch die Studierenden profitieren laut Ewald doppelt. Die Einbindung der Promovierenden in die Lehre gebe ihnen Einblick in die aktuelle Forschung – und sie könnten nun auswählen, ob sie in der angewandten oder in der Grundlagenforschung promovieren möchten. Zurzeit würden Promovierende überall gesucht, „es gibt eine Konkurrenz um die besten Köpfe“.

„Wir achten sehr genau auf die Qualitätsstandards“

Werden die Abschlüsse ebenso anerkannt sein wie die einer Universität? „Wir achten sehr genau auf die Qualitätsstandards“, erklärt Ewald, um die Gleichwertigkeit einer Promotion an einer Hochschule für angewandte Wissenschaften unter Beweis zu stellen. Bei der Wahrnehmung von Promotionen werde das anwendungsbezogene Profil der HSWT „sicher eine Rolle spielen“.

In Bayern würden sich noch einige weitere Promotionszentren gründen, glaubt Ewald. Die Ansprüche an die Qualifikation von Professorinnen und Professoren seien jedoch hoch. Entscheidend seien Drittmittelumsatz, referierte Publikationen und Betreuungserfahrung. Auch das Zentrum an der HSWT soll weiter wachsen. Neben den Titeln „Doktor der Naturwissenschaften“ (dr. rer. nat.) und „Doktor der Agrarwissenschaften“ (dr. agr.) strebt die HSWT laut Ewald auch den „Doktor der Wirtschaftswissenschaften“ (dr. rer. pol.) an. Die Gefahr der Nivellierung der Abschlüsse sieht er übrigens nicht, solange die Hochschultypen ihren Profilen Grundlagen- versus Anwendungsorientierung auf allen Ausbildungsniveaus treu blieben.

Jörg Ewald selbst möchte sich künftig auf seine Forschungsprofessur mit einem halben Lehrdeputat und Arbeit in Forschungsgremien wie dem Promotionszentrum, dem Bayerischen Wissenschaftsforum und der Deutschen Forschungsgemeinschaft konzentrieren. Er hofft, das Amt des Dekans der Fakultät Wald und Forstwirtschaft an der HSWT 2025 an einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin abgeben zu können.

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